Dieses Dokument ist Teil des Buches „Wie geschmiert - Rüstungsproduktion und Waffenhandel im Raum Hamburg“, 1998

vorheriger Firma

Firmenverzeichnis

nächste Firma

Suche im Buch

Startseite

Impressum



ELNA Elektro-Navigation und Industrie GmbH

25462 Rellingen, Siemensstrasse 35



Stammkapital: 1,4 Mio. DM
Beschäftigte: 93 (1994)
Umsatz: 22,5 Mio. DM (1982), 26 Mio. DM (1994)
Geschäftsführer: Peter Schick (seit 1974)

Die ELNA ist als Handels-, Dienstleistungs- und Systemhaus vor allem für Schiffbau und Schiffahrt in den Bereichen Navigation, Kommunikation, Sondertechnik, Marineautomation, Schiffsmaschinenbau, Brandmelde- und Sicherheitstechnik tätig. Im Vordergrund steht der Vertrieb von Produkten ausländischer Hersteller, die Beratung und Projektierung, der Einbau von Anlagen, die Schulung von Personal und der Kundendienst. ELNA befindet sich in 100prozentigem Besitz des Hamburger Familienunternehmens Ernst Ludwig Schick KG. (Zur Schick-Gruppe gehört daneben die Ferropilot GmbH, Rellingen, die sich mit der Ausrüstung von Kleinschiffen und Yachten befasst.) Zweigniederlassungen und Kundendienststellen unterhält die ELNA in Bremen, Bremerhaven, Duisburg, Kiel, Wilhelmshaven und seit 1990 in Rostock.

Beteiligung am Rüstungsgeschäft

Zur Ausrüstung militärischer Schiffe bietet ELNA an: Wechselsprech- und Rufanlagen, Radaranlagen, integrierte Navigationssysteme, GPS-Satellitennavigatoren, Satellitenvermessungssysteme, Radarsimulatoren, Minenjagd-Sonarsysteme, Kommunikationsbojen, elektronische Plottische, Bathythermographen, integrierte Maschinenüberwachungs- und Alarmanlagen, Dieseldiagnosesysteme, Temperaturfühler, Signalverstärker, Druckwandler, Tankinhaltsmessanlagen u.a.19

1984 wickelte die ELNA einen Auftrag für die Ausrüstung indischer U-Boote bei HDW Kiel ab.20

Die ELNA inseriert oft in der Fachzeitschrift "Marineforum". In Anzeigen wies sie 1995 z.B. darauf hin, dass sie "für schwimmende Einheiten der Bundesmarine und Marineflieger" komplexe Seenot- und Sicherheitsfunksysteme geliefert hat. 21 Besonders bemerkenswert ist eine ganzseitige ELNA-Anzeige für ein von ihr vertriebenes Farbradarsichtgerät von Kelvin Hughes.22 Dieses auf allen Kriegsschiffstypen verwendbare Taktische Farb-Display werde "bereits von über 14 Marinen weltweit eingesetzt", nämlich von: Grossbritannien, Australien, Belgien, Kanada, Griechenland, der Niederlande, Indonesien, Irland, Kenia, Norwegen, Oman, Pakistan, Katar, Singapur, Spanien und der Türkei. Über den abgebildeten Flaggen all dieser Staaten steht die rhetorische Frage: "Wo steht die Bundesmarine?" - sinngemäss wie: Warum hat die Bundesmarine das Gerät noch nicht bestellt?

1996 erhielt ELNA von der Bundesmarine einen Grossauftrag: Die Firma soll die acht Fregatten der Klasse 122 mit komplexen Navigations-Radaranlagen Nucleus-2 5000 ARPA von Kelvin Hughes ausstatten. Begründung: die bisherigen Anlagen an Bord der Schiffe seien "veraltet".23 Ausserdem bestellte die Bundeswehr bei der ELNA solche Radaranlagen für die Marineortungsschule und das Marinearsenal sowie Ausbildungsgerät für die Marinefernmeldeschule Flensburg.

ELNA vertritt neben Kelvin Hughes noch andere internationale High-Tech- und Rüstungsunternehmen, darunter MSI-Defence Systems, GEC Alsthom, Magnavox und Marconi Underwater Systems.24 Als Beispiel für ein dual- use-Produkt aus dem Lieferprogramm von ELNA sei das in einen Reisekoffer integrierte, mobile Kommunikationsterminal MAGNAPhone des Herstellers Magnavox genannt. Mit ihm ist eine "weltweite netzunabhängige, abhörsichere Satellitenkommunikation" möglich.25

Konversion?

Geschäftsführer Schick äusserte 1990 die Befürchtung, dass mittelständische Unternehmen wie die ELNA gegen den neuen maritimen Elektronikverbund Systemtechnik Nord des Bremer Vulkans kaum noch würde konkurrieren können, und zwar "besonders, wenn die Marineaufträge ausbleiben, wie angesichts der Entspannung zu erwarten ist".26 ELNA, so Schicks erklärtes Ziel, sollte Zuwächse vor allem ausserhalb des maritimen Bereichs erzielen. Ernsthafte Bestrebungen, aus dem Militärgeschäft auszusteigen, waren in der Firmenpolitik der ELNA jedoch nicht zu erkennen.

Geschichte

Die ELNA wurde 1952 von vier Ingenieuren als Vertriebs- und Servicefirma des britischen Radar- und Echolotherstellers Kelvin Hughes in Hamburg gegründet. Mitte der 60er Jahre zog die Firma von der Englischen Planke (Stadtteil Neustadt) zunächst in das hafennahe Gewerbegebiet von Hammerbrook/ Hamm-Süd, 1972 dann nach Rellingen um. Als Geschäftsführer trat neben Herbert Präfke zunehmend Ernst Ludwig Schick in Erscheinung. 1973 erfolgte die Eingliederung der ELNA in die Ernst Ludwig Schick KG, Hamburg.




Anmerkungen:

(19) Firmenprospekt "Die Welt der ELNA" (1992).
(20) Frankfurter Allgemeine Zeitung 21.3.1985.
(21) z.B. Marineforum Nr. 3/1995, S. 23 .
(22) Marineforum Nr. 10/1995 S. 42.
(23) Schiff & Hafen Nr. 12/1996 S. 36.
(24) Wehrtechnik Nr. 11/1995, S. 47.
(25) Firmenprospekt (wie Anm. 1).
(26) Handelsblatt 16.5.1990.