AP, 1.6.03, 11.02 Uhr

Nächtliche Krawalle und Straßenblockaden zum Auftakt des G-8-Gipfels

Polizei setzt Tränengas ein - Demonstration in Lausanne verboten

Annemasse/Lausanne (AP) Militante Proteste von Globalisierungsgegnern haben am Sonntag den Auftakt des G-8-Gipfels am Genfer See begleitet. In Annemasse bei Genf blockierten am Morgen rund 1.500 Demonstranten die Hauptstraße zum Konferenzort Evian. Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein. In Genf und Lausanne gab es nächtliche Ausschreitungen mit zum Teil erheblichen Sachschäden. Die Behörden in Lausanne verboten deshalb eine für den Nachmittag geplante Kundgebung.

In der Nähe von Annemasse stoppte die Polizei Demonstranten, die sich in Richtung Evian aufgemacht hatten. Mehrere hundert zogen daraufhin ab, andere errichteten bei Saint-Cergues eine Absperrung und setzten Gegenstände in Brand. Auf einem Transparent stand: "Stopp: Gefahr G-8". Vermummte bewarfen die Beamten mit Steinen, die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein.

In Genf blockierten Demonstranten am Morgen mehrere Rhone-Brücken, darunter auch die zentrale Mont-Blanc-Brücke. Zuvor hatten in der Nacht rund 300 Jugendliche gewaltsam gegen den Gipfel protestiert. Sie zogen in kleinen Gruppen durch die Genfer Innenstadt, zerstörten Schaufenster, setzten Barrikaden in Brand und warfen Molotow-Cocktails. Nach Angaben der Polizei entstand erheblicher Sachschaden.

Die Demonstranten zogen gegen Mitternacht vom Alternativzentrum "L'usine" durch die Altstadt und das Einkaufsviertel. Sie warfen Steine und Brandsätze gegen Schaufensterscheiben und Eingangstüren. Mehrere Geschäfte, das Gebäude des Genfer Stadtrats, die Kantonalbank und das Gebäude der Tageszeitung "Tribune de Geneve" wurden beschädigt. Holzbarrikaden, mit denen sich Banken vor Randalierern schützen wollten, wurden in Brand gesetzt, ebenso ein Auto. Unter Polizeischutz bekämpfte die Feuerwehr die Brandherde. "Sie operieren in kleinen Gruppen, was es schwer macht, sie unter Kontrolle zu bringen", sagte ein Polizeisprecher.

In Lausanne stürmte eine Gruppe von Demonstranten am Sonntagmorgen eine Tankstelle und verteilte geplünderte Zigaretten und Süßigkeiten an Passanten. Andere Gruppen zerstörten Telefonzellen und rissen Straßenschilder ab. Die Polizei gab Warnschüsse mit Gummigeschossen in die Luft ab und setzte Tränengas ein. Die Behörden verboten wegen der Krawalle eine angemeldete und zunächst genehmigte Demonstration am Nachmittag.

Der überwiegende Teil von etwa 1.000 Demonstranten in Lausanne demonstrierte friedlich. Ihr Zorn richtete sich nach dem Irak-Krieg vor allem gegen US-Präsident George W. Bush und den britischen Premierminister Tony Blair. Die Kritiker der wirtschaftlichen Globalisierung haben in Genf und Annemasse zu einer Großkundgebung gegen den G-8-Gipfel in Evian aufgerufen. Dazu wurden ab Mittag 30.000 bis 50.000 Teilnehmer erwartet. Am Samstagabend waren am Ufer des Genfer Sees mehrere Protestfeuer entzündet worden.


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