Seit 1. August 1998 gilt in Bayern ein neues Hochschulgesetz, das die Einführung eines sogenannten Hochschulrates vorsieht. Der Einleitung zum entsprechenden Artikel ist Folgendes zu entnehmen: « Der Hochschulrat gibt Initiativen für die Profilbildung der Hochschule und für die Schwerpunktsetzung in Lehre und Forschung sowie für die Weiterentwicklung des Studienangebots. » (BayHSchG, Art. 26)
Das Besondere an diesem Gremium ist, dass es nicht nur aus Universitätsangehörigen besteht: « Dem Hochschulrat gehören als Mitglieder unter Berücksichtigung der Aufgaben der jeweiligen Hochschule drei Persönlichkeiten aus dem Bereich der Wirtschaft und beruflichen Praxis und zwei nicht der Hochschule angehörende Wissenschaftler oder Künstler an. » Für die Universität Regensburg sind diese sogenannten « Externen » zur Zeit (Stand 27.4.2003):
Bereits vor Erscheinen dieser Novelle des Hochschulgesetzes nimmt der Senat der Universität Stellung zur geplanten Einführung des Hochschulrats (Stellungnahme vom 7.1.1998).
Mit Hinweis auf das gesetzlich verankerte akademische Selbstverwaltungsrecht wird der Entwurf des Hochschulrats als Kontroll-, Aufsichts- und Mitbestimmungsgremium über eine rein beratende Funktion hinaus kritisiert.
Die zunächst etwas unklar formulierte Mitwirkung des Hochschulrats (siehe rechts) etwa bei der « Beschlussfassung über Vorschläge zur Gliederung der Hochschule einschließlich der Gliederung in Fachbereiche... » bedeutet, dass Beschlüsse in dieser Richtung « vorbehaltlich der Zustimmung des Hochschulrats » zu fassen sind (Art. 28).
Neben Universitätsleitung und Senat ist hier ein weiteres Gremium getreten, das entscheidend bei Fragen der Gestaltung der Hochschule mitwirkt. Zu bedenken ist auch, dass die Mitglieder des Hochschulrats zwar von der Hochschulleitung vorgeschlagen werden, die Bestellung jedoch durch das Staatsministerium erfolgt.
Das letzte Wort bei der Planung ihrer Zukunft hat also keineswegs die Universität selbst.
Diese strategischen Fragen wurden zum Großteil an den Hochschulrat übergeben.
Zusammenarbeit der Universität mit privaten Unternehmen 1999 stellte die Universität Regensburg ihren aktuellen Entwicklungsplan vor (nach Art. 16, BayHSchG). Die Grundlagen ihrer Weiterentwicklung werden wie folgt dargestellt:
« Das Leitbild der Universität ergibt sich im übrigen aus einer klaren Ausrichtung darauf, wesentliche wissenschaftliche Beiträge zu liefern, darunter auch solche, die dem Gemeinwesen unmittelbar dienlich sind, und dabei im Wettbewerb der Hochschulen in Bayern und Deutschland sowie international eine möglichst herausragende Position zu erlangen. » In einer Reihe von Grundstrategien zur Verwirklichung dieser Vorstellung findet sich auch das Vorhaben, verstärkt mit Unternehmen der Wirtschaft zu kooperieren. Bereits 1998 wurde hierzu ein Arbeitskreis « Wissenschaft und Wirtschaft » unter Federführung des Mitglieds des Vorstands der BMW AG Ernst Baumann (auch Mitglied des Hochschulrats) und des Rektors ein Forum geschaffen, von dem aus gemeinsame Projekte konzipiert und durchgeführt werden.
Das derzeit wohl bekannteste Projekt der Universität in Zusammenarbeit mit anderen Trägern ist der « BioPark ». Er wurde 1997/98 errichtet und beherbergt mittlerweile rund 200 Beschäftigte und gut 30 Unternehmen aus dem Biotechnologiebereich aus aller Welt; sowohl kleine Firmen aus der Umgebung, als auch international agierende, wie C-TRI oder Tularik (beide in der Pharmabranche tätig).
Mit Fördermitteln aus der High-Tech-Offensive Bayern ist inzwischen ein zweiter BioPark in Planung, mit dessen Hilfe das Biotechnologie-Cluster in der Gegend um Regensburg die kritische Masse erreichen soll, « die für ein Überleben in diesem hochkompetitiven Feld erforderlich ist » (U-Mail, Regensburger Universitätszeitung, Ausg. 1, 2003).
Man nähert sich somit der im Entwicklungsplan angeführten Vision eines die Universität umgebenden und von ihr befruchteten Technologieparks.
Durch finanzielle Unterstützung von Stiftungen und durch Streichungen von bereits bestehenden Professuren verändern sich Schritt für Schritt Schwerpunkte und Profile der Hochschulen. Ist euch euer Studium auch zu langweilig? Wie wär's denn mit einem Wechsel zur TU Dresden? Dort sponsort seit dem Sommersemester 2003 Vodafone D2 den Lehrstuhl « Mobile Nachrichtensysteme » (AUDIMAX 2/3-03, S.8)! Doch auch hier in Regensburg ist die Verwirklichung eines neuen Projekts geplant: Mit dem Vielberth-Institut
für Immobilienwirtschaft kann der BWL-Student von morgen sein Betriebswirtschaftsstudium auf einen ganz besonderen Schwerpunkt ausrichten!
Knappe Haushaltskassen und die Einführung neuer Projekte führen nun auch in Regensburg zu einer zunehmenden Vermarktung der Hochschule.
Mit komfortablen Öffnungszeiten, Flexibilität und Studentenfreundlichkeit bewirbt derzeit der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) der Uni Regensburg die zusätzliche Öffnung der Unibibliotheken auch an Sonntagen. Die Finanzierung der zusätzlich benötigten Personal-, Strom- und Heizkosten will die Hochschulgruppe durch massive Erweiterung der Werbeflächen auf Toiletten, im Außen- und Innenbereich der Uni, sowie durch die Vermietung von Standflächen sichern.
Das Argument « Dann sind die grauen Betonwände wenigstens nicht mehr so grau » mag hier sicher zählen, doch stellt sich auch die Frage, inwieweit wir StudentInnen in einem unser Konsumverhalten stark beeinflussenden Umfeld studieren möchten und ob uns die häufig von der Wissenschaft geforderte « Wertfreiheit » nicht auch im visuellen Sinne wichtig ist...
Ach ja, hier kommen noch ein paar weitere Vorschläge zur Kommerzialisierung unserer Uni:
Nach Abschluss der GATS-Verträge wird wohl die staatliche Subventionierung des Studentenwerks und damit der Mensa in der bisherigen Form kaum mehr möglich sein. Was haltet ihr von einem rechtzeitigen Verkauf an einen Privatanbieter? Unser Vorschlag hierzu: Wie wär's mit einer neuen
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