Dringender Appell an das Indymedia-Netzwerk zur Unterstützung von Indymedia Bolivien (geschrieben von Indymedia Argentinien). Übersetzung der mail von Sebastian Hacher, imc Argentinien, vom 24.9.2003
GenossInnen,
dies ist ein dringender Appell an das Netzwerk von Indymedia und alle, die damit zusammenhängen.
Während wir sprechen und diskutieren, während wir schlafen essen, arbeiten, kurz, während wir leben, verblutet Bolivien ein weiteres Mal unter den Stiefeln der Repression.
Die Regierung möchte das Gas an die ausländischen Konzerne ausliefern, so wie gestern die Spanier das Silber und das Gold ausser Landes gebracht haben. Und das Volk hat nein gesagt und ging auf die Strasse. Die ArbeiterInnen, die StudentInnen und sogar die HändlerInnen demonstrierten und die BäuerInnen blockierten die Strassen.
Die staatliche Repression kostete Leben, viele Leben. Und wir sagen "viele", weil wir wissen, dass es in unserem Schwesterland Bolivien, unserem heroischen Schwesterland Bolivien, unzählige Tote gibt. Niemand kennt die Namen, die Gesichter, die Arbeiten der Ermordeten.
In der Brust dieses Volkes, in dem unserer Blut kocht, - unser lateinamerikanisches Blut, das Blut der Unterdrückten, das Blut der Rebellen - hat sich ein kleines Fenster geöffnet, um der Welt zu zeigen, was dort passiert.
Wir sprechen von den GenossInnen von Indymedia La Paz und Indymedia Cochabamba, die fast ohne Ressourcen, mit tausenden technischen Problemen, versuchen, der Welt zu zeigen, wie es sich in ihrem Land lebt, kämpft und stirbt.
Wie wissen, dass sie bei der Demonstration am 19. September die Repression am eigenen Leib erfahren haben, da sie in der ersten Reihe waren, und wir wissen auch, dass sie am Samstag eine neue Versammlung abhalten, um die alternative Kommunikationstruktur aufzubauen, die erforderlich ist, um dem bolivianischen Staat die Maske herunterzureissen.
Gestern, als Argentinien sich zum Klang der Cacerolazos bewegte, spürten wir selbst diese brüderliche Umarmung, ohne die wir nicht mal die Hälfte dessen geschafft hätten, was wir getan haben. Ist es nicht an der Zeit, dass wir, IndymedianerInnen der Welt die Fahne Boliviens, unserer wilden, schönen und rebellischen Schwester, aufheben?
Wir denken, dass wir dahingehend Erfahrung besitzen und dass unsere Brüder und Schwestern keine Wächter oder Beauftragte nötig haben (in einem früheren Brief haben wir dazu was geschrieben).
Es braucht kein Kontingent von Ausländern, die ins Land kommen mit ihren Kameras und ihren Illusionen; persönlich denke ich, dass ein Land mit tausendjähriger Kultur, mit seinen eigenen Ethnien, Sprachen, und Gewohnheiten - es ist für die meisten von uns schwer das zu verstehen - dass sie ihre eigenen Zeiten haben und Arten das Leben zu sehen.
Wir sind uns jedoch sicher, dass Solidarität heute den Namen Bolivien hat.
Was wir sehr wohl tun können, ist eine massive Solidaritäts- und Informationskampagne zu organisieren. Als erstes können wir von hier (Argentinien) eine Ausstellung mit Fotos guter Qualität zeigen, entstanden auf unserer Reise in die Selva und nach La Paz, die von unseren Begegnungen in der Stadt und dem Leben auf dem Land vom Februar dieses Jahres erzählen. Womöglich können wir auf diese Weise etwas Geld für Indymedia Bolivien sammeln, das wir ihnen zur Verfügung stellen, wofür auch immer sie es verwenden. Des weiteren gibt es einige sehr starke Videos, bei denen wir schauen, ob wir sie international verbreiten können.
Können wir uns nicht tausend und eine Idee für Bolivien überlegen und die Mitglieder von Indymedia Bolivien ermutigen, sich selbst Vorschläge auszudenken, wie die internationale Solidarität artikuliert werden könnte, und uns konkret zu sagen was sie brauchen?
Die GenossInnen von Indymedia Bolivien werden heute nacht zusammensitzen. Die Dinge dort verschärfen sich weiter und sie setzen ihre Arbeit ohne jegliche Mittel fort. Lasst uns aufmerksam sein.
Ich möchte nocheinmal klarstellen, dass ich aus Argentinien und nur in meinem eigenen Namen schreibe, aber ich bin überzeugt, den Geist und die Gefühle von allen und jedem einzelnen meiner Genossen und Genossinnen auszudrücken.
Eine Umarmung
sebastian
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