25. März 2003
Bundesinnenminister
Schily provoziert
Das türkische Militär macht mobil. In Südkurdistan/Nordirak
drohen eine zweite Kriegsfront und erneute Massaker. Die vermeintlichen
und tatsächlichen Beweggründe zum Truppenaufmarsch:
Abwehr der kurdischen Flüchtlinge und Vernichtung der Volksverteidigungskräfte
des KADEK, der kurdischen Freiheits- und Demokratie-Bewegung.
Das
Mitglied des KADEK-Präsidialrates, Duran Kalkan, hat anlässlich
des diesjährigen kurdischen Neujahrsfestes Newroz erklärt,
dass die Kurden jeglichen Krieg ablehnen und statt dessen ihren
Kampf mit demokratischen Methoden fortsetzen wollen. Doch drängten
die reaktionären Kräfte zum Krieg. Demokratische und
politische Lösungswege sollten den Kurdinnen und Kurden dadurch
verschlossen bleiben.
Mit
dem Waffenstillstand vor vier Jahren sei die Möglichkeit
geschaffen worden, einen Weg der Veränderung zu beschreiten
und eine Atmosphäre des Friedens herzustellen. Doch offenbar
wolle auch Europa, dass die Kurden niedergeschlagen werden. Die
Feindschaft den Kurden gegenüber hätte den Europäern
offenbar ihre Denkfähigkeit geraubt.
Bundesinnenminister
Schily beschwört vor dem Hintergrund der Entwicklung in Südkurdistan
mit seinen jüngsten Warnungen vor der angeblichen Gefahr
eines erneuten „kurdischen Terrorismus“ die alten
Geister herauf. Die Denkfähigkeit des Ministers bewegt sich
in der Kategorie des Herbeiredens von Gewalteskalationen. Er versucht,
das Bild des „terroristischen Kurden“ in der Öffentlichkeit
wieder zu beleben, um eine Solidarisierung der Menschen mit dem
kurdischen Bevölkerungsteil zu verhindern. Das darf nicht
gelingen.
AZADI
protestiert gegen die erneute Stigmatisierung der kurdischen Bewegung
und wohl kalkulierte Provokation durch den Innenminister. Es geht
nicht an, dass die politisch Verantwortlichen in dieser Situation
noch Öl ins Feuer gießen. Vielmehr sollten sie sich
den Problemen sensibel annähern und die kurdische Bewegung
in ihren Bemühungen, trotz der ernsten Lage auf einem demokratischen
Lösungsweg zu beharren, Aufmerksamkeit schenken.
Die
Kurdinnen und Kurden haben in den vergangenen Jahren hinreichend
bewiesen, dass sie mit friedlichen und demokratischen Mitteln
für die Lösung von Problemen eintreten. Auch die Newroz-Demonstration
und Kundgebung vom vergangenen Samstag in Frankfurt/M. waren hierfür
eindrucksvolles Beispiel.