Köln,
05.11.01
Friedenspolitik
unerwünscht
Freilassung
aller politischen kurdischen Gefangenen !
Am
29. Oktober 2001 hat der Generalbundesanwalt (GBA) die Festnahme
des kurdischen Politikers Sahin Engizek durch Polizeibeamte des
Bundeskriminalamtes (BKA) veranlasst. Seit Eröffnung des
Haftbefehls gegen ihn am darauf folgenden Tag befindet sich der
Festgenommene in Untersuchungshaft in Köln. Ihm wird Mitgliedschaft
in einer "kriminellen" Vereinigung (§ 129 Strafgesetzbuch)
vorgeworfen. Als offenbar besonders kriminellen Akt bewertet die
GBA in ihrer Pressemitteilung vom 1.11., dass Sahin Engizek "Kontakte
zu staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen sowie Verbindungen
zu interessierten Politikern, Journalisten und anderen Meinungsmultiplikatoren"
hatte, um diese für "die sogenannte kurdische
Sache' zu gewinnen". Dies wird von der Behauptung gekrönt,
diese Bemühungen seien "von der Strategie der Parteiführung
bestimmt, nach außen friedfertig in Erscheinung zu treten".
Diese bösartige Unterstellung lässt deutlich die Gesinnungshaltung
des GBA erkennen. Sein Vorgehen insbesondere gegen die kurdische
Bewegung vollzieht sich im Windschatten des 11. September und
der von Bundesinnenminister Schily betriebenen massiven Gesetzesverschärfungen,
die einer umfassenderen Kriminalisierung Tür und Tor öffnet.
Die Zukunft wird zeigen, wie weit sich der Rechts- zunehmend zum
Polizeistaat entwickelt mit dem Ziel, politisch missliebige Organisationen
und Personen auszuschalten - eine Haltung, die in Deutschland
auf eine langeTradition zurückblicken kann.
Wie
Mehmet Tanboga, so setzte sich auch Sahin Engizek seit der Beendigung
des bewaffneten Kampfes der PKK seit Jahren für eine politische
und friedliche Lösung der kurdischen Frage ein. In diesem
Rahmen versuchten Beide, der deutschen Öffentlichkeit diese
neuen mit einem grundlegenden strukturellen Wandel verbundenen
Perspektiven der kurdischen Bewegung nahezubringen. Diese Bemühungen
als kriminelle Handlung zu brandmarken, verdeutlicht das manifeste
Denken des GBA, aber auch der Bundesregierung, in (k)alter Kriegslogik.
Friedenspolitik scheint derzeit auf allen Ebenen unerwünscht.
AZADI
protestiert gegen diese neuerliche Verhaftung und fordert die
sofortige Freilassung aller politischen kurdischen Gefangenen.
AZADI möchte gleichzeitig auf den 7. Verhandlungstag im Prozess
gegen Mehmet Tanboga hinweisen. Dieser findet statt
am
Dienstag, 6. November 2001, 9.15 Uhr, Oberlandesgericht, Tannenstraße
23, Düsseldorf