Kurden bestreiten Mordaufruf gegen israelischen Wachmann
Schüsse im Konsulat: Weigerten sich Polizisten, das Gelände
zu betreten?
Kurdische Emigranten haben Berichte über einen Mordaufruf gegen
einen israelischen Sicherheitsbeamten als falsch zurückgewiesen. Die
Kurdenorganisation „Demokratische Emigranten Union“ erklärte am Wochenende,
eine entsprechende Meldung der israelischen Zeitung „Jedioth Achronoth“
sei nicht wahr. Diese hatte berichtet, in kurdischen Kreisen kursiere das
Foto eines Sicherheitsbeamten, der beim Sturm auf das Generalkonsulat geschossen
hat. Dem Foto angeheftet sei die Erklärung, der Mann müsse für
den Tod von vier Kurden „mit seinem Kopf“ bezahlen. Gleichlautende Äußerungen
waren am Freitag bei der Trauerfeier für Sinan Karakus’ in Kreuzberg
bekannt geworden. Augenzeugen berichteten, daß Fotos des israelichen
Sicherheitsbeamten verteilt wurden. Polizisten bestätigten diese Information.
Der 26jährige Sinan Karakus war an den Folgen einer Schußverletzung
gestorben. Am Sonnabend wurde seine Leiche in die Türkei überführt.
Über zwei Wochen nach dem Sturm auf das Generalkonsulat dauert der
Streit um die Ermittlungen an. Justizsenator Ehrhart Körting (SPD)
kündigte weitere Vernehmungen an, um Widerspüche aufzuklären.
Israelische Diplomaten haben nach Presseberichten der Polizeiführung
vorgeworfen, es seien nur die beiden israelischen Schützen befragt
worden, nicht aber weitere Konsulatsangestellte . Zudem hätten sich
deutsche Polizisten während des Sturms zweimal geweigert, das Konsulat
zu betreten, um die Eindringlinge aufzuhalten.Innensenator Eckart Werthebach
(CDU) hat inzwischen eine leichtere Ausweisung für junge Aktivisten
der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK verlangt. An den Krawallen
seien vor allem junge PKK-Mitglieder und -Sympathisanten beteiligt gewesen.
Zur Frage, inwieweit die Kurden durch die Polizei hätten gestoppt
werden können, schreibt die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf unterrichtete
Kreise: Zum Zeitpunkt des Angriffs hätten sich zwei Mitarbeiterinnen
in einem Kellerraum des Konsulats verbarrikadiert. Dort hätten sie
einen Notausgang geöffnet und Polizisten zugerufen, sie sollten in
das Konsulat kommen und die Kurden aufhalten. Die Beamten hätten mit
dem Hinweis abgewunken, sie seien nicht befugt, das Konsulatsgebäude
eines fremden Staates zu betreten.
Ebenfalls nicht reagiert hätten die Berliner Polizisten auf eine
gleichlautende Bitte des Vizekonsuls Rachmann. Dieser habe aus dem vorderen
Fenster im Parterre, direkt neben dem gestürmten Haupteingang des
Konsulats, herausgerufen, um polizeiliche Hilfe herbeizuholen. (dpa/lo.)