von den blockaden
[von dissent e-mail-mäßig rumgeschickt]Die störungen durch die blockaden am eröffnungstag des diesjährigen g8 gipfels waren so massiv, dass ganze delegationen ihre ankunft cancelten oder sich bis zum späten nachmittag verspäteten. es folgt eine reihe von berichten des tages und infos aus insiderkreisen. wir fügen einige einleitende analysen über das blockde konzept an. der ort für den gipfel wurde mit dem golf hotel in gleneagles in dem glauben gewählt, dass seinen abgeschiedenheit effektivem protest vorbeugen würde. am ende führte gerade diese abgeschiedenheit dazu, dass demonstrantInnen von den umliegenden wäldern und hügeln auftauchen konnten, die polizei in ungewohntes terrain zwangen und sie ausmanövrierten, bis die strassen schottlands paralysiert waren.
die demonstrantInnen waren auf drei convergence center verteilt - jeweils eines in edinburgh, glasgow und das ecovillage auf dem land in der nähe von gleneagles. während dieser umstand die kommunikation zwischen uns schwierig machte, stellte es aber auch die ressourcen der polizei auf eine zerreissprobe. massiver inkompetenz ist es zu verdanken, dass die polizei fälschlicherweise der überzeugung war, dass edinburgh der fokus der blockaden sein würde, weshalb sie die meisten ihrer kräfte dorthin schickten. ihre entscheidung schient auf der grundlage einer einschätzung der londoner polizeikräfte getroffen worden zu sein, deren persönliche besessenheit bezüglich einiger individuen in den städtischen convergence centern (mitgliedern der wombles aus london) sie blind dafür machte, was alle anderen planten.
die leute im ecovillage planten eine reihe von blockaden auf den strassen rund um gleneagles. es gab zwei öffentliche blockade-aktionen, die auf dem großen plenum des ecovillage von verschiedenen gruppen vorgeschlagen wurden und denen das plenum zustimmte - eine blockade auf der A9 (der hauptroute für die autokolonnen von deligierten und personal) und eine andere auf der M9, einem strategischen punkt in fussentfernung vom ecovillage. eine autoconvoy und eine critical mass [fahrrad-haufen, anm.] sollten fliegende blockaden bilden.
die grosse schwierigkeit, der wir begegnen mussten war, dass das ecovillage von der polizei sehr einfach abzuriegeln war (alle vorigen plätze waren durch druck der polizei auf die landbesitzerInnen zurückgezogen worden). außerdem war die A9 einen 8 stündigen fussmarsch von ecovillage entfernt. doch das konnte uns nicht abschrecken. gruppen mussten das ecovillage weit vor den blockaden verlassen, die am morgen des 6.juli beginnen sollten. am morgen des 5.juli war das ecovillage übersät mit kleinen gruppen, die im kreis um landkarten saßen und ihre blockaden planten. über den ganzen tag hinweg kamen gruppen zum aktions-transport-zelt, um zu ihren schlafplätzen gebracht zu werden. andere liefen einfach über die hügel in richtung gleneagles los. bei einbruch der dunkelheit waren die meisten der bewohnerInnen des ecovillage in den wäldern und hügeln um gleneagles verteilt. als die polizei realisierte, was geschah war es zu spät. am abend des 5.juli legten sie einen absperrgürtel um das camp, aber da waren wir schon in den hügeln.
die A9 blockade
um mitternacht wurden leuchtfeuer der dissidenz [oder wie auch immer dissent zu übersetzen wäre, anm.] auf dem gipfel der beiden größten hügel bei gleneagles angezündet. solche leuchtfeuer werden in schottland seit jahrhunderten benutzt, um vor drohenden invasionen zu warnen. die feuer stärkten den entschluß derer unter uns, die sie sahen. wir waren in strömendem regen durch die wälder gelaufen und hatten uns langsam unseren blockadepunkten genähert. über unseren köpfen kreisten unablässig hubschrauber, manche mit starkem suchlicht, andere mit wärmebildkameras. jedes mal, wenn einer über uns auftachte, liefen wir unter bäume und bildeten einen kompakten klumpen, damit die polizei nicht zählen konnte, wie viele von uns dort waren.
we kamen so zeitig an unserem blockadepunkt an, dass uns noch ein oder zwei stunden zum schlafen blieben. wir waren klatschnass und froren, aber wir wussten, dass es überall im wald andere gruppen wie die unsere gab, die darauf warteten, sich im morgengrauen die wagenkolonnenroute zu nehmen. um 7 uhr früh schlugen wir zu und zogen äste auf die A9, was schnell eine reihe autos und lkw zum halten zwang. wir waren eine kleine gruppe von nur 40 leuten, aber wir waren nur eine von vielen solcher gruppen, die alle an verschiedenen punkten zwischen greenloaning und blackford auf die A9 gingen. dem verteilten character unserer blockasde entsprechend musste sich die polizei auf die gesamte strecke verteilen und hatte sich andererseits, durch die blockaden verursacht, schwierigkeiten sich zu bewegen.
nach einiger zeit wurde unsere gruppe von der strasse geschubst. doch wurde uns schnell klar, dass die polizei die strasse nicht verlassen konnte oder wollte, um in die felder zu gehen. schnell war eine einfache strategie entwickelt. wir sprangen auf die strasse und blockierten sie bis die polizei ausreichend kräfte versammelt hatte, um uns von der strasse zu kriegen. dann liefen wir schnell in die felder, bewegten uns an der strasse entlang zu einem anderen punkt und gingen wieder rauf. das hat die polizei total durcheinander gebracht, die den ganzen tag damit beschäftigt war, zu blockadepunkten hin und her zu fahren, die sich einfach auflösten und woanders neu entstanden. im ergebnis gelang es uns die A9 den ganzen tag zu halten. von zeit zu zeit konnte etwas verkehr durchkommen, aber da die sicherheit der strasse war so unvorhersehbar, dass sie praktisch keine kolonnen dort entlang schicken konnten. die hauptroute für kolonnen war geschlossen und schottland komplett in zwei hälften geteilt.
fotos:
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http://www.indymedia.org.uk/en2005/07/316733.htmldie M9 blockade
die M9 war ausgesucht worden, weil sie eine hauptverkehrsader nach gleneagles ist und sich in laufentfernung zum ecovillage befand. aber um dorthin zu kommen, mussten wir durch einen cordon von etwa 50 polizisten kommen. unser plan war wenig subtil - wir würden durchgehen. als wir so um 3 das camp verliessen, konnten wir sie irgendwie überraschen. wir wurden als "selbstmord bloc" tituliert und unsere methode "the big stick plan" genannt. diejenigen von uns, die vorne liefen, hatten polsterung und dicke knüppel und schlugen sie gegen die schilde der riot cops, die sich schnell zurückzogen. hinter uns schob eine gruppe von schwarzgekleideten deutschen zwei einkaufswagen voller steine, und warfen sie auf die gut gepanzerte polizei. "so machen wir ddas in deutschland" erklärten sie den höflichen britInnen unter uns.
Wir kamen durch den cordon durch und liefen zur anschluss der M9. der polizei gelang es schließlich, uns von der strasse in ein gewrbegebiet mit geschäften großer ketten abzudrängen. ein autohändler, die bank of scotland, burger king, pizza hut und pc world waren für einige von uns eine zu grosse verlockung. die scheiben wurden eingeworfen und die kettenläden besprüht. die medien berichteten, dass private häuser und autos angegrieffen wurden, aber das ist nicht wahr.
leute auf fahrrädern fuhren vorneweg, um uns mit informationen über die stellungen der polizei zu versorgen und so erreichten wir tatsächlich die auffahrt, zu der wir wollten. später trafen wir auf andere, denen es gelungen war, das ecovillage zu verlassen. leute liefen durch die felder, um den bullen auszuweichen. andere gruppen nahmen sich auch die M9, u.a. eine samba band und ein fahrradkonvoy. durch katz und mausspiele mit der polizei über ganzen tag konnten wir dafür sorgen, dass die M9 geschlossen blieb.
fotos und video:
http://www.indymedia.org.uk/en/2005/07/316629.html
http://www.indymedia.org.uk/en/2005/07/316639.html
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http://www.indymedia.org.uk/en /2005/07/317377.html
die volle ladung suicide squad
http://www.counterpunch.org/tina07122005.htmlfliegende blockaden
fahrradkonvoy:
http://www.indymedia.org.uk/en/2005/07/316608.htmlautokonvoy
dem konvoy gelang es aus dem ecovillage rauszukommen, nachdem er gestoppt worden war. sie fuhren im schneckentempo die A9 hoch und runter und riefen "wir lieben es, wenn leute uns blockieren" aus dem fenster. die blockiererInnen waren mehr als glücklich, dem zu entsprechen!
Kinderprotest
http://www.indymedia.org.uk/en/2005/07/317186.htmldie blockaden der bezugsgruppen
die nebenrouten wurden von kleinen "bezugsgruppen" übernommen, die sich in den wochen vor dem gipfel im geheimen getroffen hatten. früh am morgen schlugen wir zu und konzentrierten uns dabei auf die orte, an denen das personal untergebracht war. wir blockierten außerdem die eisenbahnstrecke. die meisten dieser blockaden waren "hart", d.h. es wurden tripods [hohe dreibeingestelle, in die sich aktivistInnen einhängen, anm.d.ü.], schlösser und rohre verwendet. auch autos wurden benutzt. die erste blockade lag bei crieff, wo neben personal die amerikanischen delegierten untergebracht waren. im ersten auto, das wir stoppten, sass eine gruppe amerikanischer delegierter, die zum gipfel wollten. manche der blockaden der bezugsgruppen dauerten den ganzen tag an, während einige nach zwei stunden beendet wurden.
yetts o'muckhart blockadefotos
http://www.indymedia.org.uk/en/2005/07/317342.htmledinburgh
diejenigen, die im jack kane center in edinburgh untergekommen waren, entschieden sich, das sheraton hotel zu blockieren, in den eine reihe delegierter wohnten. die japanische delegation verspätete sich um eine zusätzliche halbe stunde, die sie brauchte, um aus dem hotel herauszukommen. obwohl sich zeigte, dass die blockade klein war, so führte sich doch zu einer verteilung und zog die meisten polizeiressourcen in die stadt. außerdem hatte sie den erfolg, bob geldof dazu zu zwingen, vom sheraton ins balmoral umzuziehen.
auchterarder
in folge der blockaden war eine derart unregierbare situation entstanden, dass die polizei eingangs die demonstration der g8 alternatives [ausrichterInnen des gegengipfels, anm.d.ü.] abgesagt hatte. als die organisatorInnen der demo damit drohten so oder so zu marschieren, gab die polizei nach. allerdings wurde der beginn der demo von 12 uhr miggs auf 16.30 uhr verschoben und viele leute zurückgewiesen. unterdessen machten sich diejenigen, die von ihren blockaden vertrieben worden waren in richtung gleneagles auf und halfen schließlich dabei, einen block zu bilden, der sich aus der demo heraus in richtung sicherheitszaun bewegte und diesen niederriss. die polizei musste ihren wachturm aufgeben, weitere polizeikräfte wurden mit chinook-hubschraubern eingeflogen.
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http://www.indymedia.org.uk/images/2005/07/317089.jpganalyse
DIST(http://www.tao.ca/~wrench/dist) schickte mehrere blockade-expertInnen zum g8, um die taktik zu analysieren. diese selbsternannten revolutionären beraterInnen produzierten folgenden ratgeber:
http://www.tao.ca/~wrench/dist/badpress/blockade_guide.html und haben einige tips für künftige blockaden beizutragen
- wir schätzen, dass über 4000 menschen an den blockaden teilgenommen haben
- ein grund für den erfolg der blockaden liegt in ihrer vielfältigkeit. sie alle waren autonom organisiert und oft nicht miteinander koordiniert. dies machte es für die polizei unmöglich vorauszusagen, wo und wann etwas passieren würde.
- die tatsache, dass so viele leute dazu bereit waren, in strömendem regen in den feldern zu übernachten war ganz schön grossartig.
- die störungen waren massiv, aber die leute waren auch sehr nahe dran, den gipfel komplett zu lahmzulegen (bis auf ihre feigen anführer, die mit dem hubschrauber ankamen). ein paar verbesserungen an den blockaden und etwas besseres wetter und die wege wären komplett dicht gewesen.
- der mangel an kommunikation zwischen den verschiedenen blockadepunkten machte es unmöglich einzelne blockaden wiederaufzunehmen, die abgebrochen wurden. eine weitere folge davon war, dass viele leute nichts von dem marsch auf den sicherheitszaun wussten.
- der regen brachte es mit sich, dass viele leute nass und erschöpft bei den blockaden ankamen und nur noch wenig energie hatten. die notwendigkeit, das ecovillage am tag zuvor zu verlassen wurde den leuten nicht rechtzeitig mitgeteilt, als dass sich diese noch auf solche bedingungen hätten vorbereiten können. die unmöglichkeit einen convergence space für einen längeren zeitraum zu finden führte dazu, dass es nicht genug zeit gab, um blockaden zu planen und vorzubereiten. wie dem auch sei; die tatsache, dass die meisten leute zusammen im ecovillage waren führte dazu, dass sie leicht miteinander sprechen und taktiken erarbeiten konnten.
- während die informelle natur des plans einerseits dazu führte, dass die polizei kaum eine ahnung davon hatte, was passieren würde, so hatte es andeererseits zur folge, dass viele leute ärger hatten, weil sie in geschehnisse hineinstolperten. eine etwas offenere kommunikation einiger der pläne hätte es mehr leuten ermöglicht teilzunehmen. wer nicht auf den großen plena war, hat wenig davon mitbekommen was los ist. zusätzliche kommunikationswege (insbesondere mit den andern convergence centern) wären hilfreich gewesen.
- die öffentlichen hit and run blockaden scheinen effizienter gewesen zu sein als die 'harten' der bezugsgruppen. mehr öffentliche blockaden entlang einiger der wichtigeren ausweichrouten wären sinnvoll gewesen.
- leute haben oft den drang sich mitten auf die strasse zu setzen oder herumzustehen bis sie eingekesselt sind. überwindet diesen drang. herumzulaufen oder sich zwischen den stehenden autos zu bewegen erwieß sich als effektivste taktik. auch das rennen in die felder und anschließende zurückkehren auf die strasse funktionierte gut.
- während viele sich die A9 vornahmen, weil sie am dichtesten beim ecovillage lag, waren andere strassen (A9, A822) von grösserer strategischer bedeutung und hätten mehr leute brauchen können.
- es gab unglaubliche mengen an autos im ecovillage. größere auto- und fahrradkonvoys hätten sie wirklich fertig gemacht.
- werft mehr scheiss auf die strasse. nichts geht einem riot cop mehr auf die nerven, als wenn er äste und steine herumtragen muss.
wenn ihr weiter infos oder tipps hinzufügen wollt schreibt an wrenchtao.ca. wir werden diesen text updaten auf der seite
http://www.tao.ca/~wrench/dist/g8/2005/blockade_accounts.html