Chiapas: Mit einer Karawane von 40 bis 50 Fahrzeugen zum zapatistischen Teil der Gemeinde Huitepec, im Landkreis San Christobal, Chiapas (Mexico), ist gestern am 13.03.07 ein neues Campamento civil por la paz (ziviles Friedenscamp) errichtet worden, um das autonome Naturschutzgebiet und die Gemeinde vor (staatlichen) Zugriff zu schützen.
Zahlreiche paramilitärische Aktivitäten haben in den letzten Wochen besorgniserregendes Niveau angenommen, der Druck auf zapatistische Gemeinden durch staatliche Organe nimmt zu.
Um 7 Uhr in aller Frühe trafen sich an der Coca Cola Fabrik in San Christobal (Chipas, Mexico) etwa 40 bis 50 vollbesetzte Fahrzeuge, um als Motorkarawane zum "El Huitepec", gemeinschaftliches zapatistisches Naturschutzgebiet und Ökoreservat, zu fahren. Vor Ort wurde ein neues ziviles Friedenscamp errichtet und NGO´s und die Internationale Zivilgesellschaft als Menschenrechtsbeobachter eingeladen.
Hintergrund der Aktion sind zum einem staatliche Repression, die seit einem halben Jahr verstärkt die autonome Gemeinde Huitepec, Section II, trifft. Das Land ist, wie viele Orte in Chiapas, seit Jahren zwar eine indigene Gemeinde, jedoch ohne Legitimitätspapier.
Vor ein paar Jahren hat die Regierung einen Teil dieses Gebietes (inklusive des zapatistsichen Dorfes) als Naturschutzgebiet erklärt und damit gleichzeitig die Ansiedlung kriminalisiert, Anbau und Nutzung (auch nur zum Eigenbedarf der Anwohner) verboten, ohne dabei die Bewohner darüber zu informieren. Im September 2006 wurden z.B. 2 compañeros von der staatlichen Behörde für Umwelt, Naturreserven und Fischerei (SEMARNAP) vor der (Bundes-)Staatsanwaltschaft angeklagt, weil sie "illegal auf föderalen Eigentum" (deshalb ein Delikt für die Bundesanwaltschaft) gesät haben...
Nach dem neoliberalen Konzept, wie es seit Jahren auch in anderen Teilen von Chiapas praktiziert wird, wird Land den Anwohner durch den Staat entzogen, um es gleichzeitig für Nutzung und Ausbeutung multinationalen Konzernen zur Verfügung zu stellen. In Huitepec gibt es z.B. große Wasservorkommen, die von Coca Cola für Getränkeherstellung genutzt werden. Die Ironie dabei ist, dass in vielen ländlichen Gemeinden in Chiapas zwar kein Trinkwasser vorhanden ist, aber Produkte von Coca Cola gekauft werden können...
In einem ähnlichen Kontext steht die Errichtung eines Friedenscamps in Baja California, im Norden von Mexico. Dort wurden die Fangquoten für den Fischfang aus vorgeschobenen Gründen des Naturschutzes drastisch reduzier. Die von Fischfang lebende Bevölkerung ist damit in ihrer Existenz bedroht. Währenddessen wird Konzernen der Fischfang weiterhin unreglementiert erlaubt...
Beide campamentos verstehen sich als Teil der seit über einem Jahr laufenden "otra campaña" (die andere Kampagne: http://www.indymedia.org/en/2006/01/830752.shtml) und werden als Widerstand von "links unten", also ohne institutionalisierte Linke oder gar Parteien, organisiert.
Im zapatistsichen Gebiet gibt es außerdem seit Wochen verstärkt Paramilitärische Aktivitäten. Felder werden zerstört, Ernte geklaut, Tiere getötet, Menschen überfallen und geschlagen, festgehalten, um vor allem Druck auf die zivilen Unterstützungsbasen der EZLN auszuüben... Das neue an der seit Jahren anhaltenden Paramilitärischen Bedrohung der zapatistischen Rebellion ist, dass neben Gewalt und verdeckte Verbindungen zu Militär und Polizei gleichzeitig auf juristischen Weg, bzw. über staatliche Organe der Widerstand gebrochen werden soll. So sorgt die staatlich finanzierte Organisation "für Bauern- und Inigene Rechte" (OPDDIC), deren paramilitärischer Arm für die jüngsten Aggressionen verantwortlich ist, auch für Landvertreibungen ganz offiziell durch Justiz, Polizei und Militär. Autonome Gebiete werden nicht organisierten Indigenas als Land versprochen, es werden über Behörden Landtitel erworben, die dann wieder rum zur Vertreibung der dort ansässigen (zapatistischen Bevölkerung) führen...
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