Frühe Warnung
Der Sturm auf das israelische Generalkonsulat in Berlin durch militante
Kurden im Februar dieses Jahres hätte womöglich verhindert werden
können: Entgegen den Beteuerungen des Berliner Innensenators Eckard
Werthebach hatten die Behörden offenbar doch konkrete Kenntnis davon,
dass Kurden nach der Verhaftung ihres Führers Abdullah Öcalan
anti-israelische Aktionen planten. Dies geht aus einem vertraulichen Dokument
hervor, das im
„Geheimschutzraum“ des Berliner Abgeordnetenhauses liegt.
Bislang hat Werthebach alle Vorwürfe, Verfassungsschutz, Landeskriminalamt
und Polizei hätten das Konsulat besser schützen können,
stets von sich gewiesen. Kategorisch erklärte er etwa am 21. Mai,
am Abend des 16. Februars, also dem Tag vor der Erstürmung, hätten
„konkrete Hinweise auf die Gefährdung“ nicht vorgelegen.
Das vertrauliche Dokument - die Druckfassung einer elektronisch übermittelten
Information des Bremer Verfassungsschutzes an die Berliner Kollegen vom
Nachmittag des 16. Februar - besagt allerdings etwas anderes.
Darin warnt das Landesamt in Bremen, dass ein „im PKK/ERNK-Gebiet aktiver“
Informant der Behörde am Morgen berichtet habe, die Kurden wüssten
von der Zusammenarbeit kenianischer, griechischer, amerikanischer und auch
israelischer Dienste bei der Entführung Öcalans. Es seien nun
Aktionen nach Guerrilla-Taktik vorgesehen.
Obwohl die Warnung der Geheimdienstquelle weit konkreter war als alle
anderen Spekulationen, maßen die Berliner ihr keine besondere Bedeutung
zu. Bei der Aktion wurden vier Kurden von Israelis erschossen.