Presseerklärung von YEK-KOM (Föderation Kurdischer Vereine in Deutschland e.V.) vom 19.07.99:
Abgeschoben und ermordet!
Der Kurde Süleyman Aksoy ist drei Monate nach seiner Abschiebung
in die Türkei vom türkischen Staat ermordet worden. Wir rufen
die Regierungen der europäischen Staaten auf, endlich zur Kenntnis
zu nehmen, dass sie, wenn sie Kurden in die Türkei abschieben, menschenrechtswidrige
Behandlung, Folter und häufig den Tod der Abgeschobenen in Kauf nehmen.
Weil er in der Türkei nicht zum Militär wollte, floh der
1975 bei Malatya geborene Süleyman Aksoy 1995 in die Bundesrepublik
und stellte in Duisburg Asylantrag. Sein Antrag wurde im Oktober ´98
rechtskräftig abgelehnt; um der Abschiebung zu entgehen, flüchtete
er in die Niederlande. Dort wurde er in Haft genommen und drei Monate später
in die Türkei abgeschoben.
Nachdem man ihn zwei Tage lang bei der Flughafenpolizei in Istanbul
verhört hatte, wurde er den Militärbehörden in Ankara überstellt,
um seinen Militärdienst anzutreten. Nach weiteren drei Monaten erhielten
seine Eltern die Mitteilung, ihr Sohn habe Selbstmord begangen. Als die
Eltern seine Leiche abholen wollten, wurden sie von der Staatsanwaltschaft
gewarnt, sie dürften den Sarg nicht öffnen. Daraufhin verstärkte
sich ihr Verdacht, dass die Todesursache ihres Sohnes kein Suizid gewesen
sei. Sie brachten den Sarg nach Istanbul und öffneten ihn trotz der
Warnung. Sie fanden seinen Körper verstümmelt und völlig
zerstört. Als die Eltern versuchten, eine Obduktion zu erwirken, wurde
diese verweigert mit dem Hinweis, die Militärstaatsanwaltschaft habe
die Todesursache bereits feststellen lassen.
Angesichts diese gewaltsamen Todes kritisieren wir erneut das Verhalten
europäischer Regierungen, weiterhin leichtfertig den Zusicherungen
der türkischen Regierung in Bezug auf abgeschobene Kurdinnen und Kurden
zu vertrauen.
Speziell in der Bundesrepublik finden in großer Zahl Abschiebungen
in die Türkei statt, zum Teil nach nächtlichen Hausdurchsuchungen
und Verhaftungen der illegalisierten und zum Teil kriminilasierten Personen.
Dabei werden zunehmend auch KurdInnen abgeschoben, die als exilpolitisch
aktiv weithin bekannt sind. Erwähnt sei in diesem Zusammenhang auch
Murat Polat, abgeschoben am 05.07.99, der, ebenso wie Süleyman Aksoy,
in Istanbul sofort festgenommen und nach Ankara verschleppt wurde. Seitdem
fehlt von ihm jede Spur. [lt. ÖZG. POLITIKA v. 22.7. wird M. Polat
im Gefängnis in Ankara festgehalten.] Wir fürchten aufgrund der
offensichtlichen Parallelen um sein Leben!
Als Vertreterin Tausender Kurdinnen und Kurden rufen wir, YEK-KOM,
die westliche Staatengemeinschaft auf, ihre politische Doppelmoral endlich
aufzugeben und entsprechend den von ihnen proklamierten Wertvorstellungen
zu handeln!