Antifaschistische
Bündnisdemonstration in Eisenac
Courage zeigen - Nicht im Gleichschritt
marschieren! Überlaßt den Nazis nicht die Straße!
Um ein Zeichen gegen Faschismus und
Rassismus zu setzen, will ein breites gesellschaftliches Bündnis am
Samstag, den 25. März 2000, in Eisenach eine antifaschistische Demonstration
durchführen. Dem Bündnis gehören autonome Antifagruppen,
Gewerkschafter, Vertreter kirchlicher Gruppen, der PDS und Bündnis
90/Die Grünen an. Die von der Antifaschistischen Aktion Eisenach und
dem Arbeitskreis Antifaschismus/Antirassismus aus Eisenach initiierte Bündnisdemonstration
wird um 13.00 Uhr an der Werner-Aßmann-Halle beginnen.
Mit dem Demonstrationsmotto "Courage
zeigen - Nicht im Gleichschritt marschieren! Überlaßt den Nazis
nicht die Straße!" soll bewusst an die heutige Demonstration in Erfurt
angeknüpft werden. Hier hatten sich 2000 Menschen öffentlich
für antifaschistisches Handeln positioniert.
In letzter Zeit gestaltet sich Thüringen
immer mehr zum Aufmarschgebiet der "Rechten Szene". Fast wöchentlich
finden Demonstrationen, Konzerte, Plakataktio-nen und Infostände von
Alt- und Neonazis statt.
Auch in Eisenach organisiert sich die
Naziszene zunehmend. Patrik Wischke gründete Anfang des Jahres zusammen
mit anderen Neonazis die "Kameradschaft Eisenach". Wischke war Anmelder
der verbotenen NPD- Demonstration im August vergangenen Jahres. Laut eigenem
Bekunden will die "Kameradschaft Eisenach" eine "Nationale Offensive 2000"
starten. Nach Information des Arbeitskreis Antifaschismus (Eisenach) demonstrierten
bei allen Aufmärschen der NPD in Thüringen Eisenacher Neonazis
meistens in der ersten Reihe.
"Neofaschisten und Rassisten könnten
sich nur dann durchsetzen und öffentlich präsent sein, wenn nicht
genügend Menschen aufstehen und Widerstand leisten. Wir werden heute
und in Zukunft nicht tatenlos zusehen, wenn Menschen die Grundlagen eines
vom Gedanken der Verständigung getragenen gleichberechtigten Zusammenlebens
aller angreifen", so ein Vertreter des Arbeitskreis Antifaschismus (Eisenach).
- Ende der Pressemitteilung -
Demonstrationsaufruf:
Courage zeigen - Nicht im Gleichschritt
marschieren! Überlasst den Nazis nicht die Straße!
Zum zweiten Mal schon in diesem Jahr
marschierten mehrere hundert Anhänger und Mitglieder neofaschistischer
und nationalistischer Organisationen durch Thüringer Innenstädte:
am 19. Februar in Gera und am 26. Februar in Erfurt.
Als Spitze des Eisberges sind diese
Demonstrationen letztlich Ausdruck eines sich verfestigenden und immer
selbstbewusster agierenden rechtsextremen, neofaschistischen und nationalistischen
Milieus in Thüringen. Rechtsextremen Organisationen, wie der NPD und
der militanten Kameradschaft "Thüringer Heimatschutz" gelang in den
vergangenen Jahren eine Mobilisierung und Vernetzung weit über ihr
Mitgliedspektrum hinaus.
Auch in Eisenach organisiert sich die
Naziszene zunehmend. Vereinzelte Neonazis gründeten Anfang des Jahres
die "Kameradschaft Eisenach". Laut eigenem Bekunden wollen sie eine "Nationale
Offensive 2000" starten. Bei allen Aufmärschen der NPD in Thüringen
demonstrieren Eisenacher Neonazis meistens in der ersten Reihe. Wir haben
es nicht mit einem "importierten" Problem zu tun, sondern mit einer mobilisierungs-
und handlungsfähigen militanten Rechten in Thüringen.
Untersuchungen gehen von einem rechtsextremen
Einstellungspotential von bis zu 18 % in der Bevölkerung aus. Allein
40 % der Thüringer Jugendlichen sind in mehr oder weniger starkem
Maße ausländerfeindlich eingestellt. In den letzten Wochen wurde
in Thüringen über das Für und Wider von Verboten gegen neofaschistische
Aufmärsche gestritten. Es gibt Gründe, mit Verboten deutlich
zu machen, dass die Demokratie gegen Angriffe geschützt wird. Es gibt
ebenso Gründe, dass die Demokratie das Grundrecht auf Meinungsfreiheit
auch bis zur Schmerzgrenze garantieren muss.
Der Reduktion der öffentlichen
Debatte auf die Frage des Verbotes von Demonstrationen halten wir entgegen:
Weder mit, noch ohne Verbote kann das Anwachsen neofaschistischer Strukturen
in Thüringen gestoppt werden. Erforderlich ist, dass sich mehr Menschen
gegen Rassismus, Nationalismus und gegen autoritäre Politikmodelle
bekennen. Wenn hunderte Alt- und Neonazis aufmarschieren, dann muss die
demokratische Gesellschaft sich politisch und öffentlich dagegen positionieren.
Zu viele Menschen und Organisationen
der Zivilgesellschaft haben in den vergangenen Wochen geschwiegen. Die
betroffenen Kommunen und Behörden haben Entscheidungen getroffen,
die das Engagement gegen neofaschistische Aufmärsche teilweise nicht
unterstützt, sondern behindert haben.
In Gera forderte der Oberbürgermeister
auf, nicht gegen die NPD zu demonstrieren. In Erfurt setzte die Polizei
Tränengas, Stiefel und Fäuste gegen diejenigen ein, die sich
dem neofaschistischen Aufmarsch entgegenstellten. Innenminister Köckert
und Oberbürgermeister Brodhun bezeichnen diejenigen, die öffentlich
gegen die "Deutsche Burschenschaft" Stellung beziehen, als Chaoten.
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Wir, die Unterzeichnenden erklären
hiermit, heute und in Zukunft nicht tatenlos zuzusehen, wenn Menschen die
Grundlagen eines vom Gedanken der Verständigung getragenen gleichberechtigten
Zusammenlebens aller angreifen.
Wir werden nicht hinnehmen, dass Menschen
wegen ihres sozialen oder politischen Hintergrunds, wegen ihrer Herkunft,
wegen ihrer weltanschaulichen, religiösen oder sexuellen Orientierung,
wegen ihres Aussehens oder einer Behinderung diskreditiert oder diskriminiert
werden.
Wir können nicht zulassen, dass
Menschen, die sich mit Zivilcourage rassistischer und menschen-verachtender
Demagogie entgegenstellen Ziel und Opfer von Repression und Gewalt werden.
Der Schutz der Menschenrechte und der
Demokratie ist eine Aufgabe aller.
Wir rufen dazu auf, am 25.03.2000 um
13 Uhr in Eisenach (Werner-Assmann- Halle) ein Zeichen gegen Neofaschismus
und Rassismus, für die Achtung der Menschenrechte und die Wahrung
der Demokratie zu setzen. Thüringen darf sich nicht weiter zu einer
Quelle und zum Aufmarschgebiet eines neuen deutschen Faschismus entwickeln.
Zur Demonstration rufen auf:
Antifaschistische Aktion Eisenach;
Arbeitskreis Antifaschismus/ Antirassismus-Für internationale Solidarität;
Barbara Morgenroth (Jugenbildungsreferentin); GewerkschafterInnen für
Menschenrechte-Gegen Faschismus und Rassismus (Eisenach); Landesstelle
für Evangelische Jugendarbeit in Thüringen; Klaus Schüller
(DGB-Landesbezirk); Kurdistan Initiative Eisenach; PDS KV Wartburgkreis;
Ricklef Münnich (Landesjugendpfarrer); Ulrich Töpfer (Bündnis
90-Die Grünen/KV Schmalkalden-Meiningen) (Stand: 11.3.00) |