Seit
der am 13. Juni 2001 in Düsseldorf gestarteten europaweiten Identitätskampagne
(s. Info-Nr. 24) fanden zahlreiche Aktivitäten statt. Nachfolgend
eine Auswahl:
Persönlichkeitsrecht
Auf
die Frage von Kurdistan aktuell, wer ein Kurde/eine Kurdin
sei, antwortete u.a. das Mitglied des Kurdischen Nationalkongresses,
Ibrahim Bruska:
Ein persischer Kommilitone an der Technischen Universität München
sprach mich an: Du bist doch Araber, oder? Ich sagte: Nein,
ich bin kein Araber, ich bin Kurde. Zu meiner Verblüffung
erhielt ich die Antwort: Du bist ein Kurde, du bist Nationalist.
Aus meiner Sicht ist diese Reaktion überaus typisch für die
Diskussion der kurdischen Identitätsfrage, die immer wieder zu
dem Zweck entfacht wird, das 40 Millionen Menschen zählende kurdische
Volk vom Streben nach Selbstbestimmung und einem eigenen Staat Kurdistan
abzubringen. (...) Die Geschichte Kurdistans lässt sich 5000 Jahre
zurückverfolgen. Wenn ich mich als Kurde fühle und bezeichne,
gehört das zu meinen naturgegebenen Persönlichkeitsrechten,
und kein Mensch auf der Welt hat das Recht, das anzuzweifeln. Ich zweifle
ja auch anderer Leute Selbstverständnis nicht an.
(AZADI/Kurdistan Aktuell)
Fünf
Ordner
Im
Rahmen der Identitätskampagne haben am 2. Juli 2001 in Berlin Anhänger
der Arbeiterpartei Kurdistans 1.782 Kopien der Selbstbezichtigung Auch
ich bin ein PKKler bei Justizminister Wolfgang Wieland (Bündnis
90/Die Grünen) abgegeben. Eine dreiköpfige PKK-Abordnung brachte
später fünf Leitz-Ordner mit den Originalen der Erklärungen
zu Oberstaatsanwalt Jürgen Heinke. Laut Tagesspiegel
werden nunmehr die Personalien aller Unterzeichner festgestellt. Die
Staatsanwaltschaft plant, Verfahren wegen des Anfangsverdachts auf einen
Verstoß gegen das Vereinsgesetz einzuleiten.(AZADI/Tagesspiegel,
3.7.2001)
Übereinstimmung
Hinter
einem Transparent Es ist verboten, den Frieden zu verbieten,
versammelten sich etwa 60 kurdische Demonstrant/innen am 2. Juli 2001
auf dem Marktplatz in Bremen und überreichten dem Präsidenten
der Bürgerschaft 2.000 Unterschriften, mit denen sich Kurd(inn)en
als PKKler selbst anklagen, die Aufhebung des PKK-Verbots fordern
und sich mit der neuen Friedensoffensive der PKK identifizieren.(AZADI/taz
Bremen, 3.7.2001)
Freiheit
Ca.
80 Kurd(inn)en trafen sich am 2. Juli 2001 auf dem Neubrunnenplatz in
Mainz und zeigten Plakate, auf denen sie in deutscher, türkischer
und kurdischer Sprache Freiheit für den PKK-Vorsitzenden Abdullah
Öcalan forderten. Dem Wunsch der Kurd(inn)en, unterschriebene Selbstbezichtigungen
und eine Petition der Staatskanzlei und dem rheinland-pfälzischen
Landtag zu übergeben, wurde nicht entsprochen.(AZADI/Main Rheiner,
3.7.2001)
Erfolg
Die
Konföderation Kurdischer Vereine in Europa (KON-KURD) gab in einer
Erklärung bekannt, dass sich bisher (seit 13. Juni 2001, AZADI)
europaweit 75.416 Personen mit ihrer Unterschrift an der Identitätskampagne
beteiligt haben. Es sei wahrscheinlich, dass das angestrebte Ziel von
100.000 Unterschriften überschritten werde.(AZADI/ÖP, 6.7.2001)
Aufmerksamkeit
150
Kurd(inn)en demonstrierten am 6. Juli 2001 auf dem Wilhelmsplatz in
Stuttgart. Sie wollten auf die politischen Verhältnisse in der
Türkei aufmerksam machen. Die Kundgebung war über das Verwaltungsgericht
durchgesetzt worden. (AZADI/Stuttgarter Nachrichten, 7.7.2001)
Aus
dem Gefängnis
Kurdische
Gefangene in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Mannheim haben sich an
der Kampagne beteiligt und sich als PKKler angezeigt: Müslüm
Ucar, Niyaz Seid Meyid, HasanHüseyin, Sindi Walid, Haci Renkli,
Isam Janke, Seyfettin Sertdemir, Mehmet Ersöz, Mahmut Ertcelik,
Mehmet Arikan, Vedat Yildirim, Tahir Ergül, Harun Isik, Mehmet
Arslan, Halil Karakis, Tekin Kizilpinar, Sabri Hadji, Mahamed Mahamed,
Hüseyin Coskuner, Yusuf Caglar, Nurettin Aras und Haci Salla.
(Kurdistan-Informations-Zentrum e.V., Berlin, Juli 2001)
Friede
Unter
dem Motto Ich will meine Freiheit - Freiheit für Öcalan
- Frieden für Kurdistan führten Kurd(inn)en am 16. Juli
2001 eine Kundgebung in Berlin-Tiergarten durch. (AZADI/Tagesspiegel,
16.7.2001)
Bekenntnis
Rund
3.000 Kurd(inn)en bekennen sich in Berlin zur Arbeiterpartei Kurdistans,
PKK. Eine Unterschriftenliste wurde bereits den Senatsverwaltungen für
Inneres und Justiz sowie der Staatsanwaltschaft übergeben. (AZADI/ND,
21.7.2001)
Syrische
Kurd(inn)en verurteilen Willkür und Rassismus
Anlässlich
des Besuches des syrischen Staatspräsidenten Bashar Al-Assad in
der Bundesrepublik, demonstrierten mehr als 1.500 syrische Kurden am
11. Juli vor dem Bundesaußenministerium in Berlin mit Spruchbändern,
kurdischen Fahnen und Sprechchören. Sie forderten Demokratie, Freiheit,
politische und kulturelle Rechte für die in Syrien lebenden Kurden.
Scharf verurteilten sie die rassistische Politik der syrischen Regierung
gegenüber dem kurdischen Volk und die bis heute andauernden Willkür-
und Ausnahmemaßnahmen. Im Jahre 1962 wurden ca. 120.000 Kurden
die syrische Staatsangehörigkeit entzogen und sie dadurch zu Ausländern
im eigenen Land gemacht. 1973 beschlagnahmte die Regierung Ackerland
von kurdischen Bauern in einer Länge von 350 km und einer Breite
von 10-15 km. Delegierte der Demonstrant(inn)en konnten einem Parlamentsvertreter
eine Erklärung übergeben. (gekürzter Bericht von Ezadin
Mahmoud v. 11.7.2001)
AZADI fordert darüber hinaus, Kurd(inn)en aus Syrien nicht abzuschieben.
Kampagne
gegen Schily-Konzept
Gegen
das Konzept von Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) zur Zuwanderung
wollen Flüchtlingsorganisationen aus ganz Deutschland zum Widerstand
aufrufen.
Eine bundesweite Protestkampagne mit dem Ziel des Rechts auf politisches
Asyl soll im September starten und mit der Beratung des Gesetzentwurf
im Bundestag ihren Höhepunkt erreichen. Außerdem soll ein
Appell an die internationale Gemeinschaft gerichtet werden, den Missbrauch
der Menschenrechte in Deutschland zu beenden. Dies erklärte
Viraj Mendis vom Internationalen Menschenrechtsverein Bremen.
(AZADI/jw, 25.8.2001)
Eine
kurdische Stimme
Kurdische Asylbewerber im Wohnheim Ueckermünde geben eine
Zeitschrift mit dem kurdischen Namen Dengê Penaber
(Stimme) heraus. Die Beiträge erscheinen in kurdischer und
türkischer Sprache. In Ausgabe Nr. 5 wurde auch ein Artikel
über Flüchtlingspolitik in Deutsch veröffentlicht.
Chefredakteur der Zeitschrift ist Ilhan Erginci. Die Redaktion
bittet um materielle Hilfe, aber auch um Unterstützung durch
Beiträge in deutscher Sprache.
Die Kontaktadresse: Ilhan Erginci, K-S Wohnheim, Dorfstraße
57, 17373 Ueckermünde, Tel. 0231 496 57 99 oder 0174
166 86 56. Konto: Ibrahim Ince, Sparkasse Dortmund, Konto-Nr.
522038148,
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