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Frühjahr 2005
Vortrag und Diskussion mit Carmen Dehnert, Sonja Witte und Lars Quadfasel
Wenn Deutsche zu sehr lieben
Über (post-) faschistische Sexualität und Geschlechterverhältnis
Der Nationalsozialismus bedeutete nicht zuletzt eine Reorganisation libidinöser Energien: weg von Romeo und Julia und hin zu Führer und Vaterland. Weder hielt die patriarchale Moral ihm stand noch die Möglichkeit, diese lustvoll zu transzendieren. Die Entsexualisierung der Geschlechtlichkeit brachte den Männern wunschgemäß die saubere Wehrmacht, den weiblichen "Untermenschen" aber namenlosen Sadismus. Die deutschen Frauen schließlich büßten zwar eine der wenigen aktiven Positionen ein, die das väterliche Gesetz vorsieht: Repräsentantinnen des Begehrens zu sein; als Mädels, die sich nicht maskieren, als Mütter, die an der Produktionsschlacht im Wochenbett mitwirken, als riefenstahlsche, phallische Frau hingegen durften sie zu Volksgenossen avancieren.
Die Frage stellt sich, in welchen psychischen Konstellationen sich diese Reorganisation der Sexualität und der Geschlechter abspielte - insbesondere, wieweit diese im Begehren der Mütter und der Töchter bis heute aufgehoben ist. Weiter wird zu klären sein, warum die Rede von den häßlichen Deutschen noch in der "Berliner Republik" mehr als nur metaphorisch zutrifft. Und wenn sich das Ressentiment gegen Liebe und Libertinage über (und gerade durch) die diversen sexuellen Revolutionen hinweg gehalten hat: Kann dann der libidinöse Genuß des Fit- for- Fun- Loveparaders allein seinem souveränen Selbst gelten und doch zugleich einer neuen volksgemeinschaftlichen Formation?
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