20.
Januar 2003
10
Jahre PKK-Verbot: Verfolgung geht weiter
Erneut
kurdischer Politiker verhaftet
Aufgrund
eines Haftsbefehls des Ermittlungsrichters beim Bundesgerichtshof
haben Beamte des Bundeskriminalamtes am 13. Januar 2003 in Mannheim
den kurdischen Politiker Ali S. festgenommen.
Ihm
wird vorgeworfen, von April 2001 bis Februar 2002 die „PKK-Region
Berlin geleitet zu haben“. Aus diesem Grunde verdächtigt
ihn der Generalbundesanwalt (GBA) der Mitgliedschaft in einer
„kriminellen“ Vereinigung (§ 129 StGB). Ali S.
soll laut GBA „die Strukturen, das hierarchische Kadersystem,
die personelle Identität der Führungsfunktionäre
der PKK und deren Arbeitsbereiche“ beibehalten haben.
Obgleich
die PKK vor vier Jahren den bewaffneten Kampf eingestellt hat
und seither zahlreiche einseitige Initiativen und Angebote zur
friedlichen Lösung der Kurden-Frage ergriffen hat, übernimmt
die Bundesregierung die Behauptungen der türkischen Regierung,
es handele sich beim KADEK um eine Nachfolgeorganisation der PKK.
Diese hat sich im April 2002 aufgelöst. Gegründet wurde
der „Kongress für Demokratie und Frieden in Kurdistan“
(KADEK) mit völlig veränderten Strukturen und Aufgaben.
Um
die Türkei zur Teilnahme an ihrem Feldzug gegen den Irak
zu bewegen, hat die US-Regierung dem NATO-Land Millionen Dollar
zur Investition in die Modernisierung von in Kurdistan befindlichen
militärischen Stützpunkten angeboten. Von dort sollen
Angriffe gegen den Irak geflogen und US-amerikanische Soldaten
stationiert werden. Die Türkei wiederum hat im Gegenzug die
USA um die Aufnahme des KADEK auf ihre „Terrorliste“
gebeten, was auch prompt geschehen ist.
Die
Bundesregierung und mithin die Strafverfolgungsbehörden haben
sich offenbar entschieden: Statt eines Dialoges mit der kurdischen
Bewegung und statt einer gemeinsamen Suche nach friedlichen Lösungswegen
im Kurdistan-Konflikt setzt sie weiter auf eine Politik der Repression
und Ignoranz hinsichtlich der Friedensbemühungen.
AZADI
verurteilt das überaus unfriedfertige Verhalten der Bundesregierung
und fordert die sofortige Freilassung von Ali S. und der anderen
politischen Gefangenen. Mit Provokationen dieser Art sollte endlich
Schluss gemacht werden. Sie tragen nicht dazu bei, dass die kurdische
Bevölkerung Vertrauen in die viel beschworene Demokratie
in der Bundesrepublik entwickeln kann. Wir appellieren an alle
demokratischen Kräfte, sich für ein Verbot des PKK-Verbotes
einzusetzen. Nur das gewährleistet eine freie politische
Betätigung der kurdischen Bevölkerung in diesem Land.