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"Keine Musik fuer den Volksempfaenger"

Eine kleine Intervention in drei Aufzuegen

I. Aufzug - Das "forthcoming fire"- Konzert

Am 28.2. sollte im Bochumer "Zwischenfall" ein Konzert der rechten Dark Wave-Band "forthcoming fire" stattfinden.

Daraufhin intervenierten einige Antifas bei den Betreibern des "Zwischenfalls". Diesen waren bis dahin die Hintergruende der Band unbekannt gewesen. Ihr DJ Zoeller hatte, obwohl er von der Rechtslastigkeit des "forthcoming fire"-Saengers Klumb wusste, den Auftritt arangiert. Von den Antifas informiert, versuchten die Betreiber das Konzert abzusagen. Dazu kam es aber nicht, da ihnen der Tourneemanager mit einer Konventionalsstrafe drohte. Daraufhin beschlossen die Antifas, das Konzert zu verhindern.

Eine Woche vor dem Konzert verteilten sie im "Zwischenfall" Flugblaetter, um die Dark Wave - Szene ueber den Charakter der Band zu informieren und die Verhinderung anzukuendigen. Nachdem am Konzertabend die beiden Begleitbands "Attrition" und "Morbus Kitahara" gespielt hatten, besetzten einige der rund 30 Antifas kurzerhand die Buehne. Sie entrollten das Transparent "Keine Musik fuer den Volksempfaenger", haengten das Bandlogo von "forthcoming fire" ab, entfernten das noetige technische Equipment von der Buehne und drehten dem Ganzen zusaetzlich den Strom ab. Leider glaubten die Antifas, dass das Verteilen der Flugblaetter am Eingang des "Zwischenfalls" als Information ausreichend gewesen sei. So versaeumten sie, von der Buehne herab eine inhaltliche Begruendung der Verhinderung zu geben und gaben dadurch Klumb die Gelegenheit, sich auf der Buehne in Pose zu schmeissen. Er liess sich von ca. 20 Fans huldigen. Als DJ Zoeller ueber sein separates Soundsystem die Antifas als Faschisten titulierte und die Fans aufstachelte, begannen diese zu poebeln. Die Antifas liessen sich aber nicht provozieren. So blieb es beim verbalen Schlagabtausch. Ca. 60 weitere Dark Waver verfolgten skeptisch das ganze Szenario, dass mit dem Abgang von Klumb endete. Im Anschluss zu der Aktion kam es zu zahlreichen Diskussionen zwischen Dark Wavern und Antifas. Der Teil der Dark Waver, die die Aktion nicht gut fand, sprach von einer Bevormundung: Ihnen wuerde der Genuss eines Konzerts vorenthalten, dies sei somit Zensur und darum faschistoid. Ihre Szene wuerde als Ganzes schlecht gemacht und die Antifas sollten sich um die Boneheads kuemmern. In der Diskussion ignorierten sie dabei wiederholt die Inhalte von Klumbs Aussagen und dessen enge Kontakte zu Nazis.

In Hannover musste das Konzert von "forthcoming fire" erst garnicht verhindert werden. Hier sagten die Betreiber des Konzertortes "Bad" das Konzert vom 2.Maerz schon im vornherein ab.

II. Aufzug - Die Diskussionveranstaltung

Mit der Verhinderung des Konzerts von "forthcoming fire" visierten die Antifas auch eine Veranstaltung zu den Bestrebungen der Rechten in der Dark Wave - Szene an. Guenstigerweise haette diese Veranstaltung vor der Verhinderung stattfinden sollen. Aber aus Zeitgruenden war dies nicht moeglich.

So fand die Veranstaltung "Dark Wave als Zielobjekt rechtsextremer Strategien" am 7. Mai statt. Und zwar im "Zwischenfall".

Das "Zwischenfall" war ausgewaehlt worden, damit die Diskussion keine Diskussion von Antifas fuer Antifas ueber Dark Wave wird, sondern eine Diskussion mit Dark Wavern ueber Dark Wave.

Die zahlreiche Anwesendheit von ueber 50 Leuten, von denen 40 Dark WaverInnen waren, gab der Idee Recht. Nach einem Vortrag des Sozialwissenschaftlers Alfred Schobert fand eine interessante Diskussion statt. Diese zeichnete sich dadurch aus, dass sich nicht nur die ueblichen Vielsprecher, sondern auch eine ganze Reihe anderer Leute zu Wort meldeten. Neben rein informativen Fragen standen vor allem die Punkte Zensur versus Einflussnahme auf Prozesse und Freiheit der Kunst versus Verantwortung im Vordergrund. Bezeichnend war, dass sich vor allem die Herren mit den SS-Totenkopfemblemen und "Death in June"-T-Shirts verbal enthielten. Zwei eher unverdaechtig erscheinende Typen hingegen sprachen von Zensur und beharrten auf die heere Freiheit der Kunst, egal welchen Inhalt diese vertritt. Sie fragten, ob die Antifas die Dark Wave - Szene denn fuer hohl hielten. Dies erledigte sich mit dem Hinweis, dass wenn dem so waere, es die Einladung zur Diskussion nicht gegeben haette. Andere Dark WaverInnen sprachen sich explizit gegen eine Vereinnahmung durch Faschisten aus. Zum Abschluss der Veranstaltung kam die Sprache noch auf das vom "Zwischenfall" abgesagte Konzert der australischen Band "Death in June". Waehrend der Referent die inhaltlichen Punkte zu "Death in June"s brauner Vita noch einmal referierte, praezisierte einer der Betreiber des "Zwischenfalls" ihre schwammig gehaltene Begruendung zur Absage des Konzerts vom 9. Mai.

III. Aufzug - Das "Death in June"-Konzert

Ueber die Ereignisse um das "forthcoming fire" Konzert herum war eine ganze Reihe von Leuten auch ausserhalb der Antifa sensibilisiert worden. Als die Information die Runde machte, dass trotz alledem "Death in June", "Strength trough joy" und "Boyd Rice" am 9. Mai im "Zwischenfall" spielen sollten, war fuer viele klar, dass dies auf keinen Fall passieren durfte.

Obendrein bekamen die ehedem schon schwankenden Veranstalter Reaktionen von anderer Seite mit. Oertliche Parteien, Fernsehsender, Lokal- und Veranstaltungszeitungen informierten sich verwundert, wie das "Zwischenfall" zu solch einem Konzert kaeme. Eine Woche vor dem Termin wurde das Konzert abgesagt.

Dass es trotzdem in NRW ein "Death in June" Konzert gab, ist auf die Taetigkeit des "Zwischenfall"- DJs Zoeller zurueckzufuehren. Er vermittelte den Ausweichort, das "Kult" in Arnsberg. Dort machte er dem Betreiber eine Disco mit vorhergehenden Livebands schmackhaft. In Bochum verteilten dann seine Freunde die Wegbeschreibung an all die Dark WaverInnen, die nichts von der Bochumer Absage mitbekommen hatten.

So traten "Strength trough Joy", "Boyd Rice" und "Death in June" in Arnsberg auf. Die Bochumer Diskutanten, die die "Freiheit der Kunst" vertraten, beglueckten das Konzert einerseits in schwarzer Kampfmontur, andererseits im Tarnanzug und einem T-Shirt der Naziband "Allerseelen". Dieses zeigte die Wewelsburg, die ehemalige Ordensburg des SS - Ahnenerbes bei Paderborn.

Die Stimmung bei Douglas Pearce von "Death in June" war aeusserst mies. In Oesterreich und Daenemark hatte es Aerger um die Tournee gegeben. Hamburg und Bochum wurden ihnen abgesagt. In Rostock, wo auf der "Stubnitz" das Ersatzkonzert zu Hamburg stattfand, verteilten Antifas Flugblaetter. In Plauen, wo sie im "Treffer" auftraten, hatten Antifas ebenfalls fuer Unstimmigkeiten gesorgt. Dort hatte Pearce sich via Live-Telefonschaltung aus Daenemark vor dem Jugendhilfeausschuss zu rechtfertigen. Leider zog auch hier die "Freiheit der Kunst"- Karte vor gesellschaftspolitischer Verantwortung. Am 16. Mai, zuendeten in Frankfurt Antifas den "Death in June"- Tourbus waehrend ihres Konzert im "Batschkapp" an.

Douglas Pearce und seine Mitstreiter werden sich ungern an diese Tournee erinnern.