25. März 1999
17jähriger Kurde in die Hände seiner Folterer
abgeschoben
Allen Beteuerungen der rot-grünen Bundesregierung zum Trotz, werden
in die Türkei abgeschobene Kurdinnen und Kurden verhaftet und gefoltert.
Der Fall des 17jährigen kurdischen Jugendlichen Emin ACAR macht
dies auf erschreckende Weise deutlich: Er wurde am 12. März in polizeilicher
Begleitung von Deutschland nach Istanbul abgeschoben und der dortigen Polizei
übergeben. Er wurde vier Tage lang von der Anti-Terror-Abteilung der
Polizei gefoltert und anschließend in das Gefängnis von Ümraniye
überstellt, in dem auch 420 Gefangene aus der PKK einsitzen. Die türkischsprachige
Tageszeitung „Özgür Politika“ veröffentlichte in ihrer Ausgabe
vom 19.3.99 eine gemeinsame Erklärung der Gefangenen, in der sie den
Zustand des Jugendlichen schildern:
„Durch die Folter, die unser Freund erlitten hat, hat er keine Kontrolle
über seine Hände. Er hat Schwierigkeiten beim Atmen, seine Genitalien
sind angeschwollen und sein Körper ist durch die Stockschläge
voller Blutergüsse. Er leidet unter Schlaflosigkeit und führt
Selbstgespräche.“ Weiter berichten die Gefangenen über Foltermethoden,
die an Emin Acar praktiziert wurden: „Palästinenserhaken“ (Aufhängen
an den Armen), Elektroschocks, Bastonade, Einsperren in einen dunklen Raum
und stetes Abspielen faschistischer Märsche, Scheinerschießung
und Abspritzen mit eiskaltem Wasser.
Die Gefangenen machen in ihrer Erklärung den deutschen und türkischen
Staat für den Zustand des kurdischen Jugendlichen verantwortlich und
fordern die „kritische Öffentlichkeit auf, ihre Stimme zu erheben,
um zu verhindern, daß sich der Fall Emin Acar wiederholt.“
Es ist beschämend, daß die Mehrheit des Bundestages in der
vergangenen Woche einen Abschiebestopp in die Türkei abgelehnt hat.
Das trägt ausgerechnet in der jetzigen äußerst angespannten
Situation dazu bei, das türkische Regime zur ermuntern, seine brutale
Verfolgungspolitik fortzusetzen.
Deshalb bekräftigen wir die Forderung nach einem sofortigen Abschiebestopp
in die Türkei und erwarten von der Bundesregierung, daß sie
sich für die Aufklärung des Falles Emin Acar und dessen Freilassung
einsetzt.
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