Abdullah Öcalans Grußbotschaft zum Jahr 2000 Wir lassen ein Jahrhundert hinter uns, das aus Sicht der Menschheit voller großer Schmerzen und Tragödien war. In diesem Sinne finde ich das 20. Jahrhundert ein wenig verzerrend. Ich versuche, die vorangegangenen Jahrhunderte besser zu verstehen. Wir kämpfen dafür, das Wesen, das die Menschheit an ihrem Beginn hatte, und die Freiheit des Menschen ins dritte Jahrtausend zu tragen. Die Werte, die im Mittleren Osten, in Anatolien und Mesopotamien, entwickelt wurden, in erster Linie von Sokrates und Jesus, die dieses Wesen und diese Freiheit ausgedrückt haben, von Moses, Zarathustra, Mani und Mohammed mit ihrer Lebensphilosophie; wir verbinden sie mit Hallaci Manur, Nesimi, Haci Bektas Veli, Yunus Emre, Mevlana und Pir Sultan Abdal und tragen sie ins dritte Jahrtausend. Die Schmerzen des 20. Jahrhunderts haben die Menschheit, die sich auf der großen Suche nach Freiheit befindet, reifen lassen. Das vergangene Jahrhundert ist in diesem Sinne voller historischer Lehren. Es ist mittlerweile unumgänglich geworden, die vorhandenen Probleme nicht durch Hass und Rache, sondern demokratische Verständigung und in einer Kultur der Toleranz zu lösen. So wie in den 1920ern unter großen Schwierigkeiten unter der Führung von Mustafa Kemal enthusiastisch die Republik aufgebaut wurde, so muss man heute für den Aufbau der Demokratischen Republik mit dem gleichen Enthusiasmus gesellschaftliche Anstrengungen und Arbeit aufbringen. Wir suchen die demokratische Lösung nicht außerhalb der Republik, sondern innerhalb. Unser Aufstand, der dem letzten Viertel des 20. Jahrhundert seinen Stempel aufgedrückt hat, war nicht gegen die Essenz der Republik gerichtet, sondern gegen ihre zu Oligarchie gewordene Herrschaftsform. Wir waren niemals gegen eine Republik. Wenn die Republik nicht in die Hände einer Oligarchie geraten wäre, wenn das Kurdentum nicht zum Privatbesitz ??? der Aghas geworden wäre, hätten wir keinen Aufstand begonnen. Dieser Aufstand, der als Antwort auf große Rückständigkeit, Elend und Ungerechtigkeiten begonnen wurde, war gleichzeitig darauf gerichtet, der Republik ein demokratisches Wesen zu verschaffen. Daher müssen alle Personen, Organisationen, Parteien und Kräfte, deren Interessen wirklich Demokratie, Frieden und Geschwisterlichkeit sind, zusammenkommen. Das traditionelle Profitieren, das auf der Grundlage von Täuschungen, kleinen Interessen, Blut und Tränen Politik macht, muss überwunden werden. Das ist es, was die Geschichte heute von uns verlangt. Am Beginn des dritten Jahrtausends hat in der Türkei, die endlich auch ein Mitglied der Familie der zivilisierten Welt werden muss, eine Phase von Veränderungen und Wandel in dieser Richtung eingesetzt. Das 21. Jahrhundert wird für die Türkei und für die Welt ein Jahrhundert des Sieges der und der Aufklärung durch Demokratie werden. Am Anfang diesen Jahrtausends wird weiter an einer geschwisterlichen türkisch-kurdischen Annäherung, am Anfang dieses Jahrhunderts weiter am Aufbau der Republik gearbeitet, mit viel Mühe, Schmerzen und großem Enthusiasmus. Wir kämpfen unermüdlich für das Ziel der "Einheit in Freiheit" in der Demokratischen Republik, die den 2000ern ihren Stempel aufdrücken wird. Auf dieser Grundlage wünsche ich mir, dass die 2000er Anatolien und Mesopotamien Frieden, Geschwisterlichkeit und Freiheit bringen mögen. Ich glaube auch, dass dies die beste Art ist, den Jahreswechsel 2000 zu begehen. In diesem Sinne grüße ich alle. 31.12.1999
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