Dieses Dokument ist Teil des Buches „Wie geschmiert - Rüstungsproduktion und Waffenhandel im Raum Hamburg“, 1998

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Bavaria Keytronic Technologie GmbH (BKT)

22761 Hamburg (Bahrenfeld), Boschstr. 23

Stammkapital: 2 Mio. DM
Beschäftigte: ca. 80 (1992), 30 (1997)
Umsatz: 6 Mio. DM (1996)
Geschäftsführer: Michael Wacker (1987-93), Michael Joseph Rogerson (seit 1993)



Bis 1982 hiess die 1970 gegründete Firma noch "Bourns-Ketronic Gesellschaft für flugtechnische Geräte mbH"; Hauptgesellschafter war damals die Bourns Incorporated, Riverside/Kalifornien. Danach kam das Gesellschaftskapital vollständig in den Besitz der Kollsman System-Technik GmbH, München, die zunächst zum US-Konzern Sun Chemical Corporation, New York, gehörte und um 1987/88 von der Rogerson Aircraft Corp., USA, übernommen wurde. Seit einigen Jahren befindet sich die BKT direkt zu 100 % im Besitz von Michael J. Rogerson, Irvine/Kalifornien.

Beteiligung am Rüstungsgeschäft

Die militärischen Produkte hatten Anfang der 90er Jahre einen Umsatzanteil von 68 Prozent. 3 Nachdem sich die Firma von zivilen Aktivitäten getrennt hat,machen Rüstungsaufträge 95 Prozent des Umsatzes aus. 4

Die Firma hat sich auf die Entwicklung und Fertigung von Aufzeichnungs- und Überwachungssystemen für militärische Zwecke spezialisiert. Im "International Defence Equipment Catalogü 1985/86" war BKT mit folgenden Produkten vertreten: 5



Nach einem Bericht der taz Hamburg hat BKT in den 80er Jahren 800 HDDR-Systeme für das Kampfflugzeug Tornado hergestellt.6 Diese Zahlenangabe legt die Schlußfolgerung nahe, daß nicht nur die 322 Tornados der Bundeswehr, sondern auch die 385 britischen und 100 italienischen Tornados mit diesen Systemen ausgerüstet wurden. Demnach dürfte das HDDR-System bereits im harten Kriegseinsatz eingesetzt worden sein, da britische und italienische Tornados im Golfkrieg 1991 an den Bombenangriffen gegen den Irak beteiligt waren. Darüber hinaus hat BKT für die ECR-Tornados der deutschen Luftwaffe zwei Systeme zur Aufklärung und zur Aufzeichnung von Radardaten in Videotechnik entwickelt:7



Die Abkürzung ECR steht für "Electronic Combat and Reconnaissance". Die Bundeswehr hat bis 1992 insgesamt 35 ECR-Tornados in Dienst gestellt. Nach Darstellung des Flugzeugherstellers hat die ECR-Variante "als einziges modernes Kampfflugzeug der Welt" ein Radarortungssystem, "mit dem die Flugzeugbesatzung jede Radarstellung am Boden erkennen, lokalisieren und gegebenfalls bekämpfen kann".8 Der Balkan-Krieg gab die Gelegenheit zum Test. Zwei ECR-Tornados des Jagdbombergeschwaders 32 (Lechfeld/Bayern) nahmen am 1. September 1995 am NATO-Schlag gegen serbische Ziele teil; es war dies der erste Kampfeinsatz in der Geschichte der Bundeswehr.9

Da die Nachrüstung des Tornados mit neuen Videokamerasystemen fortgesetzt wird, ist BKT in den nächsten Jahren relativ gut ausgelastet.

Für Überwasserkriegsschiffe und U-Boote liefert BKT z.B. hochgenaue Geschwindigkeitsmesssysteme (Log GMA 03).10


Anmerkungen:

(3) Giessmann/Wehner 1992, Anhang: Übersicht über die Firmeninterviews, S. 4f. (die Fa. wird dort ohne Namensnennung behandelt, ist aber anhand der Produktpalette eindeutig als BKT identifizierbar).
(4) Firmenauskunft Juni 1997.
(5) dort Vol. III, S. 603, 664 u. 769 .
(6) taz HH 22.1.1985 (s. Dokument)
(7) Jane's Avionics 1995-96, S. 443, zum folgenden auch S. 299
(8) Wehrtechnik Nr. 2/1995 S. 19
(9) Vgl. den Bericht "Zwischen Neugier und Unsicherheit" von Stefan Petersen im Hamburger Abendblatt v. 31.8./1.9.1996
(10) International Defence Eqipment Catalogue 1992/93, Vol. II S. 336.