Ausschuß deckt neue Panne auf
BERLIN - Der Kurden-Untersuchungsausschuß deckt neue Pannen beim
Schutz des israelischen Generalkonsulats auf: Trotz konkreter Warnungen
ließ die Polizeiführung den Einsatzleiter der Bereitschafts-Hundertschaften
uninformiert handeln. Aussagen mußte Hauptkommissar Günter Neumann
(36), Vizechef der 2. Einsatzhundertschaft: Er befehligte am 17. Februar
mehrere Hundertschaften im Stadtgebiet - dem Tag der Konsulats-Stürmung,
bei der vier Kurden starben. Von den konkreten Hinweisen an die Polizeiführung
über die Bedrohung des Konsulats wußte Neumann erst 12 Minuten
vor der Stürmung. Grund: Das Fernschreiben mit dem handschriftlichen
Zusatz von Polizeipräsident Hagen Saberschinsky vom Vortag, der auf
die konkrete Gefährdung hinwies, lag Neumann nicht vor: "Ich habe
von der Bedrohung Israels aus Zeitungen erfahren." Demnach war's ein blanker
Zufall, daß Polizisten am Konsulat stationiert waren. Neumann: "Ich
hatte überlegt, alle Kräfte wegen der Kurden-Ansammlung am Mehringdamm
nach Kreuzberg zu beordern." Der Untersuchungsausschuß-Vorsitzende
Wolfgang Wieland (Grüne): "Nach den Aussagen von Neumann muß
man fragen, warum überhaupt Lagebesprechungen stattfinden." SPD-Innenexperte
Hans-Georg Lorenz: "Das ist der Tiefpunkt der bisherigen Untersuchungen.
Bei der Lageeinschätzung und deren Weiterleitung hat die gesamte Polizeiführung
versagt." sn