G8 - Aussagen von Martin Shaw
digicam, 12.06.2003 00:56
http://ch.indymedia.org/de/2003/06/11322.shtml

die übersetzung von martins ersten aussagen nach dem Fall, wie er die ganze sache erlebt hat

Statement von Martin Shaw
6.6.2003

Es war schon drei Uhr am Morgen des 1. Juni 2003, als unsere 17-köpfige Gruppe sich von Lausanne auf den Weg zu einer strategisch günstig gelegenen Autobahnbrücke machten. Seit Tagen waren wir dabei, diese gewaltfreie Blockade der Autobahn zwischen Genf und Lausanne vor zu bereiten. Wir wollten das G8-Treffen stören, welches wir als nicht legitim ansehen. Wir wollten die Delegierten auf ihrem Weg zur Konferenz in Evian stoppen. Unsere Nachforschungen hatten ergeben, dass sie diese Brücke überqueren müssen, um im Konvoi von ihren Hotels zum Konferenzzentrum zu reisen.

Unser Plan war, dass Christina und ich, zwei sehr erfahrene KletterInnen, sich an einem einzelnen, sehr starken Special-Kletterseil abseilen sollten, jedeR an einer Seite der Autobahn. Das Seil sollte dabei - quer zur Fahrbahn gespannt - alle Spuren in Fahrtrichtung Lausanne blockieren, denn wenn Autofahrer versuchen sollten, durch es durch zu fahren, würden sie das Seil zerschneiden und Christine und mich 20 Meter tief in unseren potentiellen Tod stürzen.

Nachdem wir im dunkeln durch das Tal unter der Autobah geschlichen sind, durch dichten Wald und durch das Flüsschen, erreichten wir den Platz unter der Brücke, wo wir die letzten Vorbereitungen trafen und uns so lange versteckten, bis ein Anruf von unserem Späher uns sagen würde, dass der Konvoi auf dem Weg sei. Nach stundenlangem Warten - wir haben unsere Pläne wieder und wieder besprochen - kam der Anruf - die Delegierten seien unterwegs. Jetzt ging es los, und jeder folgte seinem Plan, füllte seine Rolle aus.

Ich gign zusammen mit meinem Kletterassistenten, lief in das Tal unter die Brücke. Dort wartete ich darauf, dass das Seil heruntergelassen wird, an dem ich dann hochklettern wollte. Währenddessen liefen die anderen auf die Brücke. 10 Leute hielten den Verkehr an, in dem sie sich mit Transparenten auf die Fahrbahn stellten - halten Sie an, oder sie töten 2 Menschen !!!! stand auf einem in Französisch.

Während der Verkehr gestoppt wurde, machten sich Christina und zwei HelferInnen daran, die Seilblockade zu installieren. Sie ergriffen jede mögliche Vorsichtsmassnahme, um die Aktion so sicher wie möglich zu machen. Das Seil wurde 2 Mal um die Seitenbegrenzung gewickelt, bevor es nach unten gelassen wurde, und zwischen Metall und dem Seil lag eine Schicht Isomatte, die die Reibung minimieren sollte. Dies gehoert ebenso zu den tagelang diskutierten Sicherheitsmassnahmen wie unsere Banner Sobald der Verkehr stoppte, gaben uns die KletterhelferInnen das Signal, Ich kletterte an meinem Seil hoch,Christine seilte sich an ihrem Ende ab. So gaben wir das Gegengewicht für den anderen ab.

Während die Polizei auf der Brücke aus einer kontrollierten, ruhigen Situation heraus ein Chaos schaffte, versuchten Christine und ich unsere endgültigen Positionen ein zu nehmen. Ich war daruaf vorbereitet, so lange unter der Brücke zu haengen, bis ich mit Gewalt entfernt würde, weil die G8 für mich nicht das Recht hat, gemeinsam eine internationale Wirtschaftspolitik zu diktieren, die ihren Profit über die Bedürfnisse der Menschen und der Umwelt stellt. Als ein Beispiel nimm den letzten illegalen Krieg gegen den Irak oder das gesammte Thema der Schuderlassung für die ärmsten Länder der Welt.

Als drei Beamten über die Lücke zwischen den Fahrspuren kletterten, durch das mein Seil hing, folgten ihre Augen dem Seil und sie sahen mich, ich wünschte ihnen einen guten Morgen indem ich winckte und "Bonjour !!" schrie. Ich wollte eine freundliche Verbindung zur Polizei aufbauen, weil ich erwartete, dass ein erfahrenes Kletterteam der Polizei das ganze in die And nehmen würde, das sich die Situation ansieht, bevor es handelt und uns schliesslich sicher herunter holt. In all den Jahren, in denen ich jetzt klettere hab ich mir nie träumen lassen, dass wer das Seil anrühren könnte.Aber dann hab ich gefühlt, dass das Seil durchgeschnitten wurde. "Mein Gott, sie schneiden das Scheissseil durch !", hab ich gedacht während der 25 Meter, die ich gefallen bin.

Ich war die ganze Zeit bei Bewustsein. Ich erinnere mich daran, wie ich auf dem Boden aufkam, ich landete in dem kleinen, steinigen Flüsschen im Grund des Tals. Ich landete mehr oder weniger mit meinem linken Fuss zuerst, mein Kopf traf auf die tiefste Pfütze in diesm sehr flachen Bach, was mir wohl das Leben gerettet hat. Von der Brust abwärts lag ich in eiskaltem Wasser und ich versuchte, Kopf und Oberkörper mit meinen Händen aus dem wasser zu halten. Ich war total in das Seil verstrickt, das mit mir gefallen war. Ich wusste, das Christina noch an ihrem Seil hing, aber ich hatte keine Ahnung, das unsere Freunde auf der Brücke ihr Seil gefasst hatten und mit dem Bewusstsein hielten, das es um ihr Leben geht. Ich war verwundert, noch zu Leben, das ich noch nicht mal das BEwustsein verloren hatte. Trotzdem hatte ich schreckliche Schmerzen, besonders im Fuss, im unteren Rückenbereich und im Becken.

Ich lag lange im Bach, mir wurde kälter und kälter. Ich befürchtete, ich hätte eine Wirbelsäulenverletzung und wusste nicht damit um zu gehen. Sollte ich mich bewegen., oder lieber nicht ? Ich versuchte mich auf einen Stein zu ziehen, mit wenig Erfolg. Die erste Person, die mir half, war mein Kletterassistent aus dem Tal, und dann kam unser Doktor von der Brücke heruntergerannt, sie und zwei weiter Leute aus der Gruppe hielfen mir. Außerdem waren dort Beamten der Militärpolizei, die erst lange auf Französisch überzeugt werden mussten, bis sie mir halfen und mich aus dem Bach trugen. Ich hatte schlimme Schmerzen, in Fuss und Rücken. Sie trugen mich zu einem Stück Rasen am Ufer des Bachs, und ich wurde von unserem Doctor medizinisch betreut, nach langer Zeit auch von Schweizer Sanitätern. Ich wurde per Hubschauber in das CHUV-Krankenhaus in Lausanne geflogen.

Die Authoritäten legen meinen Freunden, die mir hier in dew Schweiz helfen, eine menge Steine in den Weg. Ich habe einen Sicherheitsmann vor meiner Tür, der alle aufhält, bis auf die wenigen, die die Erlaubnis haben, mich zu besuchen.. Alle Papiere, die sie mir bringen, werden erst gecheckt, bevor ich sie sehen darf, und es herrscht eine totale Mediasperre. Aus rein medizinischer Sicht empfange ich eine wunderbare Behandlung von den Schweizer Doktoren, und ich wünschte, dass die Millionen Menschen auf der Welt, die wegen der Politk der G8, wie die Förderung privater Krankenkassen, keine angemessene Gesundheitsversorgung haben, ich wünschte, dass auch sie Zugang zu der selben Pflege hätten, wie ich sie geniesse.

Anmerkung des Übersetzers: Inzwischen wurde Martin aus der Intensivstation entlasssen und geniesst mehr Freiheiten und einen unglaublichen Blick über Lausanne und den See. Er kann jetzt jeden, den er will, empfangen, hat sogar ein Telephon.

Womit ich nicht einverstanden bin, ist dass ich so schnell als möglich nach Hause geflogen werden soll. Ich fühle mich noch nicht bereit dafür., wo ich doch noch eine Operation brauchen werde. Es würde den Schweizer Staat gut in den Kram passen, wenn ich nicht mehr in ihrem Land, und sie könnten versuche, die rechtliche Verantwortung für mein medizinisches Befinden zu verschleiern, wench in einem anderen Land behandelt werde. Es scheint, dass die Schweizer Regierung das ganze als einen Unfall abtun möchte. Ich bin mir absolut sicher, dass die Polizei wusste, das ich an dem Seil hänge. Für mich kann dieser Vorfall nicht als Unfall abgetan werden.

Bis jetzt haben weder Polizei noch die Regierung mir angeboten, meine medizinischen oder juristischen Rechnung zu bezahlen, die ich zu erwarten habe. Meine Freunde haben grade enorme Schwirigkeiten, sich genau über meine Rechte von wegen internationalen Krankenkassenvertägen zwischen der Schweiz und der EU zu informieren - wobei verschiedene Schweizer Stellen verschiedene Auskünfte geben.

Im Moment arbeiten wir an einem politischen Gerichtsverfahren gegen die Polizei und den Schweizer Staat, sowohl um Kompensation zu bekommen als auch um gegen die zunehmende Straffreiheit des Staats und seiner Executive an zu gehen.

Der Plan war gewesen, im Geiste der Gewaltfreien Aktion, eine Straszlig;enblockade mit einem Seil zu errichten, aber das hat vorausgesetzt, dass die Polizei und ihre Herren ein Menschenleben höher einschätzen als den Straßenverkehr. Am 1. Juni war das für uns nicht der Fall, und der einzige Grund, warum ich immer noch da bin, um diese Geschichte zu erzählen, war pures Glück, die erstaulich schnelle Reaktion meiner Freunde auf der Brücke und die Doktoren und Sanitäter, die sich seit dem Vorfall um mich gekümmert haben.

Marin Shaw
CHUV
Lausanne
Schweiz

"Der freie Zugang zur Presse ist grundlegend in jedem demokratischen Staat. Doch gestern wurde gegen meinen Protest eine junge Journalistin, die mich interviewte, mit Gewalt aus meinem Raum gezerrt, obwohl sie sihch an die Besuchszeiten gehalten hat. Es erscheint mir eine politische - im gegen satz zu einer medizinische - Etscheidung, mich von der Presse fern zu hlten.. Ich finde diese Behandlungunakzeptabel. ... versucht der Schweizer Staat, die Geschichte zu begraben ?"

M. S. über die Pressefreiheit

"Es frustriert mich enorm, dass ich die nächsten 6 Wochen im BEtt verbringen werde, und danach noch drei weiter Monate im Krnkenhaus. All dies wegen der lebenbedrolichen Aktonen de Polizei und ihrer Fädenzieher. Diese Geschichte ist nur eine der Tausenden repressiven Vorfälle, die es weltweit täglich gibt. Wenigstens hab ich das Glück, in einem westlichen Krankenhaus zu liegen, anders als die Mehrheit der Leute, die arm gehalten wird und denen die grundlegensten Menschenrechte vorenthalten werden, sei es von Diktatoren oder von der neoliberalen Politik der G8 - Regierungen und ihren Partner bei den Konzernen."

M.S über sein Glück, im westen zu Leben

"Sie führen illegale Kriege im Namen von Freiheit und Demokratie, und gleichzeitig unterdrücken sie diejenigen, die sich trauen, für wirkliche Freiheit einzustehen."

M.S über weltweite Repression.


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