Brief eines Genossen aus dem Fuhlsbütteler Knast, 30.3.99
"AN ROTE HILFE, BÜNDNIS FREE MUMIA ABU-JAMAL UND KURDISTAN-SOLIDARITÄT"
[schlechte Übersetzung aus dem Türkischen]
Wir sind hier 580 Menschen im Gefängnis, aus allen Teilen der Welt.
70 sind aus Kurdistan. Eine Gruppe von 80 Menschen ist hier am 18.3. Zeuge
einer De-monstration geworden. 100 Meter vor dem Knast haben sie eine Kundgebung
gemacht. Wir, die Gefangenen, [...] konnten die DemonstrantInnen von 5
Gitterfenstern aus sehen. Auf ihre Transparente war "Freiheit für
Mumia und Freiheit für Ocalan" geschrieben. Abu Jamal wartet seit
16 Jahren im Todestrakt. Die US-Gerichte beschuldigen ihn, daß er
einen Polizisten ermordet haben soll. Abu-Jamal wurde in der Nähe
des Tatortes festgenommen. Bei ihm wurde eine Pistole gefunden, und die
Gerichte behaupten, daß er den Mord verübt hat. Er wird zur
Todesstrafe verurteilt. Das Gericht lügt ganz offen, denn die Marke
der Waffe und die gefundene Patronenhülse passen nicht zusammen. Die
US-Gerichte vertuschen die wahren Begebenheiten, das ist ganz offen.
Für den US Staat ist das eigentliche Problem Abu-Jamal. Er ist
Afroamerikaner, hat sich jahrelang für die Menschenrechte eingesetzt,
für die Rechte derer, die als Sklaven arbeiten mußten. Deshalb
wurde er ver-urteilt. Er wurde verurteilt, weil er Stellung bezogen hat
gegen Rassismus und Chauvinismus. Er wurde ver-urteilt, weil er den Sozialismus
und den Intem-ationalismus verteidigt hat. Er ist gegen Kolonialismus und
Ausbeutung, deswegen wurde er verurteilt, weil er gegen die Faschisten,
die Weltgendarmen spielen, Stellung bezieht. Nach Informationen von Pam
Africa soll Mumia im Mai 99 hingerichtet werden. [...] Seine Schuld ist,
die Menschheit zu verteidigen.
Der andere Name auf dem Transparent ist der eines Menschen, den die
ganze Welt kennt. Er ist der Repräsentant von 35 Millionen KurdInnen,
Abdullah Öcalan. Die Gefangenen riefen: "Rache an der tür-kischen
Republik, Freiheit für Abdullah Öcalan, Es lebe die Geschwisterlichkeit
und Gleichheit, Es lebe die internationale Solidarität". Danach hingen
sie große Transparente von einem Gründer der PKK, Mazlum Dogan,
und von dem Kriegsgefangenen Abdullah Öcalan auf, die sie auf Bettwäsche
gemalt hatten. Die gemeinsam gerufenen Parolen haben mir die größte
Freude gemacht, die ich je erlebt habe. Die Kund-gebung gratulierte den
Gefangenen zum nationalen Befreiungstag Newroz, und es wurde eine Rede
über Newroz gehalten. Zu diesem Zeitpunkt haben die meisten von uns
vergessen, daß sie im Gefängnis sind. Unter der Parole "Newroz
wird den Faschismus in Brand setzen", zündeten die Gefangenen Tücher
von den Fenstern aus an. Ich bedanke mich bei denen, die diese Demonstration
veranstaltet haben und grüße sie mit Respekt. Ich wünsche
allen politischen Gefangenen und Abdullah Öcalan Freiheit. [...]"
[Der Name ist uns bekannt. Ohne seine Zustimmung möchten wir ihn
nicht veröffentlichen. Bei Briefen an ihn leiten wir sie gerne weiter.]