Vertreter von sozialen Bewegungen Ecuadors und Lateinamerikas betraten das Ministertreffen, das im Rahmen der ALCA-Verhandlungen stattfand, und erhielten die Möglichkeit, ihren Widerspruch und ihre Ablehnung gegenüber dem ALCA auszudrücken. Mit dieser eindringlichen Befragung der teilnehmenden Außenminister durch Vertreter der Sozialen Bewegungen und Organisationen endete die Tagung zur Mobilisierung gegen das ALCA unter dem Motto "Ein anderes Amerika ist möglich", an dem indigene, bäuerliche und soziale Organisationen aus ganz Lateinamerika teilgenommen hatten.
Nach schweren Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und den TagungsteilnehmerInnen wurden die zwei gegensätzlichen Positionen deutlich: die der Verfechter des Freihandels und die derjenigen für eine humane und solidarische Integration.
Hunderte von in Armut lebende Menschen schlossen sich in den letzten Tagen den Massendemonstrationen an, zu denen die Konföderation für bäuerliche Sozialversicherung, CONFEUNASSC und die CONAIE aufgerufen hatten. Die Proteste hatten sich bis Cuenca, der drittwichtigsten Stadt Ecuadors, ausgeweitet, wo 15 000 Menschen der Konföderation "Seguro Campesino" ihre Ablehnung zum ALCA demonstrierten. So ähnlich verhielt es sich in Machala, einer Bananenprovinz, in der ebenfalls eine Massendemonstration stattfand.
Die starken Proteste während des heutigen Tages führten letztlich dazu, dass 50 Delegierte der ecuadorianischen und kontinentalen Bewegungen und Organisationen von den Außenministern empfangen wurden.
Cesar Cabrera, Präsident der CONFEUNASSC, war einer der Delegierten, die an dem Treffen mit den Außenministern teilgenommen haben. Hier führte er an, dass die sozialen Sektoren des Kontinents sich weiterhin wehren und den Ministern demonstrieren werden, dass die Verhandlungen nicht wie bisher auf heimliche Art und Weise und ohne Berücksichtigung der Zivilgesellschaft durchgeführt werden könnten. Vielmehr forderte er einen Aufschub der Verhandlungen zum ALCA und die Durchführung einer kontinentalen Befragung unter der Bevölkerung, damit die betroffenen Menschen selber über ihre Zukunft entscheiden können.
Antonio Poso, Präsident des lateinamerikanischen Parlaments, sagte, dass bisher bei den Verhandlungen zum ALCA die Gesichtspunkte des Parlaments nicht miteinbezogen wurden, obwohl es die höchste Instanz des Staates ist. Die Abgeordnetenhäuser hätten zu entscheiden, inwiefern diese Formen von Abkommen zu vertreten oder zu negieren seien.
Leonidas Iza, Präsident der CONAIE, klagte die extreme Armut und Ungleichheit innerhalb des amerikanischen Kontinents an, die sich seines Erachtens unter dem Freihandelsabkommen ALCA noch weiter verstärken würden. "Wir erheben unsere Stimme und die nordamerikanische Regierung nennt uns Terroristen. Wir bedrohen nichts und niemanden, aber wir sind müde und haben Hunger."
Mit großer Empörung klagten die Campesinos und Indigenen Dr. Heins Moeller, den Außenminister Ecuadors, aufgrund der enorm hohen Polizeirepression während der letzten Tage an. Ergebnis dieser Repression seien 3 verletzte Kinder im Alter von 8 Monaten bis 1 Jahr und mehr als 3 weitere verletzte Erwachsene, die unter der Schirmherrschaft von Luis Munos, dem ,Presidente de los Judicales', aufzufinden sind.
Zwei Delegierte der Vereinigten Staaten machten Bob Zoellick, dem Minister der Vereinigten Staaten, zum Vorwurf, dass er zum einen den bestehenden, nordamerikanischen Widerstand gegen den Freihandel verheimlicht habe und zum anderen beabsichtige, einen großen Schaden in Lateinamerika zuzufügen. Und das, obwohl man sich der schlechten Erfahrungen mit dem NAFTA (Nordamerikanisches Freihandelabkommen) bewusst sei.
Zum Ende dieses denkwürdigen Ereignisses überreichten die Indigenen und Campesinos den Ministern einen überdimensional großen Brief, mit einer Breite von 4m und einer Länge von schätzungsweise 200m, gefüllt mit Bedenken und Vorschlägen, die während der Caravane zusammengetragen worden sind. Schließlich überreichten sie noch eine Erklärung der Zivilgesellschaft von America, ein ,documento adjunto', woraufhin sich dann die Minister zurückzogen.
Um 21.00 verließen die Indigenen und Campesinos vom Park El Arbolito aus zu ihren Gemeinschaften, mit Fahnen der CONFEUNASSC und CONAIE über ihren Fahrzeugen wehend, mit der Befriedigung , ihre Mission erfüllt zu haben und in der Hoffnung, dass die Regierung das ALCA nicht unterzeichnen werden. Sie verabschiedeten sich von Quito mit dem Blick zum Himmel, vielleicht um wieder ihre Regierung zu verteidigen, die, wie sie sagten, ihre seien wird.
Die DemonstrantInnen gingen, aber Delegationen der Bewegungen blieben für die Kontinentale Versammlung der Völker, die heute, am 1.11. stattfinden wird.
Kommunikationskommission
CONFEUNASSC-CNC
CONAIE