Immer nur scheibchenweise kommt die Wahrheit über die Erstürmung
des Israelischen Generalkonsulats ans Licht. Vier Kurden starben dabei
durch die Schüsse der israelischen Wachleute. Ein Untersuchungssausschuß
müht sich, die Hintergründe zu klären, und er hat, trotz
zahlreicher Behinderungen, einiges zutage gefördert. Eine Behörde
schwieg bisher beharrlich zu allen wichtigen Fragen: das Landesamt für
Verfassungsschutz. Eine Aussagegenehmigung für Zeugen wurde nicht
erteilt, aus Sorge um den Schutz der V-Leute. Nun scheint es, daß
dieser Grund nur vorgeschoben war. Denn offensichtlich ist dem Amt eine
schwere Panne unterlaufen. Ein V-Mann soll am Morgen der Erstürmung
nicht zum Berliner Kurden-Zentrum gefahren sein, obwohl bekannt war, daß
dort neue Aktionen geplant werden sollten. Die Sicherheitsbehörden
erfuhren so erst durch einen Hinweis des großen Bruders Bundesverfassungsschutz
von dem bevorstehenden Angriff auf das Konsulat. Vier Tote durch Dienst
nach Vorschrift? Es kann einem angst und bange werden, wenn man bedenkt,
daß ein Amt wie der Berliner Verfassungsschutz künftig für
die Sicherheit in der Hauptstadt sorgen soll. Die Krux ist, daß die
Sicherheitsbehörden jahrzehntelang überbesetzt waren und daß
alle Aufgaben immer mit dem Einsatz von viel Personal bewältigt werden
konnten. Um die Sicherheit ist es also nicht deshalb so schlecht bestellt,
weil es zuwenig Polizisten oder zu milde Gesetze gibt, wie die CDU gerne
behauptet. Das Problem ist, daß diese Stadt nicht intelligent geschützt
wird. Doch anstelle von neuen Konzepte werden lediglich Überstunden
produziert. Auch beim Verfassungsschutz hat man offenbar noch nicht verstanden,
daß für Berlin mit dem Regierungsumzug andere Zeiten anbrechen.
Nur wenn die Fehler offengelegt werden, gibt es eine Chance, daß
sie in Zukunft vermieden werden können. Doch selbst soweit ist man
dort offenbar noch nicht.
Philip Grassmann