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Unruhen nach Pinochets Tod

Amnesty International fordert weitere Aufklärung der Verbrechen aus der Zeit der Diktatur
ZEIT online | 11.12.2006 07:30 Uhr

Nach dem Tod des früheren chilenischen Diktators Augusto Pinochet ist es in der Hauptstadt Santiago und zehn weiteren Regionen des Landes zu Unruhen gekommen. Gegner des ehemaligen Militärmachthabers lieferten sich vor allem in Santiago heftige Straßenschlachten mit der Polizei, die Wasserwerfer und Tränengas einsetzte. Insgesamt 24 Polizisten und eine unbekannte Zahl von Demonstranten seien verletzt worden, berichteten nationale Medien am frühen Montagmorgen. Mehrere Dutzend Demonstranten seien zudem festgenommen worden. Zuvor hatten mehrere tausend Menschen den Tod des Diktators mit Champagner und Jubelchören gefeiert.

Vor dem Militärhospital, in dem Pinochet an den Folgen eines vor einer Woche erlittenen Herzinfarktes am Sonntag gestorben war, harrten weiter etwa 1000 seiner Anhänger aus. Eine kleinere Gruppe von ihnen zog auch zum Wohnhaus der sozialistischen Präsidentin Michelle Bachelet, um dort zu demonstrieren. Sie wurden jedoch schnell von der Polizei vertrieben. Die frühere Kinderärztin, die während der Pinochet-Diktatur in der DDR gelebt hatte, hatte schon vor ihrer Wahl zur Präsidentin männliche Bastionen in dem immer noch von Machismus geprägten Land erobert. So war sie unter anderem Verteidigungsministerin. Ihr Vater war als hoher Militär von Schergen des Pinochet-Regimes zu Tode gefoltert worden. Auch Bachelet selbst wurde Opfer solcher Folterungen. Pinochet soll am Dienstag eingeäschert und beigesetzt werden. Ein Staatsbegräbnis werde es aber nicht geben, entschied Bachelet.

Unterdessen forderte Amnesty International schnellere Gerichtsverfahren bei Verbrechen wegen Menschenrechtsverletzungen. Wie die Menschenrechtsorganisation in London auf ihrer Internetseite schrieb, sollte der Tod Pinochets ein "Weckruf" für die Regierungen Chiles und anderer Länder sein. Pinochet sei durch seinen Tod der Justiz entkommen.


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