taz-Ruhr 4.6.99
Interkontinentaler Protest vor dem Kölner
Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung
Christiane Niesel
Köln (taz ruhr) - Am heutigen Freitag demonstrieren Gentechnik-GegnerInnen aus Europa und bringen viel Salz mit und wollen den GentechnikerInnen damit die (Gen-)(Kartoffel-)Suppe versalzen.
Seit dem 22. Mai touren 500 VertreterInnen von Bauernorganisationen aus dem Trikont, vor allem aus Indien, aber auch Bangladesh, Nepal, Brasilien und Mexiko durch Europa. Von der Peripherie direkt ins Zentrum der Macht sind die Menschen angereist, um gegen die bestehenden Ungerechtigkeiten im Welthandel zu demonstrieren. Im Rahmen des EU-Gipfels legen die Bauernmärsche auch in Köln einen Stop ein und statten dem Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung (MPI) einen Besuch ab. Empfangen werden die Süd-AktivistInnen von Kölner Gentechnik GegnerInnen.
Das MPI für Züchtungsforschung ist eines der weltweit führendenWissenschaftsinstitute - als Gentechnikschmiede bekannt wurde es durch die ersten Freiland-Genversuche an Petunien 1989.
In diesem Institut werden entscheidende Grundlagen für die weitere Industrialisierung und Verwertung der Landwirtschaft gelegt, die nach Einschätzung der interkontinentalen AktivistInnen schwerwiegende Folgen für die Lebensbedingungen für Menschen aus Nord undSüd haben werden.
Die Forschungsergebnisse des Institutes sind für multinationale Konzerne wie Bayer oder Monsanto von hohem Interesse. Diese züchten und vertreiben mit Hilfe dieses Wissens Hochertragssorten, welche nach kurzfristigen hohen Ertragssteigerungen die Böden auslaugen und unnutzbar machen.
Europa erlebt derzeit eine Karawane, wie es sie so bisher noch nicht gab. Nicht akademische Experten halten Vorträge über die Lebensbedingungen in ihren Ländern, sondern die Betroffenen selbst kommen zu Wort. Hunderte von Kleinbauern und -bäuerinnen, traditionelle FischerInnen und Vertriebene, Landlose aus Brasilien und aus Bangladesh treffen auf lokale Bewegungen, um gemeinsam Aktionen durchzuführen.
Der politische Antrieb der aus elf Bussen bestehenden Karawane ist, Menschen zusammenzubringen, die sich gegen eine Weltwirtschaftsordnung richten, die dem Gewinninteresse weniger dient und dabei die Zerstörung der sozialen und ökologischen Lebensgrundlage vieler bewirkt. Nicht Lobby-Politik ist das Ziel der Karawane, sondern die Konfrontation der wissenschaftlichen Institutionen und multinationalen Konzerne mit ihrer Präsenz.
Treffpunkt: Freitag, 10.30 Uhr MPI, Carl-von-Linné Weg 10, Köln-Vogelsang