Hier ein paar Fotos (bei indymedia) und ein Bericht von einer versuchten Soliaktion am Freitag den 20. Juni 2003 für 700 Romas, die an der mazedonisch-griechischen Grenze in einem Camp leben. Ob die Romas sich dort noch aufhalten ist unklar, denn nach Aussagen eines Journalisten der Nachrichtenagentur ap wollte das UNHCR, Flüchtlings"Hilfs"Werk der UN, die Romas am Samstag den 21. Juni Richtung serbische Grenze deportieren.
Etwa 250 antirassistische Menschen aus verschiedenen Ländern fuhren am Freitag den 20. Juni 2003 von der Universität in Thessaloniki mit Bussen und PKW Richtung griechisch-mazedonische Grenze. Ziel war ein Camp vom Romas welches sich unweit der Grenze auf mazedonischer Seite befand. Ziel dieses Konvois war es zum einen, den Roma humanitäre Hilfe zu bringen welche vom UNHCR nur unzureichend geleistet wird. Zum anderen wurde zum Ziel der Aktion gemacht, Romas, welche für sich entschieden, nach Griechenland zu gehen, auch ohne eine weitere Unterstützung, ebend diese Romas soltten versucht werden über die Gerenze zu bringen.
Auf verschiedenen Plenas wurde im Vorfeld der Aktion sehr viel über die eigenen Ziele der Aktion geredet, leider aber nicht über eine realistische Machbarkeit und einen realistischen Ablauf der Aktion. Am Vorabend der Aktion ging es einigen Diskutanten leider zu sehrt um die Darstellung der eigenen Ziele und kaum um die Romas. Nicht diskutiert wurden mögliche Szenearien, wie ein Grenzübertritt nach Mazedonien überhaupt von statten gehen könne. Schade. Denn so wurden die Leute an auf der griechischen Seite der Grenze dann von einer Sperre aus "normaler" Polizei, Sondereinheiten und Grenzpolizei überrascht. Der Konvoi war in der Zwishenzeit bereits im Radio angekündigt worden.
Diese Polizeieinheiten hatten den Befehl, entgegen der griechischen Rechtsprechung, alle Menschen an einem Grenzübertritt zu hindern. Martialisch mit Gasmasken und wurfbereiten CS-Handgranaten war das Bild sofort klar. Kein Durchkommen. Die Reaktion der angereisten Leute wurde in einem kurzen Plenum besprochen: Parolen brüllen, ebenso martialisch aufbauen und hoffen die Polzie würde einen dann durch lassen. Erst nachdem klar wurde, dass mit dieser griechischen Taktik kein Durchkommen zu erreichen war, wurden Verhandlungen begonnen. Eine Verhandlungsdelegation wurde über die Grenze gelassen. Der kommadierende für den griechischen Kontrollpunkt zeigte sich zumindest ein wenig kooperativ. Nach einigem hin und her wurde klar, für EU-Bürger mit Reisepass kann ein Grenzübertritt Richtung Mazedonien durch griechische Beamte nicht verwehrt werden, es sei denn, sie wollen eine Anzeige riskieren. Wollten sie nicht. Also gingen die Verhandlungen nun mit dem kommanierenden der mazedonischen Grenzbeamten weiter. Kurze Fahrt mit griechischen Polizeiautos nach Mazedonien. Doch der Chef sagt nach nicht ein mal zwei Minuten ein laute NEIN und schmeisst recht unfreundlich die Delegation raus. Verfahrene Situation, was machen? In einem Plenum wird beschlossen, dass es dennoch versucht werden soll. Schliesslich sollen die Lebensmittel, das Wasser und die Babywindeln nicht umsonst gekauft worden sein.
Die Griechischen Grenzer haben nun aber keinen Bock auf einen Ansturm auf den Kontrollpunkt und verlangen nun, dass immer nur fünf Personen mit Lebensmitteln über die Grenze dürfen. Ok, auch diese fette Kröte wird schweren Herzens geschluckt, nur ist das Wort eines griechischen Grenzers anscheinend die Luft nicht wert, die es verbraucht. Nach den ersten fünf Leuten ist Schluss. Die Gruppe vor der Grenze ist sauer, fängt an zu drücken und bekommt dafür Schlagstöcke ab. Da reicht es anwesenden Journalisten und sie fangen an ihre EU-Akkreditierung für einen Grenzübetritt mit samt Lebensmitteln zu nutzen. Zusätzlich wird ein PKW mit Wasser und Lebensmitteln bepackt und fährt über die griechische Seite der Grenze.
In der Zwischenzeit ist der ersten Gruppe Antiras von den mazedoninischen Grenzern vorsichtig signalisiert worden, das es ganz evtl. möglich wäre. Als nun einige Leute mehr an die mazedonische Grenze kommen und auch der beladene PKW ankommt, werden ein paar Pässe notiert und der Anschein erweckt das die Leute doch über die Grenze dürfen. Dann aber wird die Stimmung super unfreundlich und unmissverständlich wird NEIN gesagt. "Die da, die brauchen nichts. Die haben doch alles was sie brauchen. Das UNHCR kümmert sich doch um die. Verschwindet." Wer nicht sofort gehen wollte und noch wagte nach Begründungen zu fragen wurde ruppig über Richtung Griechenland geschubst.
Die Romas bekamen von diesem ganzen Trouble per Handy alles mit und begannen zu rufen. Leider blieb den Leuten nichts anderes, als diese Rufe mit Parolen "No Border, no Nation, stopp deportation" zu beantworten. Eigentlich ziemlich frustig. Aber ein richtiger Frust wollte sich nicht einstellen. Auch wenn es nicht gelungen ist, haben die Leute zum einen einen internationalen Grenzkonflikt mit dem ganz klaren Aussage: "Hilfe für die Romas!" produziert und einige anwesende Journalisten von Presseagenturen haben über die Aktion berichtet. Was von den griecheischen Journalisten jedoch nicht gesagt werden kann. Diese pöbelten die Leute an und beschipften sie als schwule Säue, Memmen und so weiter.
Ein kleines persönliches Fazit von mir:
Ich glaube, dass es evtl. besser gewesen wäre, erst mal mit ein paar Leuten zu der griechischen Grenzern zu gehen und zu sagen was wir wollen. Wenn die sich dann quer stellen, dann kann immer noch das Ritual Kundgebung, Parolen genutzt werden um Druck erzeugen. Aber ich hatte das Gefühl, es ging hier dann einigen Leuten doch eher um die Selbstdarstellung.
Nur, ob der Weg: erst reden, dann brüllen funktioniert hätte? Ich bin mir nicht ganz sicher, zumal es letztendlich nicht an den griechischen Grenzern gescheitert ist, sondern an den mazedonischen.