Dieser
Tage ist viel von der "Europäischen Union" (EU) die Rede. Frei,
friedliebend und demokratisch sei sie, so heißt es übereinstimmend in
den
Medien. In Wirklichkeit hat niemand von uns Grund über die EU zu jubeln
—
niemand von den Ausgebeuteten und Unterdrückten, ob in Deutschland, in
einem
Beitrittsland oder sonstwo auf der Welt.
Die
EU, das heißt Ausbeutung der Lohnabhängigen — in den EU-Staaten und
weltweit!
In der EU werden Sozialstandards abgebaut und Löhne und Gehälter nach
unten
gedrückt, immer verbunden mit der Drohung, die Arbeitsplätze in Länder
mit
niedrigeren Löhnen zu verlagern. Damit dies auch Wirklichkeit werden
kann, hat
sich das Kapital mit der EU alle möglichen Erleichterungen für den
"freien
Kaptialverkehr" geschaffen. Zölle, unterschiedliche technische und
finanzielle Standards sind abgeschafft
worden, damit das Kapital diese "Freiheiten" nutzen kann.
Nach
außen schottet sich die EU gegen Flüchtlinge ab, die in ihrer Heimat
keine
Existenzgrundlage mehr finden — u.a. weil die EU Zugang zu diesen
Ländern
erzwingt und z.B. mit ihren subventionierten Lebensmittelexporten die
Märkte
der Bauern vor Ort ruiniert. Nach innen ist die EU dabei, die
Repression gegen
jeden Widerstand zu verschärfen und präventiv Kontrollen und
Überwachung
auszubauen. Da werden Streiks gegen Privatisierungen nach EU-Recht
schon mal
illegal und damit der staatlichen Gewalt ausgesetzt.
Die
EU mischt sich weltweit in alles ein. Sie ist ein aggressiver
imperialistischer
Block, der andere mit Krieg bedroht, die sich nicht wohl verhalten. Die
EU
schickt sich unter deutsch-französischer Hegemonie an, den USA
Konkurrenz bei
der Beherrschung der Welt zu machen.
Um
jeden Widerstand gegen Interessen des EU-Kapitals bekämpfen zu können,
werden
die verschiedensten militärischen Einheiten aufgebaut und unzählige
Aufrüstungsprojekte betrieben. Beim Bombenkrieg gegen Jugoslawien war
es v.a.
Deutschland, das auf diesen Krieg hinarbeitete. Kriegsminister Struck
beteuerte
mehrfach, Deutschlands "Verteidigung" beginne bereits am Hindukusch.
Und die französischen Militär-Interventionen in Afrika sind fast nicht
mehr zu
zählen, auch wenn man dazu wenig bis gar nichts liest oder hört.
Niemand sollte
sich also über den Charakter EU-europäischer Außenpolitik täuschen, nur
weil
Deutschland und Frankreich beim Krieg gegen den Irak einmal nicht
mitgemacht
haben — sie hatten in diesem Fall einfach ganz andere Interessen als
die USA.
Ihnen war und ist an einer wirtschaftlichen Durchdringung des Nahen
Ostens
gelegen, denn in diesem Falle liegt darin ihre Stärke – die der USA
hingegen
auf militärischem Gebiet.
Je
stärker die EU wird — wirtschaftlich, politisch und militärisch—, desto
rücksichtsloser kann sie ihren Willen durchsetzen, desto besser ist sie
in der
Lage, sich Märkte zu erobern und Konkurrenten auszubooten. Durch die
Erweiterung um 10 Staaten wird die EU gestärkt: ein größerer
Binnenmarkt,
Zugriff auf mehr Arbeitskräfte und (wenn es gelingt, sich auf ein
gemeinsames
Vorgehen zu einigen) mehr Stimmen in der UNO, ein größeres Gewicht in
der NATO
und mehr militärisches Potential.
Den
beitretenden Staaten ist dabei allerdings nur der Status eines Vasallen
der
europäischen Führungsmächte zugedacht — Rechte sollen ihnen weitgehend
vorenthalten werden. Gleichzeitig können diese wirtschaftlich schwachen
Staaten
sich nicht verweigern, denn ihr Außenhandel ist fast komplett auf die
EU
zugeschnitten.
Eine
Voraussetzung für einen starken EU-Block ist die engere Zusammenarbeit
seiner
Mitglieder, v.a. eine erleichterte Entscheidungsfindung, indem die
kleineren
und mittleren Länder möglichst wenig Mitspracherechte behalten. Die
Großen
sollen nach Vorstellung der Bundesregierung möglichst allein und auch
gegen den
Willen ihrer "Partner" Entscheidungen fällen und durchsetzen können.
Eine dementsprechende Stimmengewichtung bei Abstimmungen in den
EU-Gremien
sollte in die EU-Verfassung geschrieben werden, weshalb Polen und
Spanien
zunächst ihr Veto einlegten.
Schon
drohte Außenminister Fischer daraufhin mit einem Alleingang einiger
Staaten —
mit "Kerneuropa". Damit ist gemeint, daß einige Länder mit der
"intensiveren Zusammenarbeit" anfangen und dann über ihre
wirtschaftliche Stärke die anderen Staaten nach und nach mit ins Boot
zwingen.
Deutschland sieht sich zusammen mit Frankreich auch als
"Gravitationszentrum" (Fischer), das aufgrund seiner wirtschaftlichen
Potenz den "Verweigerern" seinen Willen aufnötigen kann.
Mittlerweile
ist Fischer entspannter, die Drohgebärden haben ihre Wirkung erzielt.
"Kerneuropa" brauche es nun wohl doch nicht, "weil die meisten
Mitgliedstaaten jeweils mitmachen wollen". Ganz augenscheinlich hat die
deutsch-französische Achse sich weitgehend durchsetzen können. Die
beiden
schärfsten Gegner der Mehrheitsentscheidungen – Polen und Spanien haben
eingelenkt.
Es
gibt also für uns keinerlei Grund, diese EU-Erweiterung zu feiern.
Sondern es
ist notwendig, dem Bündnis der Unterdrücker das Bündnis der
Unterdrückten
entgegenzusetzen. Statt Freiheit für das Kapital – Freiheit vom Kapital!
Anarchistische
Gruppe/Rätekommunisten (AG/R)