Köln,
03. Juli 2001
Polizei
verbietet den Frieden
Am
29. Juni 2001 brachen in Mannheim etwa 150 kurdische Jugendliche
zu einem Friedensmarsch nach Straßburg auf unter dem Motto
"Anerkennung der politischen und kulturellen Rechte der Kurden
- Demokratie in der Türkei!"
Auf
einem Feld in dem Dorf Berwangen in der Nähe Heilbronns werden
die Jugendlichen seit heute von Polizeikräften festgesetzt
mit der Absicht, die Fortsetzung des Friedensmarsches zu untersagen.
Begründet wird diese Maßnahme einerseits damit, dass
die Jugendlichen Plakate mit dem Abbild des PKK-Vorsitzenden Abdullah
Öcalan und der Aufschrift "Freiheit für Abdullah
Öcalan" zeigen sowie Fahnen und Stirnbänder in den
kurdischen Farben tragen würden. Außerdem würde
die Teilnahme von einigen minderjährigen Jugendlichen gegen
das Jugendschutzgesetz verstoßen. Ein weiterer Punkt ist der
Vorwurf, dass es auf der Marschroute keine Schlafplätze gebe.
Der Friedensmarsch wurde einen Monat vorher bei den zuständigen
Behörden angemeldet, eine schriftliche Genehmigung jedoch erst
mit Beginn der Aktion am 29. Juni erteilt. Nach Informationen der
Veranstalter sind bis jetzt alle angefragten Übernachtungsmöglichkeiten
abgelehnt worden.
Ebenfalls
heute wurde eine zuvor angemeldete und genehmigte Kundgebung in
München im Zusammenhang mit der europaweiten Kampagne zur Anerkennung
der politischen und nationalen Identität der Kurden von der
Polizei verboten und die Versammlungsleiter festgenommen. Ihnen
wird vorgeworfen, mit dieser Demonstration gegen das Betätigungsverbot
der PKK verstoßen zu haben. Gleichzeitig haben zahlreiche
Polizeikräfte in Anwesenheit eines Staatsanwaltes das kurdische
"Med-Kulturhaus e.V." in München durchsucht.
Diese
Ereignisse lassen den Schluss zu, dass Bundes- und Landesbehörden
an einem repressiven Umgang mit der kurdischen Bevölkerung
festhalten und jegliche politische Artikulation und Aktivität
im Keime ersticken wollen. Es soll nicht sein, dass Kurd(inn)en
in diesem Land sicht- und hörbar in Erscheinung treten, dass
sie selbstbewusst ihre Forderungen erheben und ihren Anliegen in
der Öffentlichkeit eine Stimme geben.
Der deutsche Staat will sie stumm und unterwürfig halten, sie
entmündigen und ihrer politischen Identität berauben.
Und er demonstriert mit diesem Verhalten sein Desinteresse an einer
Lösung der kurdischen Frage - hier als auch letztlich in der
Türkei.
AZADI
kritisiert in aller Schärfe diese Politik des Verbietens und
Unterdrückens und fordert die demokratische Öffentlichkeit
auf, gegen eine solche Haltung zu protestieren.
Diese permanente Drangsalierung der kurdischen Bevölkerung
in Deutschland muss endlich beendet werden!
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