Dieses Dokument ist Teil des Buches Wie geschmiert - Rüstungsproduktion und Waffenhandel im Raum Hamburg, 1998
21033 Hamburg (Bergedorf), Kampchaussee 63-71
Kapital: 30 Mio. DM
Beschäftigte: 220 (1995)
Umsatz
der Körber AG in der Sparte Werkzeugmaschinen: 362 Mio. DM
(1995).
Die Blohm Maschinenbau GmbH produziert Flach- und Profilschleifmaschinen, flexible Schleifzentren für die Automobil- und Luftfahrtindustrie. Die Firma gehört zur Körber AG, deren Aktienkapital sich bis 1992 mehrheitlich im Besitz von Kurt A. Körber befand und nach dessem Tod vollständig auf die Körber-Stiftung übergegangen ist. Körber, ursprünglich spezialisiert auf Zigarettenmaschinen, hatte die 1924 von Robert Blohm gegründete Werkzeugmaschinenfabrik 1978 übernommen und zeitweise in seine Hauni-Werke integriert; 1989 hat er den Geschäftsbereichs Hauni-Blohm Schleifmaschinen wieder verselbständigt. Heute bildet die Blohm Maschinenbau GmbH zusammen mit Firmen im In- und Ausland die internationale Schleifring-Gruppe der Körber AG.
Anfang der 80er Jahre wurde Körber nach Ausbau der Produktionskapazitäten zum Weltmarktführer in der Schleifmaschinentechnik; die Zahl der Beschäftigten in diesem Bereich stieg bis 1985 auf 380. 13
Insbesondere die Bestellungen führender Flugzeugturbinenhersteller aus Grossbritannien (Rolls-Royce) und ab 1985 aus den USA trugen zu diesem Aufschwung bei. Mit Blohm-Schleifanlagen wurden auch Teile des Kampfflugzeugs Tornado hergestellt.14
Wegen der Lieferung von Schleifmaschinen tauchten die Hauni-Werke 1985 auf einer von Apartheid-Kritikern zusammengestellten Liste der Hamburger Südafrika-Lieferanten auf.15 Während des ersten Golfkriegs (1980-88) kam die Körber AG mit beiden Seiten ins Geschäft. 1985 und 1986 bestellte der Irak drei Schleifmaschinen für das Militärforschungszentrum Sa'ad 16 bei Mosul, in dem die Raketen- und C-Waffenrüstung vorangetrieben wurde. Die Körber AG bildete Personal zur Bedienung der Maschinen sowohl in Deutschland als auch im Irak aus.16 Nach Angaben der Firma war das Geschäft genehmigt.
Im Jahr 1987 nahm die Körber AG einen Auftrag der staatlich-iranischen Defence Industries Organisation (DIO) an. Sie lieferte eine Schleifmaschine, mit der ein Teil des deutschen Schnellfeürgewehrs G 3 gefertigt werden konnte.17 Firmensprecher Peter Reszczynski bestätigte 1988 die vom Fernsehmagazin "Monitor" enthüllte Lieferung einer Flachschleifmaschine im Wert von 800.000,- DM, wollte die Öffentlichkeit aber glauben machen, man habe von der militärischen Nutzung nichts gewusst. Dabei war es innerbetrieblich kein Geheimnis, dass dem Iran "die massgeschneiderte Software und Vorrichtung für bestimmte Waffenteile" geliefert wurde. Die Bundesregierung liess Anfang 1990 verlauten, es habe sich um eine ungenehmigte Ausfuhr gehandelt, und die Oberfinanzdirektion Hamburg habe ein Bussgeldverfahren eingeleitet - 18 das Ergebnis ist unbekannt geblieben.
Ungeachtet dieser Information aus Bonn erklärte der Hamburger Senat Anfang 1991 auf Anfrage, ihm sei nicht bekannt, dass "Blohm Maschinenbau auch Güter produziert, die unter das Kriegswaffenkontrollgesetz fallen oder für militärische Zwecke eingesetzt werden können".19 Krista Sager (Frauenfraktion) wertete diese Aussage als Beleg dafür, dass der Senat "zu einem politischen Klima stillschweigender Duldung und Verharmlosung" beitrage.20 Dem positiven Image von Unternehmenschef Kurt A. Körber haben die Berichte über die Kriegsgeschäfte wenig geschadet. Im April 1991 erhielt Körber, der 1988 auf dem Werksgelände ein Eisensplitter einer sowjetischen SS-12-Rakete als Friedensdenkmal aufgestellt hatte, die Ehrenbürgerwürde Hamburgs.
Die Firma Robert Blohm war bereits zwischen 1934 und 1945 mit Rüstungsaufträgen befaßt.21 Kurt A. Körber war im Zweiten Weltkrieg technischer Direktor einer Dresdener Maschinenfabrik und erfand ein Ortungsgerät, "das bei Marine und Luftwaffe Anklang fand".22
Anmerkungen: