Mit seiner Parteigründung versucht
Schill, eine Gruppierung zwischen dem rechten Rand der CDU und dem offenen
Neofaschismus zu etablieren. Die Schill-Partei vermeidet das öffentliche
Bekenntnis zu offen völkischem Nationalismus und setzt auf die hemdsärmlig
populistische Schiene, um für ihr Brutalisierungskonzept zu trommeln,
schließlich will sie vor allem für das bürgerliche Lager
wählbar sein. Momentan erreicht sie laut Umfragen rund 9 Prozent der
Wählerstimmen, nachdem Ole von Beust angekündigt hat, mit Schill
koalieren zu wollen.
Wohin die Reise des rechten "Bürgerblocks"
gehen soll, ist eindeutig. Aggressive Wirtschaftspolitik wird mit den gängigen
Mustern rechter Politik verknüpft, sie soll über autoritär
repressive Ordnungspolitik durchgesetzt werden. "Law and Order" und die
bedingungslose Marktverwertung aller, darum geht es Schill, was dem entgegensteht,
will er mit der vollen Macht staatlicher Härte bekämpfen. Autoritärer
Sicherheits- und Überwachungswahn hat in Zeiten des Wahlkampfs allerdings
auch bei den etablierten Parteien Konjunktur. Der neue Innensenator Olaf
Scholz macht dann auch gleich zu Beginn seiner Amtszeit deutlich, daß
auch die SPD bei der "inneren Sicherheit" auf mehr Härte setzen will:
So kündigt er die Aufhebung der Kürzungen bei der Polizei, den
Brechmitteleinsatz gegen "Intensivdealer" und ein härteres Vorgehen
gegen "jugendliche Abzocke" als seine ersten Maßnahmen an. Schill
konnte und kann an eine medial aufgeheizte Stimmung für mehr und repressiver
durchgesetzte Sicherheit anknüpfen, er spitzt diese jedoch noch weiter
zu und erhöht dadurch auch den Druck auf die Senatsparteien von rechts.
Schills Parteiprogramm richtet sich durchgehend
gegen alle die, die "ganz unten" in dieser Gesellschaft stehen, oder anders
leben wollen. Seine Methodik ist dabei das Anknüpfen an die Angst
vor sozialem Abstieg, verkleidet als Angst vor Kriminalität. Doch
schnell entpuppen sich die Vorschläge zur Kriminalitätsbekämpfung
als Verlangen nach Friedhofsruhe und bedingungsloser Unterordnung:
Nicht die Armut, sondern die Armen sollen
bekämpft werden. Damit die BürgerInnen sich nicht beim Shopping
gestört fühlen, sollen private Sicherheitsdienste Bettlerinnen
und Junkies aus Einkaufsstraßen vertreiben. AusländerInnen,
die auf Sozialhilfe angewiesen sind, sollen abgeschoben werden.
Nicht die inhumanen Bedingungen des Drogenkonsums,
sondern die Abhängigen sollen bekämpft werden. Die (zaghaften)
Hilfemaßnahmen und die vergleichsweise hohe Verfolgungsschwelle werden
als "Sogeffekt" denunziert.
Nicht die Ursachen für die Jugendkriminalität,
sondern die straffälligen Jugendlichen sollen bekämpft werden.
Einzig Polizeiknüppel und Knast sind Schills "Lösung". Kinder
seien in einem "geschlossenen Heim" unterzubringen, Jugendarrestanstalten
mit "unwirtlichen Zellen" auszustatten, ausländische Jugendliche sofort
abzuschieben. Schuld sind immer die Jugendlichen alleine, vielleicht noch
ihre Eltern (denen auch "Sanktionen" angedroht werden), niemals aber wird
nach den sozialen Problemen gefragt, weswegen Straftaten begangen werden,
an keiner Stelle finden sich Überlegungen, wie diese Ursachen beseitigt
werden könnten.
Das Programm ergeht sich in weiteren reaktionären Verkürzungen: Man beabsichtigt, Minderheiten bei der politischen Willensbildung auszugrenzen, denn sie "bilden keine Grundlage für allgemeingültiges Handeln". Folgerichtig müssen andere als die üblichen Lebensformen (z.B. Wohnen in Bauwagen) verschwinden. Ein Dorn im Auge sind Schill dabei die "68er", deren seinerzeitiger Aufbruch zu mehr Demokratie und Teilhabe aller an den gesellschaftlichen Auseinandersetzungen Schuld am Verfall der konservativen Werte von Ruhe, Strebsamkeit und Untertanenkultur seien. Genau diese Tugenden des Obrigkeitsstaates werden von Schill jetzt wieder proklamiert.
Wenig überraschend auch: Die Schill-Partei
ist rassistisch. Das Asylrecht soll aus dem Grundgesetz gestrichen werden.
Man hält jede Kritik an nachgewiesener Gewalt und Diskriminierung
durch die Polizei gegen Nichtdeutsche für eine "Schmutzkampagne",
weiß von "100 schwarzafrikanischen Großdealern"p und einem
Drogenmarkt, aufgeteilt "unter vier kurdischen Großfamilien", zu
berichten und behauptet, der Schußwaffengebrauch sei "unter bestimmten
Ethnien" besonders verbreitet und das organisierte Verbrechen weise einen
70%igen Ausländeranteil auf.
Schills Menschenbild ist klar: Die Menschen
sind von Natur aus ungleich und stehen in Konkurrenz zueinander. Wer sich
in dieser Konkurrenz nicht durchsetzen kann, ist eben zu schlecht, hat
sich nicht genügend angestrengt und ist in jedem Fall selber schuld.
Die Reichen sollen reicher werden und sollen zu bestimmen haben, in welche
Richtung sich Gesellschaft und Wirtschaft entwickeln. Die Armen haben ihre
Armut als Schicksal hinzunehmen, gefälligst den Mund zu halten und
nicht zu stören. Für Langzeitarbeitslose und Sozialhilfeempfängerinnen
ist Arbeitszwang vorgesehen, Aufgabe des Staates ist es vor allem, der
Wirtschaft beizustehen. Schills wirtschaftspolitische Forderungen lesen
sich deshalb auch wie ein Wunschzettel des Kapitals an den Weihnachtsmann:
Standort, Standort, Standort, Anreize für Unternehmen, wo es sich
machen läßt, Reduzierung ihrer gesellschaftlichen Verantwortung
durch weitere Steuererleichterungen und die Umsetzung großer Infrastrukturprojekte
wie des Tiefwasserhafens an der Elbmündung... Die daraus resultierenden
Kosten und Einnahmeverluste sollen natürlich von allen finanziert
werden.
Ähnlich wie Haider in Österreich
und Berlusconi in Italien ist die Partei selbst komplett auf ihren Frontmann
Schill zugeschnitten. Das Vertreten anderer Positionen, als die der Vorstandsmehrheit,
wird sanktioniert mit Ausschluß aus Parteigremien oder gleich ganz
aus der Partei. Schills antidemokratische Grundhaltung macht deutlich,
daß wenn Schill von Rechtsstaat redet, ein reaktionärer Polizeistaat
gemeint ist.
Kaum verwunderlich, dass die Schill-Partei
bis ganz weit rechts auf Zuspruch stößt, so wurde und wird er
in den einschlägigen Postillen wie der "jungen Freiheit" als Sammlungsbewegung
für Rechtswähler gefeiert. Schill stellt dadurch ein Bindeglied
zwischen Rechtsextremismus und konservativem bürgerlichem Lager dar
und sorgt für die Salonfähigmachung der Rechten. Die Folge wäre
eine weitere Brutalisierung der Verhältnisse, deshalb kann nur gelten:
keine Stimme den Rechtsparteien! Gegen Rassismus und Law-and-Order-Politik!
Weg mit der Schill Partei!
Schill-Out
Gegen Rassismus und Law-and-Order Politik
Demonstration gegen die geplante Schill-Veranstaltung
im Hamburg-Haus
Dienstag 10.Juli, 17:00 Uhr
Else Rauch-Platz (U-Lutterothstr.)
Hamburger Bündnis gegen Faschismus und Rassismus 18.6.01
Diese Aktion wird unterstützt von:
AMS - Assoziation Marxistischer StudentInnen
HH, Anarchistische Gruppe/Rätekommunisten, Ausländerinnenreferat
Uni-HH, AStA HWP, DKP Hamburg, Eimsbüttler Bündnis gegen Rechts,
Fachschaftsrätekonferenz Uni HH, Hamburger Forum für Frieden
und Völkerverständigung, Juso-Hochschulgruppe Uni-HH, jusos-Eimsbüttel
Kampagne: "Weg mit der NPD", Linksruck, Liste LINKS, LSD - Liste Sozialistischer
DemokratInnen, PDS Hamburg, REGENBOGEN - Für eine neue Linke, Hochschulgruppe
REGENBOGEN / Alternative Linke, Rotes Winterhude, [´solid] - die
sozialistische jugend LV Hamburg, Sozialistische Alternative (SAV).