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09. Mai 2001
Oberster
PKK-Ermittler beim Bundeskriminalamt greift NRW-Innenministerium
an
Im Prozess gegen den kurdischen Politiker Sait H. vor dem Oberlandesgericht
(OLG) Düsseldorf wegen des Vorwurfs der "Mitgliedschaft
in einer kriminellen Vereinigung", griff der Zeuge Rudolf Würth,
Kriminalhauptkommissar und Leiter der Arbeitsgruppe PKK im Bundeskriminalamt
(BKA), die Politik des NRW-Innenministeriums gegenüber der
Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) an.
Die im Verfassungsschutzbericht NRW für das Jahr 2000 gemachte
Feststellung, dass "auf dem 7. Außerordentlichen Parteikongress
der PKK im Januar 2000 die innerparteilichen Strukturen der PKK,
ihr Erscheinungsbild nach außen und ihre Ziele neu definiert"
seien, bezeichnete Würth als falsch.
Der Bericht sei nichts anderes als eine "Zusammenschreibung
aus BKA-Unterlagen", aus dem aber völlig falsche Schlussfolgerungen
gezogen würden. Inhaltlich habe sich bei der PKK nichts geändert,
die friedliche Politik sei nichts anderes als eine taktische Reaktion
auf die Verhaftung Öcalans, dessen Leben man nicht gefährden
wolle. Bei einer Verschärfung der Lage in den türkischen
Kurdengebieten oder einer Hinrichtung Öcalans sei mit einer
Rückkehr der PKK zum bewaffneten Kampf zu rechnen.
Würth monierte weiter, dass nur im Bundesland NRW kurdische
Großveranstaltungen durchgeführt werden könnten.
Ferner behauptete er, dass im Verfassungsschutzbericht die Einschränkung
oder Einstellung von Strafverfolgungsmaßnahmen gefordert würde.
Der Angeklagte Sait H. hingegen erklärte in der Verhandlung
am 8. Mai 2001, dass auch die Regierung der Türkei behaupte,
der Friedenskurs der PKK sei nicht ehrlich gemeint, doch könne
auch die Türkei ihn nicht aufhalten. In dieser Hinsicht hätten
die Auffassungen von Herrn Würth keinen Einfluss. Weiter sagte
Sait H., dass er als politischer Mensch und Kurde in dieses Land
gekommen sei. Er vertrete die Auffassung, dass alle Probleme in
der Türkei durch Demokratisierung und Frieden lösbar seien,
einer Strategie, die von fast allen Kurd(inn)en akzeptiert werde.
Er habe sich persönlich mit dem Friedensprojekt der PKK verbunden
und betrachte es als eine Verpflichtung gegenüber der gesamten
Menschheit, an der auch die abweichende Meinung der Gegenseite nichts
ändern könne.
AZADI fordert die Einstellung aller Prozesse gegen kurdische Politiker(inn)en,
die Freilassung aller politischen Gefangenen und die Aufhebung des
PKK-Verbots.
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