Antinationale Gruppe Bremen [ANG]
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06.07.2006
Vortrag von Lars Quadfasel (Hamburg) am 6. Juli 2006 um 20 Uhr im Infoladen Bremen veranstaltet vom AK "Kritik des Antisemitismus" des Asta der Uni Bremen in Zusammenarbeit mit der ANG




"Wir sind so locker, locker, locker!"
Vortrag über die deutsche Fußballnation





Man trägt wieder schwarz-rot-gold, hierzulande: in den Fenstern, am Auto, überm Herzen und im Suff. Das alles, weil elf mäßig begabte Kicker trotz bekannter Abwehrschwächen es ab und an tatsächlich schaffen, den Ball mit letzter Kraft ins Tor zu wuchten. Alle freuen sich, dass man sich nun endlich zum Vaterland bekennen dürfe, auch wenn unklar bleibt, wann das je verboten gewesen wäre; und das Ganze nennt sich hochtrabend "Patriotismus-Debatte", obwohl zu einer Debatte üblicherweise wenigstens zwei Meinungen gehören. In Sachen Fußball aber sprechen, besser: gröhlen alle mit einer Stimme, ob Proll oder Werbemanager, ob beim Fanfest, vorm Fernseher oder in der linken Szenekneipe.
Dass eine Fußball-WM nicht gerade ein Festival kritischer Reflexion bietet, sondern weltweit - anders noch als Vereinsfußball - die Massen zum zweifelhaften Vergnügen animiert, sich in die Kluft der Nation zu werfen, mit nicht immer ganz ungefährlichen Folgen für die Nichtdazugehörigen, steht außer Frage. Dass Deutschland dennoch immer ein besonders schwerer Fall bleiben wird, zeigt sich gerade dann, wenn sie, wie jetzt, behaupten, doch nur zu tun, was alle tun: Was soll man von einem denken, der einem beim Feiern alle fünf Minuten verkündet, er sei echt total locker, entspannt und gut drauf?
Grund also, sich der Frage des deutschen Sonderwegs im Fußball zu widmen und dessen Rolle für den Gemütshaushalt der Nation zu analysieren. Gehen wird es dabei u.a. um: die Geschichte des Deutschen Fußballbundes, der immer etwas rechts von der Realität stand, und der von ihm transportierten völkischen Reinheitsvorstellungen; um das Phantasma der deutschen Tugenden von Fleiß, Kampfgeist und Siegeswillen, die den Spielern so lange eingebleut worden sind, bis wirklich keiner mehr ein Dribbling gehen oder gar eine Viererkette spielen konnte; um den sich in diesen Tugenden ausdrückenden verdrucksten Stolz auf die eigene Unzulänglichkeit und die damit verbundenen Ressentiments gegen 'brotlose Künstler' und 'satte Millionäre', gegen Geist und Geld; um den fest verwurzelten Sexismus und Homophobie, mit dem sogar erfolgreiche Fußballerinnen und wachsende Anhängerinnenzahlen ertragen werden, solange man es gemeinsam den effeminisierten Tottis und Beckhams anderer Länder zeigt; kurz: darum, warum Fußball doch zumindest um einiges schöner sein könnte, wenn die Deutschen nicht ständig alles kaputt machen würden.


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