Dieses Dokument ist Teil des Buches Wie geschmiert - Rüstungsproduktion und Waffenhandel im Raum Hamburg, 1998
20097 Hamburg (Hammerbrook), Gotenstr. 18
Stammkapital: 1,0 Mio DM
Beschäftigte: 145 (1981), 115
(1995)
Umsatz: 31 Mio DM (1994)
Geschäftsführer:
Jürgen Wächtler (seit 1978), Dr. Klaus Pfaff (seit 1989)
Die Firma befasst sich mit der Entwicklung und Fertigung von Geräten und Anlagen zur Funkpeilung (Funkortung, Funküberwachung), die in der Handelsschiffahrt, bei der Flugsicherung und in der zivilen Fernmeldeverwaltung, in starkem Ma e aber auch im militärischen und nachrichtendienstlichen Bereich eingesetzt werden. Auf dem Sektor der zunehmend wieder interessanter werdenden Funkpeilung, so schrieb die Frankfurter Allgemeine 1987 über C. Plath, hätten selbst die USA den Produkten dieses Hauses nichts Vergleichbares entgegenzusetzen .1
Zu Beginn des Untersuchungszeitraums (1980) lag eine 51-Prozent-Mehrheit am Gesellschaftskapital bei der Fried. Krupp GmbH, Essen, die 1983 auf deren Tochter Krupp Atlas Elektronik GmbH, Bremen, überging. Als der Bremer Vulkan 1991 die Atlas Elektronik von Krupp übernahm, kam auch der Mehrheitsanteil an der C. Plath GmbH unter die Kontrolle des Bremer Vulkans. Zum 1.1.1996 erwarb dann die -> Handelsgesellschaft Scharfe m.b.H. & Co, Hamburg, den 51-Prozent-Anteil von der Vulkan- Tochter STN ATLAS Elektronik. 45 Prozent am Kapital lagen stets bei der Firma -> C. Plath Navigation - Automation bzw. bei deren Mutterkonzern Litton. Die restlichen 4 Prozent wurden bis etwa 1983 vom Firmengründer Dr. Maximilian Wächtler (s. unten) gehalten, seitdem befinden sie sich im Besitz von dessen Sohn Jürgen Wächtler.
Die Firma ist sehr aktiv auf dem Gebiet der Forschung und Entwicklung. Bis 1994 wurden von ihr bereits über 300 Patente angemeldet. Für Feldversuche stehen ihr in der Umgebung von Hamburg drei verschiedene Versuchsgelände zur Verfügung.2
Eng mit der C. Plath GmbH verbunden ist die 1974 gegründete Dr. Wächtler G.m.b.H. (Bahrenfelder Str. 27, Ottensen), die sich mit speziellen Forschungs- und Entwicklungsaufgaben auf dem Gebiet der Nachrichtentechnik, insbesondere des Funkpeilwesens, befaßt. Geschäftsführer ist Bernd Horstmann.
C. Plath übernimmt auch die Schulung von Bedienungspersonal und die Wartung von gelieferten Systemen.
Zu den militärischen Produkten, die die Firma entwickelt und produziert, gehören Navigationspeilanlagen, vor allem aber Geräte und Antennen für die elektronische Kampfführung (EloKa). Wie in einem Firmenprospekt von Plath ausgeführt wird, besteht das Ziel der EloKa darin, Informationen über den Gegner zu gewinnen, seine Aufklärung zu täuschen, seine Waffenwirkung zu beeinträchtigen, sowie die eigene Einsatzfähigkeit unter dem Gesichtspunkt einer funkelektronischen Bedrohung zu erhalten.3 Weiter heißt es in derselben Quelle:
Die EloKa umfaßt
Fernmelde-Elektronische Aufklärung (SIGINT = Signal Intelligence),
Elektronische Unterstützungsmaßnahmen (ESM = Electronic Support Measures),
Elektronische Gegenmaßnahmen (ECM = Electronic Countermeasures) und
Elektronische Schutzmaßnahmen (ECCM = Electronic Counter-Countermeasures).
Plath hat sich auf die Entwicklung automatischer, fernkommandierbare Peilnetze mit zentraler Auswertung spezialisiert.4 Als Meilensteine in der Firmengeschichte verzeichnet Plath:
1976: Erstes automatisches Funkaufklärungssystem für die Bundeswehr
1988: Vollautomatisches landesweites Peilsystem mit `Punktwolke'-Ortung
1992: Fernbedienbare, leicht verlegbare, abgesetzte Peilshelter für ausserordentlich beweglichen Einsatz.
Plath bietet Funkpeilsysteme für unterschiedliche Frequenzbereiche und Einsatzmöglichkeiten (mobiler, semimobiler und stationärer Einsatz) an. In Jane's Military Communications 1996-97 werden folgende, von Plath produzierte Anlagen aufgeführt:5
1160 Automatic VHF DF System: ein System zur Funkpeilung ( Direction Finding = DF), zu dem vier mit langen, ausfahrbaren Antennen und diverser Elektronik ausgerüstete Fahrzeuge gehören; es ist von verschiedenen NATO-Ländern erworben worden,
SFP 5200 Sichtfunkpeiler, bei mehreren Streitkräften im Einsatz,
DFP 5300 Peilfunk- und Analysier-Ausrüstung, seit 1994 im Einsatz,
DF 90 Funkpeilsystem mit acht Sichtfunkpeilern, seit Anfang der 90er Jahre im Einsatz,
AMPLUS 14 DF Equipment: a high performance VHF/UHF direction-finding receiver, neu,
KE 385.2, tragbarer Miniatur-Empfänger, seit 1995 im Einsatz.
In den 80er Jahren hat der Mutterkonzern Krupp über die Geschäftsentwicklung und Grossaufträge der Firma nur wenig verlauten lassen. Am inhaltsreichsten war noch die Mitteilung im Geschäftsbericht 1987:6
Das Tochterunternehmen C. Plath GmbH, Nautisch-Elektronische Technik erhielt von öffentlichen Auftraggebern aus dem In- und Ausland grössere Aufträge, die u.a. die Entwicklung und Lieferung eines rechnergestützten Peilkommandierungssystems und einer Fernwirkanlage zur Überwachung und Steuerung von Peilsystemen umfassen. Zur Ortung extrem schneller und frequenzagiler Sender wird ein `frequenzoffener' Funkpeiler entwickelt.
Etwas auskunftsfreudiger zeigte sich ab 1991 die neue Muttergesellschaft Bremer Vulkan; zumindest wurden nun einige Empfängerländer genannt. Im Geschäftsbericht 1991 hieß es zu C. Plath: Grossaufträge aus Finnland und Griechenland wurden erfolgreich abgewickelt; weitere Aufträge aus Dänemark und Frankreich hätten noch nicht abgerechnet werden können.7 Für 1992 wurde der Geschäftsverlauf wie folgt dargestellt:8
Während der Umsatz der Plath GmbH auf Vorjahresniveau liegt, konnte der Auftragseingang um 58 % gesteigert werden. 90 % des Umsatzes wurden mit dem Vertrieb eigenentwickelter, moderner Funkpeilanlagen für die staatliche Funküberwachung im Kurzwellenbereich erzielt. Bordeigene und küstengebundene Peilanlagen stellen den Rest des Umsatzes. Aus dem 53%igen Exportgeschäft sind Lieferungen an die Schweiz, die Niederlande und Frankreich besonders hervorzuheben. Die deutsche Bundeswehr erhielt im Jahre 1992 die ersten neuen Kurzwellen-Peilsysteme aus einem bis in das laufende Geschäftsjahr (d.h. 1993, d.Verf.) hineinreichenden Grossprojekt. Durch Intensivierung der eigenen Forschung und Entwicklung hat die C. Plath GmbH inzwischen einen international anerkannt hohen Standard erreicht, der auch in dem sich abzeichnenden härter werdenden Wettbewerb zum eigenen Vorteil genutzt werden kann.
Für 1994 fiel die Bilanz für Plath nicht so positiv aus: der Auftragseingang blieb aufgrund von Kürzungen der Verteidigungsbudgets mehrerer Länder deutlich unter Plan.9
Die C. Plath GmbH ist im übrigen Kooperationspartner der Hamburger Bundeswehruniversität, Fachbereich Elektrotechnik - Allgemeine Nachrichtentechnik (Prof. Dr.-Ing. Heinz-Dieter vom Stein). Gegenstand der Kooperation ist die Optimierung der Verarbeitung von Peilsignalen.10
Die C. Plath Nautisch-Elektronische Technik GmbH ist 1954 aus der 1950 geschaffenen Abteilung Funknavigation der C. Plath Fabrik nautischer Instrumente (heute: C. Plath Navigation - Automation) hervorgegangen.11 Treibende Kraft war dabei Dr. Maximilian Wächtler, auf dessen Initiative sich damals auch die Atlaswerke in Bremen an der neuen Firma beteiligten.
Zur Person: Dr. Maximilian Wächtler (geb. 1900) gilt in Fachkreisen als Nestor der Peiltechnik in Deutschland und wird von manchen gar als Peilpabst verehrt.12 Dutzende von Erfindungen und Patenten gehen auf ihn zurück. Frühzeitig stellte er seine Fähigkeiten in den Dienst der deutschen Aufrüstung: von 1929 bis 1945 war er bei der Nachrichtenmittelversuchsanstalt der Marine in Kiel tätig. Hohe Weltkriegs-Offiziere wie Kapitän zur See a.D. Bonatz und Generalleutnant a.D. Harlinghausen hoben in einer 1980 zu Dr. Wächtlers 80. Geburtstag erschienenen Festschrift dessen hohe Verdienste um die Verbesserung des militärischen Funkpeilwesens vor 1945 hervor.13 Militärischen Forderungen blieb er auch danach stets aufgeschlossen (Bonatz). Ein Fernmelde-Spezialist, der ab 1961 bei der Bundeswehr arbeitete, bescheinigte im Rückblick: Die Ausrüstung des Heeres mit Sichtfunkpeilern brachte oft Probleme mit sich, die ohne die Hilfe Dr. Wächtlers nicht zu klären waren.14 Das Buch Funküberwachung und Elektronische Kampfführung (Stuttgart 1986) hat sein Verfasser, der Bundeswehroffizier Rudolf Grabau, Dr. Wächtler persönlich gewidmet.
Anmerkungen: