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Der Vergewaltigungsvorwurf, Auseinandersetzung und die Konsequenzen

Fällt dieser Vergewaltigungsvorwurf auch unter “Widersprüche zwischen euch und der Szene”? Wie seid ihr mit dem Vorwurf umgegangen?

Viktoria: Erstmal muß man sagen, daß die Leute aus diesem Vorbereitungskreis, die so vehement dagegen waren, daß wir reden dürfen, über den genauen Fall nichts wußten. Da gibt es eine Erklärung dazu, wie unsere Position und unser konkreter Umgang damit war. Die haben vom Vergewlatigungsvorwurf gehört und daß der Typ noch in der Gruppe ist, fertig aus. Also kann die Antifa (M) keine Rede halten. 

Du sagst, der Typ war trotz Vorwurf noch in der Gruppe. Was hattet ihr euch dazu überlegt?

Viktoria: Bevor es diesen Vorwurf überhaupt gab, hatten wir schon eine Vorgehensweise für so einen Fall entwickelt. Nach dieser Vorgehensweise bleibt der Typ erstmal in der Gruppe und es bildet sich ein Frauen- und ein Männergremium. Das Frauengremium versucht mit der betroffenen Frau Kontakt aufzunehmen, um eine grobe Erläuterung des Falls zu bekommen, also kein Detailwissen, wenn sie das nicht will. Es geht nur darum, für uns einzuschätzen, was war. Außerdem wollen wir wissen, was die Frau fordert, z.B. ob der Typ aus allen politischen Zusammenhängen rausfliegen soll, oder sich auch aus ihrem persönlichen Umfeld entfernen, sobald sie in der Nähe ist. Diese Forderungen wollen wir auf jeden Fall unterstützen. Dann entscheiden die Frauen der Gruppe, ob der Typ drin bleibt oder nicht. Das ist nach dem jetzigen Vorwurf genau so gelaufen, nur daß sich die betroffene Frau auch gegenüber den Frauen der Gruppe nicht äußern wollte. Über Dritte, Vierte, Fünfte wurde dann gesagt, der Typ ist ein Vergewaltiger, es gibt aber keine Erläuterung. Auf der anderen Seite hatten wir die Darstellung des Typen, die natürlich nur eine Seite darstellen kann - das war uns von Anfang an klar. Und so wie er das dargestellt hat, war es keine Vergewaltigung.

Nach Eurer Definition..

Viktoria: Ja, nach unserer Definition und unseren Informationen war das keine Vergewaltigung. Es war auf jeden Fall heftiges sexistisches Verhalten. Das heißt, der Typ bleibt erstmal drin, daran sind dann aber verschiedene Bedingungen geknüpft: er hat sich überall dort zu entfernen, wo die Frau ist, aus ihrem persönlichen Umfeld sowieso, aber auch aus allen öffentichen Räumen. Außerdem soll er sich weiterentwickeln und sich nicht nach dieser Entscheidung zurücklehnt und sagen, jetzt ist alles gegessen. Nach weiterer interner Diskussion stellten wir unsere Vorgehensweise in Frage und verbesserten unser ursprüngliches Konzept. Wenn wir unserem Anspruch gerecht werden wollen, müssen wir erstmal der Frau glauben; das heißt, wenn der Vorwurf steht, muß der Typ erstmal aus der Gruppe raus. Denn unser Ansatz ist, daß wir nicht mit Vergewaltigern zusammen arbeiten. Trotz seines Ausschlusses muß die Klärung fortgeführt werden.

Nach welchen Kriterien wollt ihr jetzt entscheiden, ob er wieder in die Gruppe kommen kann?

Viktoria: Nach unserer Definition und nach seinem Verhalten.

Aber ihr habt ja als Quelle für Informationen lediglich seine subjektiven Äußerungen.

Viktor: Klar, das macht alles komplizierter, weil es keine grobe Erläuterung gibt. Trotzdem wollen wir uns von so einem Druck von außen nicht bestimmen lassen.

Klar ist, daß eure ganze Definition nichts nützt, solange ihr euch auf den Typ stützt, bei dem man nichtmal davon ausgehen kann, daß er die Wahrheit sagt. Ich denke, das ist der Punkt, an dem ihr hängen bleibt - wie andere Gruppen, aus denen ich solche Diskussionen auch kenne. Das ist nicht aufzulösen.

Viktoria: Eine Möglichkeit ist, eine Definition zu entwickeln, und die betroffene Frau zu fragen, ob der Fall auch unter diese Definition fällt.

Habt ihr das so gemacht?

Viktoria: Mit der Frau persönlich haben wir wiegesagt nicht gesprochen. Was wir über mehrere Ecken von ihren VermittlerInnen gehört haben, soll der Fall auch unter unsere Definition von Vergewaltigung fallen.

Also nehmt ihr den Typen jetzt auch nicht wieder auf.

Viktoria: Nein, das würden wir nicht, wobei in dem konkreten Fall er auch nicht wieder aufgenommen werden will.