PROZESS-INFO BERLIN                    Nr.2. / 24.7.99.

Brief eines Genossen aus dem Fuhlsbütteler Knast, 30.3.99

"AN ROTE HILFE, BÜNDNIS FREE MUMIA ABU-JAMAL UND KURDISTAN-SOLIDARITÄT"
[schlechte Übersetzung aus dem Türkischen]

Wir sind hier 580 Menschen im Gefängnis, aus allen Teilen der Welt. 70 sind aus Kurdistan. Eine Gruppe von 80 Menschen ist hier am 18.3. Zeuge einer De-monstration geworden. 100 Meter vor dem Knast haben sie eine Kundgebung gemacht. Wir, die Gefangenen, [...] konnten die DemonstrantInnen von 5 Gitterfenstern aus sehen. Auf ihre Transparente war "Freiheit für Mumia und Freiheit für Ocalan" geschrieben. Abu Jamal wartet seit 16 Jahren im Todestrakt. Die US-Gerichte beschuldigen ihn, daß er einen Polizisten ermordet haben soll. Abu-Jamal wurde in der Nähe des Tatortes festgenommen. Bei ihm wurde eine Pistole gefunden, und die Gerichte behaupten, daß er den Mord verübt hat. Er wird zur Todesstrafe verurteilt. Das Gericht lügt ganz offen, denn die Marke der Waffe und die gefundene Patronenhülse passen nicht zusammen. Die US-Gerichte vertuschen die wahren Begebenheiten, das ist ganz offen.
Für den US Staat ist das eigentliche Problem Abu-Jamal. Er ist Afroamerikaner, hat sich jahrelang für die Menschenrechte eingesetzt, für die Rechte derer, die als Sklaven arbeiten mußten. Deshalb wurde er ver-urteilt. Er wurde verurteilt, weil er Stellung bezogen hat gegen Rassismus und Chauvinismus. Er wurde ver-urteilt, weil er den Sozialismus und den Intem-ationalismus verteidigt hat. Er ist gegen Kolonialismus und Ausbeutung, deswegen wurde er verurteilt, weil er gegen die Faschisten, die Weltgendarmen spielen, Stellung bezieht. Nach Informationen von Pam Africa soll Mumia im Mai 99 hingerichtet werden. [...] Seine Schuld ist, die Menschheit zu verteidigen.
Der andere Name auf dem Transparent ist der eines Menschen, den die ganze Welt kennt. Er ist der Repräsentant von 35 Millionen KurdInnen, Abdullah Öcalan. Die Gefangenen riefen: "Rache an der tür-kischen Republik, Freiheit für Abdullah Öcalan, Es lebe die Geschwisterlichkeit und Gleichheit, Es lebe die internationale Solidarität". Danach hingen sie große Transparente von einem Gründer der PKK, Mazlum Dogan, und von dem Kriegsgefangenen Abdullah Öcalan auf, die sie auf Bettwäsche gemalt hatten. Die gemeinsam gerufenen Parolen haben mir die größte Freude gemacht, die ich je erlebt habe. Die Kund-gebung gratulierte den Gefangenen zum nationalen Befreiungstag Newroz, und es wurde eine Rede über Newroz gehalten. Zu diesem Zeitpunkt haben die meisten von uns vergessen, daß sie im Gefängnis sind. Unter der Parole "Newroz wird den Faschismus in Brand setzen", zündeten die Gefangenen Tücher von den Fenstern aus an. Ich bedanke mich bei denen, die diese Demonstration veranstaltet haben und grüße sie mit Respekt. Ich wünsche allen politischen Gefangenen und Abdullah Öcalan Freiheit. [...]"
[Der Name ist uns bekannt. Ohne seine Zustimmung möchten wir ihn nicht veröffentlichen. Bei Briefen an ihn leiten wir sie gerne weiter.]