Im politischen und wissenschaftlichen Diskurs der Demographie als neuen Leitwissenschaft des 21. Jahrhunderts macht sich die Tendenz bemerkbar, daß z.B. individuelle Erziehungpraktiken in den Kontext einer „Volkspädagogik“ gestellt werden. Dies ist nicht bloß als staatliche Vereinnahmung der Einzelnen nach dem Modell der NS- Bevölkerungspolitik zu denken, sondern hier vollzieht sich gleichzeitig die Einbindung wie Entschärfung progressiver Momente der bürgerlichen Familienpolitik (Emanzipation der Frau, Enttraditionalisierung der Familie etc.) Expliziert werden soll diese These anhand der Entwicklung in Rentenpolitik, Familienpolitik und Bildungspolitik. Der Focus richtet sich auf die veränderte Form geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung: der neue bevölkerungspolitische Diskurs fordert nicht länger eine geschlechtsspezifische Teilung von Haus und Beruf, sondern vielmehr werden Frauen wie Männer unterstützt, Arbeit und „reproduktive“ Tätigkeiten individuell zu vermitteln und in Einklang zu bringen. Welche Folgen die Subjektivierung und Privatisierung der Geschlechterdifferenz für das Geschlechterverhältnis zeitigt, gelte es zu diskutieren.