Frankfurter Rundschau, 18.11.2000
Konsulatsbesetzerin muss nicht vor Gericht stehen
BERLIN, 17. November (dpa). Ein Prozess wegen schweren Landfriedensbruchs gegen
eine der Besetzerinnen des israelischen Generalkonsulats im vorigen Jahr ist
am Freitag in Berlin eingestellt worden. Die Angeklagte, eine damals erst 15-jährige
Kurdin, habe genug Leid erfahren, erklärte die Kammer des Berliner Landgerichts
zur Begründung. Die 18-jährige Schwester des Mädchens hatte zu
den vier Menschen gehört, die am 17. Februar 1999 von israelischen Sicherheitskräften
erschossen wurden.
Die Schülerin stand als erste Augenzeugin der Geschehnisse innerhalb des
Gebäudes vor Gericht. Gemeinsam mit mehreren Landsleuten soll sie dort
eine israelische Konsulatsangehörige rund zwei Stunden in ihrer Gewalt
gehabt haben.
Fünf Männer im Alter von 17 bis 21 Jahren müssen sich weiterhin
in dem seit zehn Tagen laufenden Verfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit
vor Bericht verantworten.