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Was sie weder von Bahamas wissen wollten, Das Öffentliche Wetteifern von Fachleuten, wie das Elend des Geschlechterverhältnisses besser zu verwalten sei, erzeugt eine Spannung, die die Zuschauer nur schlecht für ihre Selbstverdummung entschädigt. Im faszinierten Betrachten der Fehden gerät die Kritik der mal langweilig, mal bedrohlichen gesellschaftlichen Praxis in Vergessenheit Was denn von den Spezialisten gesagt wird, ist kaum mehr als eine Rechtfertigung ihrer bisherigen politischen Tätigkeit. Der Charme der Evidenz Das unglückliche. Verhältnis der Geschlechter ist nach Ansicht von Bahamas eines der wenigen üblen Angelegenheiten, die sich glücklich von selbst auflösten, ohne daß man sich groß damit beschäftigen mußft: Daß die gesellschaftliche "Entwicklung ungebremst auf... Gleichberechtigung" zueile, ließe sich "einfach nicht widerlegen." (Bahamas Nr. 32, S. 30) Diese Behauptung ist Grundlage der Interpretation eines Vergewaltigungsvorwurfes. Die Feststellung, das Patriarchat gebe es nicht mehr, kombiniert Bahamas mit Argumenten zur Zurückweisung des Vorwurfes,, deren Tradition teilweise bis in die Anfänge der bürgerlichen Gesellschaft reicht, teilweise von der Modernisierung des Patriarchats im 20. Jhd zeugen. So meint Bahamas, daß es doch keine Vergewaltigung gewesen sein könne: der Vorfall fand schließlich im privaten Raum statt und zwischen Leuten, die mal eine Liebesbeziehung aneinander band. Gestützt auf eine recht waghalsige Interpretation des gerüchtig verbreiteten Vorfalls und der sparsamen Äußerung der Frau kommen die Autoren ferner zu dem Schluß, daß diese Ja offensichtlich doch Lust empfunden habe. Was Bahamas wiederum zu der Freud-verzierten Erkenntnis führt, daß die Frau eigentlich doch Sex mit diesem Mann wollte. Also, so Bahamas, sei es eine "Verführung" gewesen, wenn sie auch als "Vergewaltigung" empfunden wurde (S. 28). Bahamas will nouvelle cuisine und findet sich im gleichen Eintopf wieder. Denn fast allen der zu diesem Vorfall veröffentlichten Positionen liegt das traditionelle Wohlwollen zugrunde, daß Frauen erleben dürfen, soviel und was sie nur wollen - nur gesprochen haben sollen sie nicht: auf dem Bett liegend und von Liebe träumend Daß die Frau ausdrücklich sagte, daß sie nicht mit dem Mann schlafen will, stört so auch Bahamas nicht In ihrem eifrigen Bemühen, das 'wahre' Bestreben der Frau ausfindig zu machen. Dieser Teil der Äußerung wird zitiert und dann schlicht übergangen. Das sexuelle/sexualisierte Handeln wider den ausdrücklichen Willen des anderen ist Kern Jeder Vergewaltigung, die Unterwerfung der anderen Zweck. Relevant ist in diesem Fall also die offensichtlich nicht angezweifelte Äußerung der Frau. Irrelevant sind in jedem Fall Forschungs- bzw. Spekulationsergebnisse über das bisherige Liebesleben und die Bestimmung des Grades an empfundener Lust. Das Vergnügen an der Politik Dem gruppentherapeutisch orientierten Teil der Szene kommt Bahamas zu Hilfe mit fachmännischer Deutung ihrer Probleme und bietet ein grobes Raster zur Einordnung des Vorfalls: Eine allgemeine Ichschwäche bringe solch subjektive Gleichsetzung von 'Verführung' mit Vergewaltigung hervor; die "per se aggressiv" (S. 29) Lust werde als gewalttätiger Übergriff empfunden. Eine Ichschwäche verbreitet sich bekanntlich schnell: Wie soll man da noch "lustvoll agieren" (S. 29) können? Grund genug also, ein wenig über die eigene miese Verfaßtheit und/oder die anderer nachzugrübeln - um dann Scheinlösungen zu inszenieren. Die AAB schlägt vor, eine interne Gerichtsbarkeit als veräußerlichtes Gewissen zwischen dem Kopf und der Staatsjustiz schweben zu lassen sozusagen ein cour d'amour. eine offensichtlich infantile Dummheit, von der sich die Bahamas reflexartig zu einer Binsenwahrheit provoziert zeigt: Die Bahamas erachtet eine Szenejustiz grundsätzlich als nicht notwendig. Ein solider Bürger trage schließlich sein Gewissen mit sich herum und finde selbstverständlich zu den privaten Problemen auch die passende private Lösung. Die Ich - Ritter wissen eben zu unterscheiden: "völlig intolerabel" sei, wer auf das "Einverständnis" der Frau "schon nicht mehr abzielt"(S. 29). Das angegebene Kriterium zur Unterscheidung von "intolerabel" und 'verführend' setzt mißlingende Kommunikation schon voraus ('wer weiß schon, was Frauen wollen?') Entscheidend sei eben die (subjektive!) Absicht des Mannes. Bahamas'Tip für den Alltag gleicht verdächtig den Empfehlungen von Kindergärtnerinnen an Mädchen: Sie sollen erspüren, ob es 'böse gemeint' war - anstatt davon zu sprechen, was sie von der Sache halten. Generell finden sich auch prügelnde Ehemänner und Fun-fanatics, die Frauen ausdauernd bequatschen, nicht böse, sondern ganz normal und zielen Ihres Erachtens auf ein wie immer verquastes Einverständnis. Für den Zweifelsfall legt denn auch Bahamas noch eine 'objektive' Definition von Vergewaltigung bei. Gemeinsam ist beiden Gruppen, daß sie nach einigem Raunzen über die verzwickte Lage pragmatistisch Lösungen vorschlagen, die stark nach Entschlußkraft riechen ("Standards setzen"!, S.30), doch das Geschlechterelend reproduzieren. Der "Vorfair dient beiden Gruppen zur Profilierung auf politischem Terrain. Dem die Wählerschaft ersetzenden Publikum wird versprochen, das auch die politische Arbeit irritierende Geschlechterverhältnis handhabbar machen zu können - mal mit weniger (AAB), mal mit mehr (Bahamas) Zuweisung an 'Eigenverantwortlichkeit' - ohne Ihre bisherige politische Praxis ändern zu müssen. Das Insistieren auf die -Jenseits der Beweisbarkeit liegende, daher rechtlichen Instanzen notwendigerweise gleichgültige - Definition durch die Frau ist dagegen insofern richtig, als es darauf verweist, daß eine Gesellschaft. In der "bloß" erlittene Gewalt schnurzegal sein muß. aber immer wieder produziert, wird, abzuschaffen ist Dies wird Jedoch weder mittete Euphemismen wie 'Definitionsmacht', noch durch Instanzen, die sich der Vollstreckung subjektiver Definitionen verschreiben sollen, gelingen. Das Wunder des Patriarchats Die Kritik an der gesellschaftlichen Praxis wird der politischen Strebsamkeit untergeordnet Bahamas' Vorgehen zeugt dabei von Interessierter Borniertheit, nämlich vom Willen, am vorgefaßten Bild gesellschaftlicher Normalität als Basis für ihre Tätigkeit festzuhalten und "Vorfälle' in dieses Wunschbild wenigstens fiktiv einzupassen. Daß sie dabei in alten Klischees steckenbleiben, ist kein Wunder. Gründe für das. zäh sich haltende, erbärmliche) heterosexuelle Liebesleben sind aus ihrer Position heraus nicht recht auszumachen. Daß Männer Frauen "private Gemeinheiten" (S. 30) antun "aggressive Anmache" und -roh« Stechermentalität" gegenüber "geduldetem Geschlechtsverkehr" (S. 29) der Frauen - erlangt den Status der Selbstverständlichkeit die gegebenenfalls durchaus noch bedauert Jedoch nicht hinterfragt wird. Der Sachverhalt scheint unbekannt daß historisch immerhin recht viele Frauen erkannten, daß die Zusammenarbeit mit monologisierenden Scheißern zu revolutionären Zwecken absurd ist Noch femer liegt ihnen der Gedanke, daß auch heute die Frage, warum es so wenig Frauen in Politgrup-pen gibt, falsch ist Die richtige Frage lautet: wieso geben sich die Männer und die paar Frauen damit zufrieden? das scharlachrote L
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