taz Berlin 9.12.2000
Konsulatsstürmer verurteilt
Knapp 22 Monate nach dem Angriff von Kurden auf das israelische Generalkonsulat
ist ein Demonstrant des Haus- und Landfriedensbruchs schuldig gesprochen worden.
Eine Jugendstrafkammer des Landgerichts stellte den 19-Jährigen, der bis
in das Gebäude vorgedrungen war, für ein Jahr unter die Aufsicht und
Kontrolle eines Bewährungshelfers. Zudem wurden dem Angeklagten zehn Freizeitarbeiten
zu je sechs Stunden auferlegt. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Jugendstrafe
von sechs Monaten Haft auf Bewährung verlangt, die Verteidigung Freispruch.
Außerdem entschied das Gericht, dass der Prozess gegen die vier weiteren
Angeklagten neu aufgerollt werden müsse, da sich diese Kurden nicht zu
den Vorwürfen äußern wollten und zahlreiche Zeugen zu vernehmen
seien. Bereits vor drei Wochen hatte das Gericht das Verfahren gegen eine der
ursprünglich sechs Angeklagten eingestellt. Die Schwester der 17-Jährigen
war eine der vier Kurden, die am 17. Februar 1999 bei der Protestaktion gegen
die Inhaftierung des inzwischen in der Türkei zum Tode verurteilten PKK-Chefs
Abdullah Öcalan durch Schüsse israelischer Sicherheitsleute getötet
wurden.
Wegen der Kurden-Krawalle mussten sich bislang in rund zehn anderen Prozessen
Demonstranten wegen Ausschreitungen rund um das Konsulat verantworten. In vier
der Verfahren sprach das Landgericht die Angeklagten frei, in den anderen Fällen
verhängten die Richter Bewährungsstrafen. RTR