Nach den Massendemonstrationen der letzten Tage hat das Parlament von Ecuador den bisherigen Präsidenten Lucio Gutierrez abgesetzt und dessen 66jährigen Stellvertreter Alfredo Palacio zum Nachfolger ernannt. Palacio ist Kardiologe: "Ein Herzspezialist für das im Koma liegende Ecuador" titelte eine große Zeitung in Quito.
Zehntausende hatten zuvor in der Hauptstadt Quito protestiert, es kam zu brutalen Polizeiangriffen und Tränengaseinsätzen. Nach Angaben des Roten Kreuzes starb ein Fotograf der chilenischen Agentur La Bocina an den Folgen des Tränengaseinsatzes.
Die Proteste gegen den 48-jährigen Staatschef Gutierrez hatten sich Anfang Dezember 2004 daran entzündet, dass auf seine Weisung hin der Grossteil der Richter des Obersten Gerichtshofs ausgetauscht wurde. Die neuen Richter hatten zwei Ex-Präsidenten später von Korruptionsvorwürfen freigesprochen. Als sich die Strassenproteste gegen den Präsidenten verschärften, hatte Gutierrez den Ausnahmezustand verhängt, ihn dann aber auf Druck der Demonstrierenden wieder aufheben müssen.
Gutierrez war vor zwei Jahren mit breiter Unterstützung auch der Linken gewählt worden, hatte aber praktisch sofort nach seinem Amtsantritt seine AnhängerInnen verraten und war zu einem der treuesten Verbündeten der USA in der Region geworden. Seine Unterstützung durch die Linken hatte er sich erworben, als er Anfang 2000 an der Spitze einer Rebellion gegen den damaligen Staatspräsidenten stand. Die Protestbewegung in Ecuador machte sich zunehmend die in Argentinien populär gewordene Parole "Que se vayan todos" (alle sollen gehen) zu eigen.
Der Protest gegen Gutierrez wurde vor allem auch von Indigenas getragen. Der den Protesten verbundene Infodienst "Forajidos" berichtet, unbestätigten Informationen zufolge sei auch ein acht Monate altes Mädchen in Folge der Unterdrückung ums Leben gekommen. Die Polizei setze nicht nur Tränengas, sondern auch Feuerwaffen, darunter auch automatische Gewehre, gegen die Protestierenden ein.
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