http://www.de.indymedia.org/2002/12/37290.shtml
von Gruppe behubelni - 19.12.2002 14:59
Im Gebiet Montes Azules, Chiapas, Mexiko läuft zur Zeit die Räumung mehrerer indigener Gemeinden durch die mexikanische Armee. Vorschlag für eine Protestaktion ...
Liebe FreundInnen,
wir halten es auf Grund der aktuellen Ereignisse in Chiapas (Infos am Ende) für dringend notwendig sofortige Soliaktionen in die Wege zu leiten. Da die mexikanische Regierung in der Vergangenheit schon mal auf öffentlichen Druck reagiert hat, wollen wir ihr zeigen, dass die von Vertreibung bedrohten Menschen in Chiapas mit weltweiter Solidarität rechnen können. Bitte schickt das nachfolgende oder ein anderes Fax an die mexikanische Regierung und die mex Botschaft in Berlin. Und überlegt mit uns, wie wir den Druck auf die mexikanische Regierung verstärken können. Ein Fax ist erst der Anfang!
Ps: Unsere Übersetzung ist leider ausgefallen, wenn Ihr den Text ins Spanische Übersetzen könnt, fügt ihn doch bitte als Kommentar unten ein.
Inzwischen wurde von mexikanischen Regierungsstellen bestätigt, dass die Räumung läuft.
per Fax an:
0052 5555 2241144 oder 0052 5552 772376 (Vicente Fox)
0052 5555 465350 / 0052 5557 055465 / 0052 5555 660245 (Sekretariat der Regierung)
0052 96161 20917 (Salazar, Gouverneur von Chiapas)
030 26932 3700 oder 030 26932 325(mex. Botschaft in Berlin)
oder per mail an:
presidenciagob.mx
mailembamexale.de
Von unseren Freundinnen und Freunden aus Mexiko haben wir Nachrichten erhalten über umfangreiche Truppenbewegungungen in Chiapas, die dem Zweck dienen sollen die Menschen aus einigen indigene Gemeinden im Gebiet Montes Azules zu vertreiben. Diese Nachrichten erfüllen uns mit Entsetzen und Wut!
Wir fordern sie auf, sofort die Räumung der indigenen Gemeinden zu stoppen, die beteiligten Armeeeinheiten in ihre Kasernen zurückzuordern, unverzüglich die Entmilitarisierung von Chiapas einzuleiten und die Armee nicht mehr gegen die Bevölkerung einzusetzen.
Wir schließen uns dem Widerstand der mexikanischen Bevölkerung gegen ihre Regierung an und werden unverzüglich das Europäische Parlament aufordern, das Freihandelsabkommen zwischen Mexiko und der EU außer Kraft zu setzen. Für den Fall anhaltender Menschenrechtsverletzungen durch die mexikanische Regierung werden wir einen europaweiten Tourismusboykott gegen Mexiko einleiten. In Solidarität mit der widerständigen mexikanischen Bevölkerung:
Unterschrift
Zivile BeobachterInnen und Menschenrechtsorganisationen begeben sich in die Region.
Die ersten Ziele der Truppen: Zapatistische Siedlungen und Grenzgebiete
Hermann Bellinghausen (LA JORNADA 16.12.2002)
Ixcan, Chiapas 15.12.2002. Heute wurden bedeutende Truppenbewegungen im Grenzstreifen registriert. Ebenso gab es Militärverschiebungen von Rancho Nuevo (San Cristóbal de las Casas) nach Comitán. La Jornada registrierte das Passieren von 18 LKWs und Fahrzeugen, die etwa 300 Soldaten verlegten. Von Comitán mobilisierten sich ebenfalls Konvois in Richtung der Grenze zu Guatemala. Seit früher Stunde hat man bei den Seen von Montebello einen Kontrollposten der Armee installiert, der von zwei Maschinengewehren flankiert wird [...].
Weder an dieser Stelle (wo sich Installationen von Semarnat [Umweltministerium] befinden), noch in der Basis der gemischten Operationen in der Nähe von Amparo Aguatinta (wo der gewöhnliche Kontrollposten heute seine Untersuchungen verstärkte) beruft man sich auf das Bundesgesetz bezüglich von Feuer- und Explosivwaffen, um die Kontrollpunkte zu rechtfertigen. Die Soldaten gaben auch keine andere Erklärung. Zu den ankündigten Räumungen in der Region Ixcán und Río Lacantún gefragt, sagten sie, dass sie nichts wissen.
Diesen Morgen bemerkte man Überflüge von Aufklärungsflugzeugen in großer Höhe über die Cañadas [Längstal] von Las Margaritas bis zur Grenze in der näheren Umgebung von Ixcán.
In den Operationsbasen der Armee in Maravilla, Tenejepa, Ixcán, Río Domingo (Las Palmas) und Amatitlán konnte der Berichterstatter die in Formation versammelte Truppe beobachten, was für einen Sonntag nicht gewöhnlich ist.
Auch die Kaserne von Toniná in Ocosingo verließ heute ein Konvoi von acht Fahrzeugen mit Truppen und Booten in Richtung der Militärbasis von San Quintín. Dort, am Fluss Jataté (der in dieser Region schiffbar ist), bleiben die Boote stationiert, um sich zum Fluss Lacantún zu begeben, in dessen näherer Umgebung sich die Siedlungen befinden, die geräumt werden könnten.
Am Mittwoch, den 11. Dezember, realisierte ein Konvoi mit Armeetruppen eine ungewöhnliche Bewegung von Vicente Guerrero in die Umgebung des Ejidos Veracruz im autonomen Landkreis San Pedro de Michoacán. Vierzehn Fahrzeuge "deponierten" Truppen an einem Punkt des Weges und kehrten leer in ihre Basis zurück. Die Bundesregierung, die hofft, etwa 250 Indígenas zu räumen, die sich nach Montes Azules verlagert haben, zielt mit ihren ersten Räumungen auf die autonomen Siedlungen der zapatistischen Basen und auf die Randgebiete des Flusses Lacantún [...].
Die Bauern des Tales von Las Margaritas zeigten sich besorgt über diese militärischen Manöver. Es ist das erste Mal in fast zwei Jahren, dass sie Soldaten durch diese Gemeinden passieren sehen und das Eindringen eines Bataillons in die Berge beunruhigt sie noch mehr.
Trotz aller dieser Bewegungen und der Regierungspläne, gegen die "Besetzungen" im Süden von Montes Azules zu "agieren", konnte man heute nicht bestätigen, dass man irgendeine Räumung registriert hat.
Eine Gruppe von zivilen BeobachterInnen und Menschenrechtsorganisationen reiste diesen Nachmittag nach Amititlán, von wo die Motorboote des Marineministeriums im Falle von stattfindenden Räumungen abfahren. Auf alle Fälle wird die Hauptoperation mittels Luftfahrzeugen stattfinden, weil die zu räumenden Siedlungen über den Landweg unerreichbar sind. Nur eine von ihnen, bekannt als "8. Februar", befindet sich an den Ufern des Flusses Lacantún und ist per Motorboot erreichbar.
[...] Am vergangenen Donnerstag, den 12., kam der zweite Sekretär der us- amerikanischen Botschaft, Rakesh Surampudi, in der chiapanekischen Hauptstadt an, der auch Direktor von wirtschaftlichem Austausch und Programmen der genannten diplomatischen Mission ist.
Obwohl die lokale Presse dem Besuch eine geringe Aufmerksamkeit schenkte, traf sich der Diplomat am Freitag mit Funktionären des Ministeriums für ökonomische Entwicklung, dem Unterministerium der Forstentwicklung, dem Institut für Natur- und Ökologiegeschichte und besuchte akademische Institutionen in Tuxtla Gutierrez und San Cristóbal de las Casas.
"Ich komme, um unsere Dienste anzubieten", sagte der Abgesandte der us- amerikanischen Botschaft gestern in der Tageszeitung "Sin Linea" aus San Cristobal. Surampudi bot der chiapanekischen Regierung Beratungen "in den Gebieten Ökonomie, Gerechtigkeit und Demokratie" an, so wie im Forstbereich [...].
Während dieser Besuch verstrich meldete die Unterbevollmächtigte von Profepa, Diana Ponce Nava, in Tuxtla Gutierrez, dass man rechtlicht gegen diverse Siedlungen in Montes Azules vorgehen werde. Auch Gouverneur Pabla Salazar Mendiguchía selbst erklärte sofort, dass seine Regierung die Räumungen, wenn sie stattfinden, unterstützen wird, weil es sich dieses Mal um neue "Besetzungen" handelt, mit denen man, wie er sagte, über keinerlei Umsiedlung berät.
Die "Signale", die Profepa und Semarnat [...] an die ausländischen Investoren, die an Montes Azules und der Selva Lacandona interessiert sind, senden wollen, scheinen auf dem Weg zu sein. Beide Regierungskörperschaften initiierten gemeinsam mit der PGR den endgültigen juristischen Prozess, um die Vertreibungen in Angriff zu nehmen. In diesen Tagen haben wir hier einen High- Class- Tourismus (Abenteuer- oder "Risiko"-Tourismus) vorbeiziehen sehen, während der Druck auf die kommunalen Ländereien von seiten der Hotelbesitzer und Immobilien-Makler wächst, der Spaltungen in den Gemeinden verursacht (wie es in Lacanjá Chansayab und Nueva Palestina passierte). Zum Abschluss der "opportune" Besuch eines ad hoc-Funktionärs der us- amerikanischen Botschaft.
Weniger bekannt ist, dass die Armee, die Marine, die PGR und die sektorielle Polizei des Staates sich weiter in einem Alarmzustand befinden, für die Operation, die heute Sonntag, im südlichen Streifen von Montes Azules begonnen haben musste.
(Übersetzung: Gruppe B.A.S.T.A., Münster)