Indios fordern den Rücktritt des ecuadorianischen Präsidenten [Quelle: http://de.news.yahoo.com/000119/4/i1bu.html] Mittwoch, 19. Januar 2000, 02:47 Uhr Indios fordern den Rücktritt des ecuadorianischen Präsidenten Proteste mit Marsch nach Quito und Straßenblockaden gegen die Wirtschaftspolitik Mahuads Quito/Ecuador (AP) Tausende Indios haben am Dienstag in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito den Rücktritt von Präsident Jamil Mahuad gefordert. Der Marsch von mehr als 10.000 Hochlandindianern in das 2.850 Meter hoch in den Anden gelegene Quito wurde von der «Vereinigung der eingeborenen Völker Ecuadors» organisiert. Die Organisation vertritt die Interessen der rund vier Millionen Indianer in Ecuador. Die Führer der Indios haben den Mittwoch zum Tag der symbolischen Einnahme Quitos im Rahmen eines Indio-Aufstands erklärt. Antonio Vargas, der Vorsitzende der Organisation, sagte: «Wir sind gekommen, um ein neues Ecuador aufzubauen - vom Standpunkt der Eingeborenen aus entworfen.» Zwei Medizinmänner in traditioneller Kleidung und Sandalen verbrannten Blätter und Kräuter, um den «Beginn einer neuen Ära» einzuläuten. Mehr als 5.000 Indios marschierten friedlich auf das Parlamentsgebäude zu, wurden aber von Polizeisperren zurückgedrängt. Darauf zogen sie durch die angrenzenden Straßen und forderten in Sprechchören den Rücktritt Mahuads. Unter den meist sehr ärmlich gekleideten Indianern befanden sich auch viele Frauen und Kinder. Viele trugen Kartoffeln, Mais und Bohnen als Nahrungsvorräte mit sich. Ein Anführer der Demonstranten, der seinen Namen nicht nennen wollte, sagte: «Wir werden so lange in Quito bleiben, bis Jamil nach Hause geht.» Am Montag hatten Indios in acht der 22 Provinzen des Landes Straßen blockiert. Die Sicherheitskräfte räumten die Baumstämme und Felsbrocken jedoch schnell beiseite. Über Zusammenstöße mit den Demonstranten wurde nichts bekannt. Die ecuadorianische Regierung hat am 5. Januar den Ausnahmezustand ausgerufen und setzt seitdem Soldaten ein, um die wachsenden öffentlichen Proteste einzudämmen. Rund 35.000 Soldaten und Polizisten patrouillieren auf den wichtigsten Straßen des Landes. Sie sollen die meist in abgelegenen Dörfern im Hochland lebenden Indios daran hindern, in die Hauptstadt zu gelangen. Die Indios halten den Präsidenten für unfähig, mit der Wirtschaftskrise in Ecuador fertig zu werden. Die Inflationsrate liegt zurzeit bei 60 Prozent, höher als in jedem anderen lateinamerikanischen Land. Die Sprecher der Indios wenden sich insbesondere gegen Mahuads Plan, den Dollar als offizielle Landeswährung einzuführen, um die Inflation zu stoppen und die Wirtschaft zu stabilisieren. Sie befürchten, dass dadurch die rund sieben Millionen Armen unter den zwölf Millionen Einwohnern des Landes noch ärmer werden.