Nachtrag zum Karawane-Tagebuch
von anro

Die Fahrt bis Zinnwald gestaltete sich - trozt z.T. heftiger Steigung - ziemlich locker. Der Aktionswagen, der eine andere Route fuhr stieß sogar zeitgleich an der Kreuzung mit uns zusammen, an der die Strecken wieder zusammenliefen, was große Freude und Optimismus verbreitete. Doch dann fingen die Probleme an. Wir erreichten die Grenze erst bei Dunkelheit. Und obwohl es vorher Konsens war, dass wir beim Hauptgrenzuebergang rueber wollten, ließen wir uns auf einen Parkplatz eines in Bau befindlichen Nebenuebergangs fuer LKW-Transporte umleiten.

Es war tierisch kalt und nass. Und wir waren vom BGS umzingelt. Eine Gruppe ItalienerInnen stiess auch zu uns, die ebenfalls nach Prag wollten, aber auf dem beruechtigten Index standen, so dass diese schon mehrere vergebliche Versuche hinter sich hatten, die Grenze zu uebertreten. Irgendwie daemmerte es mir, dass wir es heute nicht mehr schaffen wuerden

Am naechsten Morgen, durchnaesst und frierend gings bei gleichem Wetter genauso weiter. Den ganzen Tag und die halbe Nacht standen wir da, ohne einen Millimeter vorwaerts zu kommen - sowohl physisch als auch in den Diskussionen in den Plenas.

Gegen Abend wurde eine "kuenstliche" Grenze errichtet. D.h., ein fleckchen Erde wurde zum tschechischen Territorium erklaert, und jedeR einzelne von uns durfte die deutsche und tschechische Passkontrolle passieren, was sich ziemlich lang hinzog. Einzelne kamen nicht durch, wegen abgelaufener oder vergammelter Ausweise, aber auch welche aus den USA, die auf dem "Index" standen

Dann standen wir alle in einem eng abgezaeunten vom BGS umstellten Areal - nachts, stundenlang (es regnete nach wie vor) - denn jetzt wurden unsere Fahrzeuge kontrolliert. Wen wunderte es noch dass angebliche Maengel festgestellt wurden. Schliesslich durften nur die beiden IFA's rueber, ohne Haenger, und das Aktionsmobil ueberhaupt nicht.

Endlich, in den fruehen Morgenstunden gings dann weiter, nach Teplice, wo ein relativ billiges Hotel dem Zeltplatz vorgezogen wurde (aus verstaendlichen Gruenden). (Ich und ein paar andere waren da nicht mehr dabei, wir "reisten wieder aus" und fuhren mit dem Aktionsmobil zurueck nach Chemnitz, um ein tag spaeter mit dem Zug nachzukommen)

Der letzte Tag der Karawane scheint ohne besonderen Hindernissen abgelaufen zu sein. Allerdings war das wieder eine mordsmaessig lange Strecke, so dass die Karawane erst in den fruehen Morgenstunden des darauffolgenden Tages in Prag ankam (wir, die wir mit dem Zug kamen, nach einem Tag Ruhepause in Chemnitz, waren kaum spaeter in Prag - so gegen Mittag)

In Prag angekommen trat die Karawane als solche nicht mehr in Erscheinung, ging vielmehr in der Vielfalt der Proteste auf. Einige, meist deutsche TeilnehmerInnen fanden einen Campingplatz ausserhalb der Stadt, einschliesslich der beiden IFA's. Die anderen verteilten sich auf verschiedene Plaetze. Am Freitag morgen wurden die letzten Zelte abgebaut...

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