dpa, 2.6.03
Protest gegen G 8: Millionenschäden nach Krawallen - 25 Festnahmen
Genf (dpa) - Bei den zweitägigen Ausschreitungen gewaltbereiter Globalisierungskritiker am Rande des G-8-Gipfels sind in Genf Schäden in Millionenhöhe entstanden. Jedes dritte Geschäft im Stadtzentrum sei betroffen, teilte der Arbeitgeberverband des Kantons am Montag in Genf mit. Nach Polizeiangaben sind nach den Krawallen noch 25 Personen in Polizeigewahrsam. Bei der Randale waren auch deutsche Sicherheitskräfte zur Verstärkung nach Genf gerufen worden. Am Montagabend protestierten rund 200 Globalisierungsgegner vor dem Sitz der Welthandelsorganisation (WTO) in Genf.
Genf war in der Nacht zum Montag in der zweiten Nacht hintereinander Ziel von radikalen Jugendlichen geworden. Die Polizei ging gegen die Randalierer und Plünderer mit Tränengas vor. Diese hatten im Geschäftsviertel der Innenstadt Schaufenster eingeschlagen und ein Schuhgeschäft geplündert. Bei den Auseinandersetzungen wurden fünf Demonstranten und drei Polizisten leicht verletzt.
Erstmals kamen zur Verstärkung auch deutsche Sicherheitskräfte in Genf zum Einsatz. Nach Angaben des Abteilungsführers der Polizeikräfte aus Baden-Württemberg, Hans-Dieter Wagner, haben die in den Außenbereichen der Innenstadt eingesetzten Beamten mit den Auswirkungen der Krawalle zu tun gehabt. Es habe keine Verletzten gegeben. Wagner bestritt den Vorwurf von globalisierungskritischen Gruppen, dass deutsche Sicherheitskräfte auch an den Razzien in einem Zentrum der Alternativen in Genf beteiligt gewesen waren.
Nach Angaben des deutschen Innenministeriums waren insgesamt 1015 deutsche Beamte in der Schweiz im Einsatz. Es sei zu keinerlei Zwischenfällen gekommen.
Nach Angaben von Globalisierungskritikern stürmten Sicherheitskräfte auch das Genfer Kulturzentrum " L'Usine". In dem Kulturzentrum ist das Independent Media Center untergebracht, das während der vergangenen drei Tage eine unabhängige Live-Video- Berichterstattung von den Protesten gegen den G8-Gipfel gesendet hatte. Etwa 30 internationale Journalisten sind nach Angaben der Betroffenen eine Stunde lang in dem Gebäude festgehalten und durchsucht worden. Mindestens fünf Filmemacher seien von der Polizei festgenommen worden.
Die zivil gekleideten Polizeibeamten hätten mit Äxten die Türen des Kulturzentrums eingeschlagen, heißt es. Die Polizeibeamten hätten Lederjacken, Palästinensertücher und Sturmhauben wie die so genannten Black Block-Demonstranten getragen.
Die Krawalle in Genf und Lausanne ereigneten sich vor und nach einer weitgehend friedlichen Demonstration von Globalisierungskritikern und Gegnern des G-8-Gipfels an der französisch-schweizerischen Grenze. Die Polizei sprach von gut organisierten kleinen Gruppen von mehreren hundert gewaltbereiten Jugendlichen.
Die globalisierungskritische Organisation Attac warf der Polizei ein überzogenes Vorgehen bei den Protesten gegen den G-8-Gipfel im französischen Evian vor. Eine völlig friedliche Versammlung sei von allen Seiten mit Tränengas beschossen worden, sagte der Sprecher der deutschen Attac-Sektion, Malte Kreutzfeld, am Montag. Die Proteste seien sehr friedlich verlaufen, wenn man von einer kleinen Gruppe von Randalierern absehe.
Nach Angaben der Schweizer Armee ist der Luftraum seit Beginn des Gipfeltreffens zwei Mal verletzt worden. Ein Motorsegler und ein Kleinflugzeug seien von Kampfflugzeugen aus dem gesperrten Luftraum begleitet worden. Die Kosten für den Militäreinsatz sind mit rund 6,2 Millionen Franken (4,3 Millionen Euro) um die Hälfte höher als zuvor veranschlagt.
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