mehr zu Ecuador Date: Tue, 25 Jan 2000 Hallo, inzwischen haben die Leute von a-infos dankenswerterweise den größten Teil der Texte auf deutsch übersetzt. (...) In der Frankfurter Rundschau war übrigens ein aufschlussreicher Artikel, in dem gesagt wurde, das die Industrieländer Druck auf die Militärs ausgeübt hätten, dieses "Experiment" nicht zu dulden und alles nötige zu unternehmen - daraufhin hätten die Militärs 6 Stunden nach dem Sieg der Bewegung geputscht. Hier die Artikel von a-infos Ecuador: Der indigene Aufstand nimmt Form an, die Behörden leugnen ihn, die Presse verschweigt ihn von Marlon Carrion C. Pulsar Information Agency - Information for Latin America via Internet (Agencia Informativa Púlsar - Información para América Latina vía Internet) ------------------------------------- QUITO,Ecuador.- Heute war der erste Tag des indigenen Aufstands gegen die Regierung und die Politik von Jamil Mahuad, [convoked] von der Konföderation der Indigenen Nationen des Ecuadorianischen Amazonas. Die größten gesellschaftlichen Medien spielten die indigene Präsenz auf den Straßen des Landes herunter. Es sieht so aus, als hätten die Regierung und die Firmeninhaber die Parole ausgegeben, es solle keine Information geben. Nichtsdestoweniger ist die Realität, daß kleine Zusammenstöße zwischen Militär und indigenen Gemeinden bekannt sind, die die Autobahnen blockierten, insbesondere in den Provinzen im Süden des Landes: Loja, Azuay und Can~ar. Um ca 11 Uhr vormittag am heutigen Montag wurden ungefähr 400 Personen, die aus der Provinz Chimborazo kamen, etwa 180 km südlich der Hauptstadt, auf ihrem Weg nach Quito angehalten. Die Repression war sehr hart und es ist bekannt, daß einige indigene Frauen gewürgt wurden [das verwendete Wort "asphyxiated" kann auch erwürgt bedeuten; Übersetz.]. In den Gemeinden nördlich von Quito haben Indigenas die Panamericana blockiert, aber die große Zahl von Soldaten zwang sie zum Rückzug. Dies bedeutete nicht, daß der Protest in diesem Gebiet beendet ist, die Strategie ist, alle Straßen zu jeder Zeit und an jedem Ort zu blockieren. Der Vorsitzende der Konföderation der Gesundheitsarbeiter für die Landarbeiter [?] (Confederación Unica Nacional de Afiliados al Seguro Social Campesino), Jorge Loor Cevallos, informierte darüber, daß sich wenigstens eine Million Landarbeiter am nationalen Aufstand beteiligen werden. Dieser Sektor der Landarbeiter setzt sich zusammen aus 3500 Basisorganisationen und wird durch 563 über das ganze Land verteilten Ambulanzen koordiniert. Loor sagte, daß die Schließung von Straßen und die Übernahme öffentlicher Institutionen angewiesen wurde [in der engl. Übersetzung: has been instructed]. Die Landarbeiter protestieren gegen die pessimistischen Lebensbedingungen im Land und gegen die Absicht von Präsident Mahuad, die Gesundheitsfürsorge zu privatisieren, was das Ende der Gesundheitsfürsorge der Landarbeiter bedeutet. Der Vorsitzende der Landarbeiter sagte, daß die Übernahme der Hauptstadt der Republik, Quito, von allen vier wichtigen Stellen der Stadt ausgehen wird und bat die öffentlichen Kräfte, die Demonstranten nicht zu tadeln und stattdessen für den triumphalen Einzug der Landarbeiter und der indigenen Völker mitzuarbeiten. Die Arbeiter der ecuadorianischen Ölgesellschaft Petroecuador haben erklärt, daß sie auf unbestimmte Zeit die Arbeit niederlegen, in Unterstützung des indigenen Aufstandes gegen die Wirtschafts- und Sozialpolitik der "christdemokratischen" Regierung. Der Sekretär des Büros der Gewerkschaft der Petroecudaor-Arbeiter, Diego Cano, sagte, daß sie die Gegenwart der über 30.000 Soldaten und Polizisten auf den Straßen und Autobahnen des Landes nicht fürchteten und seine Entscheidung sei es, bis zum Sturz von Jamil und seiner Regierung zu protestieren. Die Ölarbeiter pumpten kein Öl in die transecuadorianische Pipeline und erklärten, sie unterstützten die indigenen Gemeinden des Amazonas bei der Übernahme aller Ölquellen. Es wird damit gerechnet, daß vor Freitag die Auswirkungen der Nichtlieferungen von Lebensmitteln im Land nicht spürbar werden. Schließlich lösten auch Erklärungen des Präsidenten des Internationalen Währungsfonds (IMF), Michel Camdessus, daß seine Organisationen nichts über die "Dollarisierung" in Ecuador wisse und daß dies nicht der beste Weg aus der Krise sein, Überraschung und Ungehaltenheit aus. Die indigenen und Gewerkschaftsführer sagten, diese Erklärung stelle für sie keine Überraschung dar, sondern bestätige, daß der Repräsentant einmal mehr das Land belogen habe [im englischen Wortlaut wird leider nicht klar, ob mit "representative" Camdessus oder der Präsident von Ecuador gemeint ist]. Heute gab es verschiedene Protestaktionen und Mobilisierungen in den größten Städten des Landes. Vor den Häusern der Partei Volksdemokratie in Guayaquil und Cuenca detonierten Sprengkörper. Ecuador: der Aufstand der Indigenas erreicht die Hauptstadt von Marlon Carrion C. Quito. Obwohl die ecuadorianischen Behörden die Tatsache leugnen, daß die Indigenas protestieren, kamen heute, am Dienstag den 18.1., wenigstens 3000 Indigenas nach Quito und verlangten den Rücktritt des Präsidenten Jamil Mahuad. Die Bürger waren überrascht, da Medien und Regierungspropaganda sie überzeugt hatten, daß nichts los sei. Dies hielt jedoch viele Einwohner von Quito nicht davon ab, ihre Unterstützung für den Protest der Indigenas zu zeigen, in dem sie einige Lebensmittel spendeten. Die Indigenas sagten, daß sie an mehreren Stellen unterwegs vom Militär angehalten wurden. Sie mußten ihren Marsch auf Pfaden durch die Berge fortsetzen und die ganze Nacht von Montag auf Dienstag durchmarschieren, um Quito zu erreichen. Die Indigenas wollen immer noch mit 40.000 Personen die Hauptstadt symbolisch besetzen. Der Landarbeiterführer Jorge Loor Cevallos, Vizepräsident des Volksparlaments, sagte, daß das Land einer ernsthaften Konfrontation zwischen Indigenas und Bauern sowie Militär und Polizei nahe ist. Loor Cevallos sagte, daß das Militär vor den Toren der indigenen Gemeinden steht, um zu verhindern, daß sie rausgehen und demonstrieren. Die Demonstranten zogen es jedoch vor, querfeldein und über die Berge zu den Straßen zu gehen und sie zu blockieren. Der Landarbeiterführer sagte, nichts werde Tausende von Leuten davon abhalten, nach Quito zu kommen, um den Sturz der Regierung von Jamil Mahuad zu fordern. Die ersten Indigenas, die in Quito ankamen, wurden von Repräsentanten des Volksparlaments willkommen geheißen, das in der Hauptstadt arbeitet. Die Verhaftung von 8 Indigenas in Chimborazo wurde verurteilt und es wurde auch gesagt, daß einer der Führer der indigenen Bewegung in der Region, Silverio Cocha, von den Behörden mit Haftbefehl gesucht wird. Die Indigenas, die Bauern und andere Teile der Gesellschaft sagen, daß die Dollarisierung der Wirtschaft den Tod tausender Kinder, Frauen und alter Menschen bedeuten werde, die keine Lebensmittel, keine Medikamente kaufen können. Fünf von zehn Ecuadorianern leben in absoluter Armut, 70% sind arbeitslos oder unterbeschäftigt. Zusätzlich zu all dem will die Regierung die Krankenhäuser und alle staatseigenen Unternehmen privatisieren. Daher fordert die Bewegung die Auflösung der Nationalversammlung und des Obersten Gerichtshofs. Es wurde auch bestätigt, daß das Militär 1500 Indigenas daran hindert, Quito zu betreten. Sie sind südlich der Hauptstadt schweren Repressionen ausgesetzt. (Ec/QR/Po/Cs/mc). Translation: Aswad DRINGEND Die Konföderation der Indigenen Nationalitäten von Ecuador CONAIE ruft zusammen mit anderen gesellschaftlichen Organisationen des Landes alle Organisationen der Solidarität, der Menschenrechte, alle Schwesterorganisationen der indigenen Gemeinden auf dem Kontinent dazu auf, Aktionen durchzuführen, die geeignet sind, das Ausmaß an Repression, an Verletzung der Menschenrechte zu senken und das System der Diskriminierung und der rassistischen Gewalt zu beenden, daß Verwaltung und Streitkräfte von Ecuador auf Befehl der Regierung Dr. Jamil Mahuad anwenden. Der Kampf der Völker von Ecuador besteht heute aus legitimen Aktionen, die in der Verfassung anerkannt werden, die das Volk als Souverän anerkennt. Für die verfassungsgemäße Anerkennung des Geistes unserer heiligen Berge, Flüsse, Wasserfälle und Meere, und um unsere Würde um jeden Preis aufrecht zu erhalten, bilden wir, die Völker von Ecuador, Volksparlamente und führen die Große Erhebung in den Städten als Formen des Widerstandes gegen die neoliberale, korrupte gegen Volk und Souveräntit gerichtete Politik durch, die von Bankiers, wirtschaftlichen Machtgruppen und der Regierung, die nur diese repräsentiert, erzwungen werden. Am 11. Januar, nach der Organisierung der Gemeinde-, Kreis- und Provinzparlamente, haben wir des Nationalparlament der Gemeinden gebildet, als alternative und souveräne Form der Macht, in dem die verschiedenen Teile der Gesellschaft diskutieren und eine Regierung des plurinationalen Staats bilden. Dieses Parlament hat verschiedene Dekrete erlassen, die hier angefügt sind. Der indigene/Volksaufstand umfaßt mehrere Aktionen wie die Schließung der Verteilungskanäle, so daß den Städten die Produkte vorenthalten werden, die Einnahme großer Städte durch Mobilisierung; der Volksaufstand ist vom Land in die Städte vorgedrungen. In den indigenen Gemeinden hat es schwere Repression und Unterdrückung gegeben. Militär in Panzern ist in den Gemeinden. Alle Vorräte und Lebensmittel, die in die Gemeinden gelangen, wurden beschlagnahmt, zusammen mit den Fahrzeugen, die Lebensmittel und Menschen befördern. Die Überlandbusse haben den Befehl erhalten "alles zu befördern, Menschen, sogar Tiere, nur Indianer nicht". In den vom Militär besetzten Gebieten werden Busse angehalten, und alle, die indianisch gekleidet sind oder nach Indianer aussehen, werden mit Gewalt aus den Bussen geholt. Die Regierung bedient sich "gekaufter" Indianer im Fernsehen, die gegen unsere nationalen Führer sprechen und alle möglichen Verleumdungen verbreiten. Die Regierung verbreitet gefälschte Dokumente mit rassistischen Formulierungen, um die nicht- indigene Bevölkerung gegen uns aufzuhetzen. Regierungsagenten informieren Übersetzer und sagen, der Aufstand sei beendet, oder die Führer hätten mit der Regierung verhandelt, daß es nötig sei, eine Pause zu machen etc. und beabsichtigen so, uns zu demobilisieren. Aber der Aufstand wächst wie ein anschwellender Wasserfall. Wir verlangten den Rücktritt von Präsident Mahuad wegen Verrats an den Interessen des Landes. Weil er 1,5 Milliarden Dollar an Staatsresourcen an eine Bank verschoben hat, deren Eigentümer ihre Anleger bestohlen haben, er hat diese Banken und ihr Raubgut beschützt. Zusätzlich hat er denselben Banken erlaubt, mit der Währung zu spekulieren, die innerhalb eines Jahres von 7.000 Sucres auf 25.000 Sucres für einen Dollar gefallen ist. Und als den großen Preis hat er die Dollarisierung der ecuadorianischen Wirtschaft befohlen. Das bedeutet, der Lohn beträgt 40 Dollar, aber die Einkäufe für eine fünfköpfige Familie belaufen sich auf 250 Dollar. In der Landwirtschaft sind Investitionen für Indigenas und Bauern nicht mehr möglich. Werden wir unsere Felder verlassen müssen? Die Städte bieten uns nur schlimmeres Elend. Obwohl die Regierung von großen Investitionen für Gesundheit und Bildung spricht, hat sie den freien Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung praktisch abgeschafft. Die Leute erhalten zwar eine medizinische Diagnose, können sich aber den Kauf von verschriebenen Medikamenten nicht leisten; die Preise für Medikamente stellen ein Schwarzes Loch im Weltraum dar. Derselbe Dr. Mahuad, der vom Recht auf Hoffnung und vom Traum der Ecuadorianer spricht, antwortet uns mit 35.000 Armeeangehörigen und 10.000 Polizisten sowie mit einer Staatsmobilisierung und einem Notstand, als seien wir im Krieg und es gäbe keine Bürgerrechte mehr. Sie zerstören Häuser. Wir können in unserem eigenen Land nicht gehen, wohin wir wollen. Sie verhindern unsere Zusammenkünfte. Aber wir haben uns ihnen entgegengestellt mit dem bißchen Macht, das wir übrighaben, mit bürgerlichem Ungehorsam. Aus diesem Grund haben wir die Einnahme von Quito fortgesetzt. Die Mehrheit von uns kam voran wie Regen, wie Nebel, wie der Wind, sie täuschten die Militärkontrollen. Nun sind wir mehr als 10.000 Indigenas in Quito und bereiten die Einnahme weitere Städte vor. Um dies wahr werden zu lassen, müssen wir ein einziger Gedanke, ein einziges Herz, eine einzige Stimme und eine einzige Faust sein. Wenn ihr Briefe schicken wollt, wir haben für euch die folgenden Faxnummern aufgelistet: PRESIDENCIA DE LA REPUBLICA Dr Jamil Mahuad FAX 593 - 2 - 583 950 580 751 580 735 TEL 593-2-210-300 Ministerio de Gobierno FAX 593 - 2- 955 317 2- 580 067 TEL 593-2-517-481 Ministerio de Defensa Nacional FAX 593 - 2 - 580 431 TEL 593-2-572-580 CONAIE Antonio Vargas PRESIDENTE FAX 593 - 2 - 442 271 email conaie@ecuanex.net.ec Diplomatic representation in the US: chief of mission: Ambassador Ivonne A-BAKI chancery: 2535 15th Street NW, Washington, DC 20009 telephone: [1] (202) 234-7200 FAX: [1] (202) 667-3482 consulate(s) general: Chicago, Houston, Los Angeles, Miami, New Orleans,New York, Newark, Philadelphia, and San Francisco