Der Kokabauer Evo Morales ist überraschend mit einer Mehrheit von mehr als 51 Prozent als neuer Präsident von Bolivien gewählt worden. Es handelt sich um den deutlichsten Wahlsieg seit Ende der letzten Militärregierung 1982. Evo Morales ist außerdem der erste indigene Präsiden in Lateinamerika seit 150 Jahren. In den letzten Jahren kam es immer wieder Aufständen (siehe Berichte bei Indymedia oder Lateinamerika Nachrichten).
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Der Kokabauer Evo Morales ist überraschend mit einer Mehrheit von mehr als 51 Prozent als neuer Präsident von Bolivien gewählt worden. Es handelt sich um den deutlichsten Wahlsieg seit Ende der letzten Militärregierung 1982. Evo Morales ist außerdem der erste indigene Präsiden in Lateinamerika seit 150 Jahren. In den letzten Jahren kam es immer wieder Aufständen (siehe Berichte bei Indymedia oder Lateinamerika Nachrichten).
Damit brechen in Lateinamerika wieder mal neue Zeiten an. Der aus armen Verhältnissen stammende Aymara- Indigena Evo Morales ist nicht irgendwer (nicht nur weil er mir mal die Hand geschüttelt hat ;-)), sondern war auch bei den Protesten der KokabäuerInnen führend mit dabei und seit Jahrzehnten in den sozialen Bewegungen aktiv, auch gegen den früheren Diktator Hugo Banzer.
Nun hat Lateinamerika nebst Hugo Chavez in Venezuela einen weiteren Präsidenten, der Freihandelsplänen kritisch gegenüber steht. Die USA wollten mit ALCA (FTAA) eine gesamtamerikanische Freihandelszone von Alaska bis Feuerland durchsetzen, sind aber mit ihrem Zeitplan weit hinterher. Anhaltende Gegenbewegungen von unten begleiteten den Verhandlungsprozeß. Im November 2005 tagte in Mar del Plata, Argentinien, ein weiterer Gipfel, der von großen Protesten begleitet wurde.
Klar ist es für einen lateinamerikanischen Präsidenten an der Macht dann schwierig, einen Kurs gegen die USA und den IWF durchzusetzen, das haben wir bei Lula in Brasilien gesehen, der nun aufgrund seiner fortgesetzten neoliberalen Politik viel Kritik seitens der Landlosenbewegung MST erntet, da von seinen schönen Wahlversprechen nichts übrig geblieben ist.
Harald Neuber schreibt in Telepolis über die geplante Politik Evo Morales: "Revolutionär ist das zwar keineswegs. Aber sein Prinzip bricht mit dem neoliberalen Dogma der vergangenen Jahre. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die US-Regierung das zulässt."
Auch wenn in den letzten Monaten vor der Wahl Skepsis gegenüber Evo Morales aufgetreten ist, zeigt auch das überraschend hohe Wahlergebnis dass er einen starken Rückhalt unter den sozialen Bewegungen in Bolivien hat. Seine erste Wahlfeier hielt er in Cochabamba in den Räumen der KokabäuerInnengewerkschaft. Eine Krawatte befand sich bisher nicht in seinem Besitz (wird sich wohl ändern). Die sozialen Bewegungen in Bolivien haben immer wieder mit Aufständen Strassenblockaden durchgeführt, gegen Privatisierungen gekämpft (zum Beispiel gegen Wasserprivatisierung den US-Konzern Bechtel des Landes verwiesen) und Regierungen verjagt, zuletzt in El Alto. Hinter den Protesten stehen immer starke indigene Gruppen, die sich jetzt erst mal freuen, zum ersten Mal in der Geschichte des Landes einen aus ihren Reihen als Präsidenten begrüssen zu können und ihm aufgrund seiner klaren Haltung für soziale Gerechtigkeit deshalb sehr viel mehr Vertrauen entgegen bringen als hierzulande gemeinhin wahrgenommen wird.
Auf jeden Fall sind beim Sozialforum in Caracas 2006 spannende Diskussionen zu erwarten zwischen dem "Die Welt verändern ohne die Macht zu übernehmen" der Zapatistas und dem neuen scheinbar orthodoxen Weg einer Veränderung von oben vermischt mit ArbeiterInnenmitverwaltung und Stadtteilkomitees von unten in Venezuela. Zusammen mit den Erfahrungen mit besetzten Fabriken in Argentinien ergeben sich interessante Ideen und Widersprüche.
Mehr Infos:
Interview mit Evo Morales (Yvonne Zimmermann)
Krise in Bolivien vertagt (Ralf Streck)
Hintergrund zu Bolivien (anro)
Bericht bei indy Bolivia
Telepolis: "Neoliberalismus abgewählt" (Harald Neuber)
ND: Ein Aymara an der Staatsspitze Boliviens
Die Zapatistas und die Staatsillusion
Venezuela: Zu den gesellschaftlichen Umwälzungen in Venezuela unter Hugo Chavez (Dario Azzellini)