AZADI  RECHTSHILFEVEREIN 
               für Kurdinnen und Kurden in Deutschland

  
PRESSEMITTEILUNG
 
 
 
 Köln, 18. Februar 1999 
 

Sofortige Abschiebungen in den Folterstaat Türkei stoppen/Statt Drohungen gegen Kurden sind politische Lösungsvorschläge erforderlich 
 
 
Die aktuellen Worte des SPD-Kanzlers Schröder sind die gleichen wie die seines CDU-Vorgängers: Es könne nicht zugelassen werden, daß KurdInnen auf deutschem Boden Konflikte austragen, mit denen man nichts zu tun habe. Eskortiert wird er von Innenminister Schily, dessen Äußerungen denen seines Amtsvorgängers Kanther in nichts nachstehen. Auch Außenminister Fischer hat bis heute keine politischen Vorschläge zur Lösung des Kurdistan-Konflikts vorgelegt. Die dramatischen Folgen dieser jahrelangen ignoranten Kurdistan-Politik zeigen sich nun: 
Tote, Schwerverletzte, Schnellverfahren, Präventivhaft und Hunderte festgenommener Kurdinnen und Kurden. Die jetzige Situation gleicht der von 1993. Massaker an der Bevölkerung in den kurdischen Städten Lice und Sirnak, bei denen auch deutsche Panzer und Waffen eingesetzt waren, führten in der Bundesrepublik zu Gewaltreaktionen. Diese Angriffe waren seinerzeit die Antwort des türkischen Staates auf die Waffenstillstandserklärung durch die PKK. Die deutsche Regierung unterstützte das Vorgehen der Türkei durch ein Verbot der PKK. 
Es ist deprimierend, daß seither von keiner Seite konsequente Initiativen in Richtung einer friedlichen Lösung des Kurdistan-Konflikts ergriffen wurden. Waffenstillstände und Verhandlungsangebote von kurdischer Seite sind stets ignoriert worden. 

Um eine wirkliche Deeskalation in der Bundesrepublik zu erreichen, fordern wir die Bundesregierung auf, konkrete Schritte in Richtung einer Internationalen Kurdistan-Konferenz zu unternehmen, jegliche Waffenlieferungen sofort einzustellen und die Türkei aufzufordern, den schmutzigen Krieg in Kurdistan zu beenden. 
Statt den Kurdinnen und Kurden mit Abschiebungen in das Folterland Türkei zu drohen, fordern wir die Bundesregierung auf, einen sofortigen generellen Abschiebestopp zu erlassen. 
Statt erneute Forderungen nach Gesetzesverschärfungen zu erheben, fordern wir von der Bundesregierung die Aufhebung des PKK-Verbots, die ein Beitrag zur Deeskalation der Lage sein könnte. Weiter müssen die derzeit an den KurdInnen praktizierten juristischen Schnellverfahren beendet werden. 
Wir fordern außerdem die Freilassung aller kurdischen politischen Gefangenen aus deutschen Gefängnissen. 
Die Medien sind aufgefordert, auf Sensationsjournalismus, reißerische Schlagzeilen und auf eine die Bevölkerung aufhetzende Berichterstattung zu verzichten. Bild-Zeitung und der Kölner Express bieten wieder einmal erschreckende Beispiele dieser Art von Journalismus. 

Bundeskanzler Schröder und seine Ministerriege dürfen sich nicht weiterhin vor ihrer Verantwortung für die aktuelle Situation drücken und sich hinter den Aktionen der KurdInnen verstecken. Die Vogel-Strauß-Haltung der deutschen Politik hat schon zuviel Schaden angerichtet. 

 
 
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