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Ecuador: Ölförderung lahmgelegt -Hintergründe
von felipito - 20.08.2005 03:39
http://de.indymedia.org/2005/08/125602.shtml

Seit letzten Sonntag blockieren im ecuadorianischen Amazonasgebiet tausende Menschen die komplette Erdölförderung sowie sämtliche Transportwege, um gegen die völlig ungerechte Verteilung der Gewinne ud die Schäden für Menschen und Natur zu protestieren. Ecuador musste daher seine Erdölexporte bis auf weiteres einstellen. Es gab heftige Auseinandersetzungen mit Armee und Polizei, am Mittwoch ließ der Präsident für die beiden betroffenen Provinzen den Notstand ausrufen, womit die Rechte auf Meinungs- und Pressefreiheit ausgesetzt werden, Versammlungen verboten sind und die Befehlsgewalt beim Militär liegt (u.a.) Die letzte Nachricht war der Rücktritt des ecuadorianischen Verteidigungsministers heute Mittag, der als "oberster Militär" mitverantwortlich war für den Ausruf des Notstandes.

Hier eine Zusammenstellung von übersetzten Presserklärungen u.a., die hoffentlich ein bisschen Überblick verschaffen über das, was im ecuadorianischem Amazonasgebiet los ist... Zuerst die aktuellsten Sachen, weiter unten mehr Hintergrundinfos.

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Communiqué, FREITAG, 19.8.05

FreundInnen!

Die Medien verschweigen dem Land, was in den amazonischem Provinzen passiert, und versuchen, die öffentliche Meinung zu verwirren.

Zur Zeit gibt es in Lago Agrio mehr als 50 Gefangene in den Kasernen der Armee, die Repression ist brutal. Hier in El Coca werden alle Journalisten verfolgt und man versucht, sie festzunehmen. Die Vertreter der Provinzregierung sind weiterhin zusammen mit der Bevölkerung bei der Blockade des Flughafens. Die Armee in Lkws und mit Hubschraubern versucht, die Menschen einzuschüchtern... Der deklarierte Notstand verbietet es uns zu DENKEN und unsere Meinung zu äußern, unglaublich...

Der Kampf im Amazonasgebietist gegen die Erdölkonzerne, für die Absage aller Verträge mit der Oxy (Occidental Petroleum), Encana, Petrobras... Die jährlichen Gewinne von 1200 Millionen US-Dollar, die die Oxy macht, sollten hier im Land investiert werden, in Gesundheit, Bildung und Arbeit...

Wir wehren uns, die Brutalität der Armee ist beeindruckend, aber die Menschen sind standhaft, mit ihrer eigenen Würde und bereit zu sterben, wenn es soweit kommt. Wir bitten euch, diesen Kampf hier im Land und auf der Welt zu unterstützen. Es wird für uns immer schwieriger, euch zu informieren, die Repressionsorgane verfolgen uns, wir haben kaum noch Empfang für Fernsehen und Radio, die Lebensmittel werden knapp und es gibt kein Benzin mehr, wir befürchten den Ausbruch von Epidemien und Krankheiten. Die Regierung beginnt einen Kampf bis aufs Messer mit uns wegen des "Verbrechens", uns gegen die multinationalen Ölkonzerne zur Wehr zu setzen...

Ihr seid unsere Hoffnung, diesen Kampf zu gewinnen.

Danke.

Pressekomitee von Orellana, Freitag, 19.8.05

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Am Freitag, um 10.30 Uhr wurde der Bürgermeister von Lago Agrio, der die Proteste unterstützte, von Soldaten festgenommen und verschleppt. Sein jetziger Aufenthaltsort ist unbekannt.

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ERKLÄRUNG des Zusammenschlusses der Völker von Sucumbios und des Amazonischen Netzwerkes für das Leben

Lago Agrio, 17.8.05

Der Streik der beiden Provinzen Sucumbios und Orellana wurde von mehr und mehr Menschen unterstützt und hat am zweiten Tag des Kampfes einen großen Sieg errungen: Durch die Besetzung von zwei Pumpstationen gelang es, die SOTE [wichtigste von zwei Pipelines, die das Erdöl zur Küste transportieren] komplett lahmzulegen und damit auch die Ölförderung dieses Tages.

Die Auseinandersetzungen mit der Armee und der Polizei waren sehr brutal und hinterließen eine Menge Verwundete, Festgenommene, Frauen und Kinder, die durch den gewissenlosen Einsatz von Tränengas dem Ersticken nahe waren.

Nach harten Auseinandersetzungen nahm die Bevölkerung einen Soldaten und einen Polizisten fest, der am Nachmittag mit 69 Festgenommenen ausgetauscht wurde.

Tausende Menschen in den zwei Provinzen blockieren sämtliche Verbindungsstraßen, die beiden Flughäfen der Region sowie mind. 10 Bohrlöcher und Erdölförderstationen - damit ist die gesamte Erdölförderung und alle Transportwege lahmgelegt, trotz der enormen Verschiebung von Soldaten in die Region: 3500 Soldaten wurden als Verstärkung der schon übertriebenen Militärpräsenz (wegen Plan Colombia u.a.) dazugezogen, ebenso etwa 1500 Polizisten, aber unser vergessenes und ausgegrenztes Volk hat eine überraschend mutig und entschlossen geantwortet.

Eine der notwendigen Bedingungen, um einen Dialog mit der Regierung zu beginnen, ist die Absetzung des jetzigen Provinzoberhauptes, neben den Hauptpunkten unserer Kampfplattform der zwei Provinzen:

1. Hinfälligkeit der Verträge zwischen dem ecuadorianischen Staat und der Ölkonzernen Oxy und Encana.

2. Revision aller Verträge mit Ölkonzernen, um bessere Bedingungen für das Land zu erreichen.

3. Erfüllung aller schon unterschriebenen Abkommen zwischen dem "Zusammenschluss der zwei Provinzen" und der Regierung

Die Ölkonzerne bekommen 95% der Gewinne, während unsere Familien nichts zu essen haben!

Hier vergiften uns die Ölkonzerne von unten und die Besprühungen von oben! [Besprühungen weiter Landstriche mit Pflanzengiften im Rahmen des Plan Colombia, angeblich um Cocafelder zu vernichten - Anm.d.Übers.]

Wir bleiben hier! Wir akzeptieren nicht den Weg der Migration in die USA, nach Spanien oder Italien, oder auf hoher See zu sterben auf der Fluht aus einem Land, dass uns verhungern lässt.

Wir wollen ein Ecuador für alle aufbauen. Wir wollen einfach nur Arbeitsplätze und würdige Lebensbedingungen!

Das vereinte Amazonien kämpft für das Leben!

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NOTSTANDSVERORDNUNG VOM 17.8.05

[Der ecuadorianische Präsident Alfredo Palacio übergibt die oberste Gewalt in der Region an General Gonzalo Meza Hernandez; dieser erlässt eine Notstandverordnung, die folgende Punkte enthält:)

  1. Ausgangssperre in den Provinzen Orellana und Sucumbios von 22 bis 5.30 Uhr
  2. Verbot des Ausschanks und Konsum von Alkohol
  3. Verbot des Tragens von Waffen, Munition und Explosivstoffen
  4. Nicht in Umweltdelikte eingreifen
  5. Aussetzen des Rechtes auf Meinungfreiheit in all seinen Formen und durch jegliches Medium
  6. Aussetzen der Unverletzlichkeit von Wohnraum
  7. Aussetzen der Bewegungsfreiheit innerhalb der Provinzen Orellana und Sucumbios
  8. Aussetzen der Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit, auch mit friedlichen Zielen
  9. Die Provinzregierungen müssen sofort alles Personal wieder in den normalen Dienst eingliedern

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Presseerklärung von Acción Ecológica (Quito) vom 16.8.05

Seit den frühen Morgenstunden des Sonntag (14. August), streiken die Provinzpolitiker und Bewohner der Provinzen Sucumbios und Orellana im ecuadorianischen Amazonasgebiet. Die Bauern und Indigenen der beiden Provinzen mit der größten Ölförderung (400 000 barrel pro Tag), sind aufgestanden, um den Präsidenten Alfredo Palacio zu zwingen, die Verträge mit den nordamerikanischen Firmen Occidental Petroleum (Oxy) und EnCana für ungültig zu erklären und die Verträge mit allen anderen Ölmultis zu revidieren.

Hier ein paar Zahlen zur Situation der Bevölkerung in der Region (nach einer Studie von UPPSAE 1993):

In einer anderen Studie von San Sebastian (2000), hatten von 500 Befragten 82,4% schon einmal Krankheiten aufgrund der Verschmutzung: 96% davon Hautkrankheiten, 75% Atemprobleme, 64% Verdauungsprobleme und 42% Probleme mit den Augen.

Der Hauptgrund der Verschmutzung ist das Erdöl selbst (neben giftigen Gasen, die bei der Verbrennung von Resten entstehen, u.a. Jedes Jahr laufen durch undichte Pipelines etc durchschnittlich 5 Millionen Liter Rohöl in die Flüsse [innerhalb von acht Jahren entspräche das der Menge, die beim Tankerunglück der Exxon Valdez vor Alaska ins Meer floss].

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HINTERGRUNDINFOS

In Orellana und Sucumbios arbeitende Ölkonzerne:

Oxy (USA), EnCana (Kanada), Petrobras (Brasilien), SIPEC (Chile), Perenco (Frankreich), Petrosud (Argentinien).

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Ein paar Adressen für mögliche Aktionen, Protestbriefe, -faxe, -anrufe, Demos, Besetzungen...

(was auch immer euch einfällt...)

#Botschaft der Republik Ecuador
Kaiser-Friedrich-Str. 90
10585 Berlin
Telefon: (030) 238 62 17 / 347 87 108
Fax: (030) 347 87 126
E-mail: kanzleiatbotschaft-ecuador.org
Öffnungszeiten: Botschaft: mo- fr 9.00 bis 17:00 Uhr, Konsulat: mo-fr 9:00 bis 14:00 Uhr
#Ecuadorianische Regierung
-Dr. Alfredo Palacio Gonzalez (Presidente de la Republica del Ecuador)
Tel.: ++593-2-2584000, Fax: ++593-2 2258 779
E-mail: viviana.fialloatpresidencia.gov.ec
Web: www.presidencia.gov.ec
-Gral. (r) Oswaldo Jarrín (Neuer Verteidigungsminister)
Tel.: ++593-2-2952043/2287800
midenasocialatorg,
www.fuerzasarmadasecuador.org
-Anita Alban Moran (Umweltministerin)
Tel.: ++593-2-2563429/2563430, Fax: ++593-2-2565809
E-mail: aalbanatambiente.gov.ec oder mmaatambiente.gov.ec
Web: www.ambiente.gov.ec
#WestLB
Hauptniederlassung
Herzogstraße 15, 40217 Düsseldorf
Tel.: (0211) 826-01, Fax: (0211) 826-6119
E-Mail: infoatwestlb.de
Hauptniederlassung
Friedrichstraße 1, 48145 Münster
Tel.: (02 51) 412-01, Fax: (02 51) 412 2921
E-Mail: infoatwestlb.de
Zweigstelle
Kurfürstendamm 22, 10719 Berlin
Tel.: (0 30) 2 01 89-0, Fax: (0 30) 2 01 89 11525
Oxy (Occidental Petroleum Corporation)
-Corporate Headquarters
10889 Wilshire Boulevard, Los Angeles, California 90024-4201
(310) 208-8800
-Investor Relations
1230 Avenue of the Americas, 16th Floor
New York, New York 10020-1508
(212) 603-8111
investorrelations_newyorkatoxy.com
-Stockholder Relations
10889 Wilshire Boulevard, Los Angeles, California 90024-4201
(310) 443-6459
-Oil & Gas
Occidental Oil and Gas Corporation
10889 Wilshire Boulevard
Los Angeles, California 90024-4201
(310) 208-8800
-Occidental Energy Marketing, Inc.
5 Greenway Plaza, Houston, Texas 77046-0506,
P.O. Box 27570, Houston, Texas 77227-7570
(713) 215-7000
www.oxyenergy.com
-Occidental International Corporation
1717 Pennsylvania Avenue, N.W., Suite 400
Washington, D.C. 20006-4614
(202) 857-3000
EnCana Corporation
-Head Office
1800, 855 - 2nd Street SW
P.O. Box 2850, Calgary, AB T2P 2S5
Telephone: 403-645-2000
Fax: 403-645-3400
-Ecuador:
Av. Naciones Unidas E1044 y Republica del Salvador
Edificio City Plaza, Piso 10
Quito, Ecuador
Telephone: 011-593-2 298-8500
Fax: 011-593-2 243-9381
Government and community: International.relationsatencana.com
Business: Portfolio.mgmtatencana.com
-Emergency contacts
Canada: 902-422-4500 - East, 403-645-3333 - West
Ecuador: 099440002, 099442194
United States: 1-877-386-2200
Petrobras
Petrobras Customer Service (SAC), phone +55 21 3224 7169
Mailkontakt: http://www2.petrobras.com.br/FaleConosco/ingles/index.asp


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