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23.05.2002
Vortrag und Diskussion mit Clemens Nachtmann
Nationalsozialismus & Postfaschismus
Marx und die negative Aufhebung des Kapitals
Der nationalsozialistische Staat stiftet gesellschaftliche Einheit in Form der Zwangshomogenisierung der Bevölkerung zum Volke. Er organisiert die totale Dienstbarkeit des Einzelnen fürs gesellschaftliche Ganze, die totale Unterordnung der Partikularinteressen unter die Staatsräson, indem er einerseits die bürgerliche Öffentlichkeit und ihre klassische Arbeiterbewegung liquidiert und die gesellschaftliche Arbeit in unmittelbar staatlich gelenkten Massenorganisationen zusammenfasst. Der nationalsozialistische Staat bewerkstelligt so die endgültige Aufhebung der Trennung von Staat und Gesellschaft; er kreiert den totalen Staatsbürger, der seine gesellschaftlichen Bestimmungen nur noch nebenher, als Anhängsel mitschleppt. Die "Volksgemeinschaft" ist daher alles andere als eine, wie der orthodoxe Marxismus es unterstellt, bloße Parole, die der "Verschleierung" der in gehabter Form weiterexistierenden Klassen diente. Im Nationalsozialismus konstituiert sich die Volksgemeinschaft real, und zwar in der einzig möglichen Form: ex negativo, als klassenübergreifendes Kollektiv der Verfolger, das sich tätlich, in massenmörderischer Aktion gegen diejenigen definiert, in denen der völkische Wahn die Inkarnation all dessen erblickt hatte, was der substanziellen Einheit der Nation im Wege stehe - die Juden. Die Massenvernichtung der Juden, als kollektive Aufhebung der Klassengesellschaft.
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