AP (Associated Press), 27.5.03
Mehrere hunderttausend Demonstranten bei G-8-Gipfel erwartet
4.000 bis 5.000 aus Deutschland - 24.000 Polizisten und Soldaten im Einsatz - Großdemonstration zum Auftakt der Konferenz am Sonntag
Berlin (AP) An den Protesten gegen den G-8-Gipfel im französischen Evian werden nach Schätzung der Organisation attac am kommenden Wochenende mehrere hunderttausend Globalisierungsgener teilnehmen. Aus Deutschland würden voraussichtlich 4.000 bis 5.000 Demonstranten an den Genfer See reisen, sagte attac-Sprecher Lukas Engelmann am Dienstag in Berlin. Am Donnerstag wird die erste größere Demonstration in Lausanne stattfinden, zu Beginn der dreitägigen G-8-Konferenz am Sonntag ist ein Protestmarsch zur Grenze zwischen der Schweiz und Frankreich bei Genf geplant. Rund 24.000 Polizisten und Soldaten werden in der Region im Einsatz sein, um den Gipfel zu schützen.
Die Proteste gegen den G-8-Gipfel haben inzwischen Tradition. Vor zwei Jahren war es in Genua zu schweren Ausschreitungen gekommen. Dabei wurde ein Demonstrant von der Polizei erschossen. Mit ähnlichen Krawallen rechne er in diesem Jahr nicht, sagte Engelmann. Attac setze sich für "friedlichen zivilen Ungehorsam" ein.
Bei der zentralen Großdemonstrationen am Sonntag erwartet attac rund 100.000 Teilnehmer. Vom schweizerischen Genf und vom französischen Annemasse wollen die Globalisierungsgener zur Grenze marschieren, und den Zufahrtsweg zum Gipfel blockieren. Die Organisatoren erwarten Teilnehmer aus ganz Europa, vor allem aus Frankreich, der Schweiz, Spanien und Italien. In Berlin wird am (morgigen) Mittwoch ein Sonderzug starten, der rund 1.000 Globalisierungsgegner aus 15 deutschen Orten nach Genf bringen soll.
Neben den Demonstrationen sind während der Gipfeltage mehrere "Gegengipfel" der Globalisierungsgegner in Genf, Lausanne und Annemasse geplant. Zudem wird ein "Globales Dorf" mit Zeltlager am Genfer See errichtet.
Boden-Luft-Raketen und Jagdflugzeuge
Allein Frankreich setzt zum Schutz des Gipfels knapp 15.000 Soldaten und Polizisten ein. Die französischen Streitkräfte haben am Genfer See Boden-Luft-Raketen vom Typ Crotale und Radarstationen installiert, unbemannte Kleinflugzeuge überwachen die Region. 50 bis 70 Kampfhubschrauber und Jagdflugzeuge stehen zum Eingreifen bereit. Auch Deutschland wird sich voraussichtlich mit 1.000 Polizisten und 15 Wasserwerfern an den Sicherheitsmaßnahmen beteiligen.
Frankreich hat das Schengen-Abkommen vorübergehend außer Kraft gesetzt und will mit Grenzkontrollen potenzielle Störer und Gewalttäter schon bei der Anreise stoppen. Vier Sicherheitskreise mit strengen Zugangsbeschränkungen bis zu Auflagen für Verkehrsteilnehmer wurden um Evian gezogen.
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